Der Derbysieger
President etwas rätselhaft. »Ich verlasse mich auf ihn - und auf die beiden anderen auch. Eines Tages wird mein sehnlichster Wunsch doch noch in Erfüllung gehen«
Eric sah ihn überrascht an, denn er verstand diese merkwürdigen Worte nicht. Was konnte denn der sehnlichste Wunsch dieses alten Mannes noch sein? Ein Mensch in seinen Jahren hat gewöhnlich keine Wünsche mehr. Aber Eric bekam keine weitere Erklärung.
Er unterhielt sich noch einige Zeit mit Mr. President und trennte sich dann von ihm, um seine Gäste aufzusuchen.
Es war ein herrlicher Frühlingstag, und der Andrang des Publikums zu dem Rennen war außergewöhnlich groß.
Als Stanton zum Teepavillon kam, fand er nahezu alle Plätze besetzt. Aber schließlich entdeckte er einen kleinen Tisch an der Außenseite, an dem noch ein Stuhl frei war. Ihm gegenüber saß eine junge Dame, die anscheinend ohne Begleitung war. Ihre großen, dunklen Augen wirkten äußerst anziehend; sie hatte feingeschnittene Züge, eine gerade Nase und frische, rote Lippen. Er hatte das Gefühl, daß er sie früher schon einmal gesehen haben mußte, und plötzlich entsann er sich.
»Verzeihen Sie, habe ich die Ehre mit Miss President?« Sie nickte lächelnd.
»Wir haben uns doch bei dem Eisenbahnunglück in Südfrankreich gesehen?«
»Das stimmt. Ich kann mich deutlich an Ihre Stimme erinnern. Sie standen hinter mir, als Monsieur Soltescu so laut über seinen Verlust klagte.«
Ihre Züge verdüsterten sich einen Augenblick, aber er konnte die Ursache nicht ahnen. Sie plauderten miteinander, und nach einigen Minuten war es ihnen, als ob sie sich schon seit Jahren kennen müßten. Sein freundliches, offenes Wesen gefiel ihr sofort, und auch er fühlte, daß er ihr sympathisch war.
Sie waren so sehr in ihr Gespräch vertieft, daß sie nicht einmal bemerkten, wie sich der Teepavillon allmählich leerte. Erst als das Glockenzeichen von der Rennbahn her ertönte, erkannten sie, daß sie das Rennen versäumt hatten.
»Es täte mir sehr leid, wenn ich Sie aufgehalten hätte«, sagte sie lächelnd.
»Nein, nein, durchaus nicht. Ich habe sowieso kein großes Interesse an den anderen Rennen, die heute noch gelaufen werden. Darf ich Sie zum Sattelplatz begleiten?«
Sie nickte und nahm ihre Tasche auf.
»Wahrscheinlich treffen wir meinen Großvater dort«, meinte sie. Diese Feststellung machte sie etwas widerwillig, denn sie hatte sich in der Gesellschaft dieses schönen jungen Mannes außerordentlich wohl gefühlt.
Als sie fortgingen, begegnete ihnen am Ausgang ein Herr. Er grüßte Miss President höflich, aber sie nickte nur kühl.
»Kennen Sie Sir George Frodmere auch?« fragte Eric.
»Er kennt uns«, sagte sie gleichgültig. »Er bewundert meinen Großvater wegen seiner Tüchtigkeit. In der letzten Zeit war er öfter bei uns, aber ich mag seine Gesellschaft nicht sehr. Hoffentlich ist er nicht Ihr Freund.«
Eric lachte.
»Nein, er ist durchaus kein Freund von mir. Und er weiß auch, daß ich nicht viel von ihm halte.«
Sie betrachtete ihn lächelnd.
»Und was halten Sie von Mr. Wilton, der immer in seiner Begleitung ist? Kennen Sie den genauer? Ich sah Sie vorhin zusammen auf der Tribüne.«
Sie biß sich auf die Lippen und errötete, denn sie hatte nicht verraten wollen, wie sehr sie sich für ihn interessierte. Während sie in angeregter Unterhaltung über den Platz gingen, warf sie ab und zu einen scheuen Blick auf ihn.
Milton Sands beobachtete die beiden und lächelte verständnisvoll.
»Sehen Sie einmal dorthin, Miss Symonds«, sagte er.
Eine schlanke junge Dame ging neben ihm her. Ihre Augen strahlten, und ihre Umgebung schien sie auf das lebhafteste zu interessieren. Im Gegensatz zu den kostbaren Toiletten, die man bei den Rennen sehen konnte, war sie einfach gekleidet. In Wesen und Haltung aber machte sie durchaus den Eindruck einer Dame.
»Wen meinen Sie?« fragte sie eifrig. Sie besuchte zum erstenmal ein Rennen, und alles kam ihr neu und wunderbar vor.
»Dort den Herrn und die Dame.«
Sie nickte und lachte vergnügt.
»Sie glauben gar nicht, wie sehr ich mich freue. Es war zu liebenswürdig von Ihnen, daß Sie mich mitgenommen haben.« Sie lächelte ihn an. »Es ist alles so herrlich, und ich gehe auch so gern mit Ihnen. Sie sind so anders -«
»Darauf bilde ich mir auch etwas ein. Ich bin tatsächlich anders als die anderen.«
»Ich scherze aber nicht. Sie sind anders als alle meine früheren Chefs, für die ich gearbeitet habe.« In ihren
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