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Der Diamant des Salomon

Der Diamant des Salomon

Titel: Der Diamant des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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aufgereiht statt W erkzeug m enschliche Schädel und Gebeine lagen. Die Knochen waren nach Art und Größe sor t ie rt ; Becke n- und Schienbeinknochen hier, R i ppen dort, W i rbel und die kleinen Knochen von Händen und Füßen wieder woanders.
    Das Mädchen na m ens Ruthie schnappte nach Luft und lief hinaus. Ein paar der ander e n folgten ihr. »Das einzige ko m plette S kelett hier ist das des heiligen Stephan«, erklärte Oved. »Die anderen Gebeine sta mm en von Mönchen, die in den vergangenen fünfzehnhundert Jahren dem Kloster gedient haben. W enn ein Mönch von Santa Katherina stirbt, dann bleibt er so lange begraben, bis sein Fleisch verwest ist. Danach werden seine Gebeine wieder ausgegraben, gereinigt und zu denen seiner Vorgänger gelegt.«
    Ta m ar nahm Harry bei der Hand und führte ihn aus dem Beinhaus. Draußen im Hof versuchte Avi, der Fahrer, den bleic h en ju n gen A m erikanern d as Abendessen sch m ackhaft zu m a chen, das aus Kräckern und d e m Rest der fettigen W urst bestand, d i e sie bereits gestern z u m Mittagessen gehabt hatten. Er sagte, daß dies m al in zwei Schlafsälen übernachtet werde, getren n t nach Männern und Frauen. »Die Reg e ln des Klosters verlangen es so.
    Aber wir können ja sowieso nur ein paar Stunden schlafen, wenn wir den Sonnenaufgang auf dem Berg e rleben wollen.«
    Harry und Ta m ar nah m en ihren Sack Orangen und begaben sich a u fs flache Dach des Klosters. Es wurde sehr dunkel. Von d e m Vollmond, den sie auf Masada gesehen hatten, war jetzt nur noch eine sch m ale, silberne Sichel übrig. Das erste m al liebten s i e si c h verzwei fe lt an e i na n dergekrallt; der Anblick der aufgestapelten Gebeine spukte ihnen im m er noch in den Köpfen heru m . Be i m z w eiten m al ging es besser, sie achteten b e ide darauf, daß der andere nicht zu kurz ka m . Aber H a rrys Gedanken kreisten ständig um Dinge, an die er eigentlich nicht denken wollte. T rotz Ta m ars redlicher Be m ü hungen legte ihm Gott nicht die Hand auf die Schulter und sagte: F uck you, Harry Hopeman.
    Dafür bohrte sich ihm am frühen Morgen ein in einem Stiefel steckender Fuß in die Rippen. Diesen Führer m ußte je m and angeheuert haben, der To u risten n i cht ausstehen konnte.
    »Aufsteh’n!« bellte Oved. » W enn Sie den Sonnenaufgang sehen wollen, dann m üssen Sie jetzt m itkommen.«
    Ta m ar wachte sofort au f , als Harry ihr Gesicht b erührte. Mit verklebten Augen quälten sie sich in ihre S chuhe und tasteten sich die dunkle Treppe hinab.
    Die anderen Touristen waren bereits im Hof versammelt.
    »Hat je m and eine Taschenla m pe dabei ? « fragte Oved. Nie m and meldete sich.
    »Na schön. Das bedeutet, daß wir mit zwei Lampen auskom m en müssen. Ich werde m it der einen vorausgehen, und Avi wird m it der anderen den S chluß bilden.«
    W i e schläfrige Motten folgte die Gruppe Oveds Licht. Der Boden bestand hauptsäc h lich aus grobem Schotter, der zwischen riesigen Felsblöc k en lag. Als sich Harry schließlich fast einen K nöchel verstaucht hätte, fauchte er Oved böse an. »Um Himmels W illen, gehen Sie doch ein bißchen langsa m er. Die Leute kommen Ihnen ja nicht nach!«
    » W ir sind gleich bei den Stufen. Dann geht es besser«, antwortete der Führer.
    Die Stufen bestanden aus großen, in den Berghang eingelassenen Steinplatten. Oved erzählte, daß viele Mönche ihr Leben lang an zwei W egen gearbeitet hatten, einem zum Aufstieg m it 1700 und einen zum Abstieg m it 3400 Stufen. Die Treppe, die, nicht enden wollend, nach oben führte, war ein Alptrau m .
    Harry war ein Läufer, aber Ta m ar war nicht so gut trainiert, zudem ging es bergauf. So beschlossen sie, sich Zeit zu lassen, auch wenn sie dafür auf den Anblick des Sonnenaufgangs verzichten mußten.
    Der Führer war schon weit voraus. Die Studenten folgten ihm dichtauf, ein paar weitere Gestalten huschten geisterhaft an Harry und T a m a r vorbei. Nach einer W e ile fiel es Harry ein, daß eine von ihnen eine Taschenlampe dabei gehabt hatte, und er hatte den Verdacht, daß Avi sich anscheinend doch nicht um die Nachzügler kümmern wollte.
    Als sie oben angekom m en waren, war es i mm er noch dunkel. Hier war der Weg breiter, außerdem wurde der H i m m el ganz langsam hell, so daß s i e jet z t s ch n ell e r v o ranka m en, da sie sehen konnten, wo sie hintraten.
    Harr y wurd e sic h plötz l ic h bewußt , da ß er , tro t z seiner Verzichtse rk lärung , do c h gern e d e n Sonnen au fg a n g von obe

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