Der Diamant des Salomon
eißwein ge b e n . Als Harry zurück zum Strand ka m , saß Ta m ar noch im m er an dersel b en Stelle. Er b reitete d i e Decke aus u n d öffnete die Flasche. Der W ein war nicht s chlecht. W ährend sie ihn tranken, kam der Mond hinter den Wolken hervor und ließ den weißen Schaum aufblitzen, den die W ellen zurückließen, wenn sie zischend auf d e m nassen Sand wieder ins Meer z u rüc k liefen.
»Kann ich irgendwas für dich tun?« fragte Tamar und drückte ihren Kopf an seine Schulter.
Harry schüttelte den Kopf. »Und ich für dich ? «
Sie küßte seine Hand. »Bleib bei m i r. Sonst nichts.« Sie legten sich auf die Decke und umar m t en sich.
»Ich könnte dich liebe n «, sagte er irgendwann m itten in der Nacht. Die W orte ka m en wie von selbst aus ihm heraus, er ersc h rak etwas, a l s er sich das sagen hörte.
Aber vielleicht schlief Ta m ar schon und hörte es nicht.
Harry sc h l ief besser als auf Masada, aber am Morgen war er ein wenig steif. Bevor sie wieder in den Bus stiegen, aßen sie ein gutes Frühstück, wie es selbst das schlechteste israelische Restaura n t zu bie t en hat: Oliven, geschnittene To m aten, Eier und Tee. Auf e i ner breiten, glatt asphaltierten Schnellstraße ging es weiter nach Süden. N a ch einigen Stunden durften sie in Shar m ’e Sheik kurz aussteigen, sich die Beine vertreten und auf die Toilette gehen.
In einem Lager der israeli s chen Ar m ee gab es als Mittagessen auf Kosten des Verteidigungs m i nisteriu m s einen Salat. Die jungen tsah a l, Soldaten, waren höflich und zuvorkom m end, aber Harry, den die Panzer und Kanonen, die hier in der sengenden Sonne lagen, nervös m achten, war froh, als der zuständige K o mmandant ihre Reiseroute geneh m igt hatte und der Bus das L a ger wieder verlassen konnte. Sie fuhren an einer Stelle vorbei, w o K a m ele durch ein L och im Stacheldra h tza u n in ein Minenfeld geraten w a re n . Ihre son n engebleichten Knochen lagen in weitem Umkreis verstreut heru m .
Oved, der F ührer, teilte Sal z tabletten aus und w arnte davor, aus den Feldflaschen zuviel Fl ü ssigkeit auf ein m al zu sich zu neh m en. Die jungen A m erikaner begannen, Lieder über Schnee, kaltes W etter und war m e Lagerfeuer zu singen. Dann gingen sie zu W eihnachtsliedern ü ber und infor m ierten die vor Hitze f lim m ernde W üste, daß Jesus, der Erlöser, geboren sei.
Eine ältere israelische Frau, die allein auf ei n er Bank vorn im Bus saß, drehte sich um und warf den S ä ngern böse Blicke zu.
»Ich würde gerne ein m al richtigen S chnee erleben«, sagte Ta m ar.
»Hast du denn noch nie welchen gesehen ? «
»Doch, zw ei m al. Aber wenn es in Jerusalem s chon ein m al schneit …« Sie zuckte m it den Achseln. »Das ist erbär m lich und blitz s chnell wieder w eggeta u t . Ich würde gerne ein m al Tiefschnee erleben und Eis, und alles, was dazugehört … na, du weißt schon.«
Auf ein m al packte Harry ein so he f tiges Heimweh, wie er es bisher nur sehr selten verspürt hatte. »Du würdest ihn mögen, den Schnee. Da bin ich m i r ganz sicher«, sagte er und sah zu, wie T a m ar einen ihrer schönen Dau m ennägel in die Schale einer Orange bohrte.
»Ich dachte, diese jun g en Leute wären a m erikanisc h e Juden.«
»Das sind sie ver m utlich auch.«
Ta m ar hatte bereits ein H äufchen Orangenschalen auf ihrem Schoß. » W arum singen sie dann von Jesus ? «
»Sie haben Angst vor der heißen Wüste. Da si ngen sie diese Lieder, weil sie ihnen vertraut sind.«
»Christliche Lieder sind ihnen ve r t ra ut ?« Sie teilte di e Orange und gab Harry eine Hälfte.
»Aber sicher. Mmmm – das schmeckt gut.« Die Orangen waren klei n er als d i ejenigen, die Harry aus New York kannte, da f ür aber süße r . Ver m utli c h kam das daher, daß sie am Baum und nicht in einer Transportkiste gereift waren.
»Die m eisten Kinder le r nen solche W eihnachtslieder in der Schule. A m erika ist nun ein m al ein christliches Land.«
Ta m ar nickte. » W enn dich e t was überrascht, sagst du auch m anch m al ›Jesus!‹. Ist dir das schon m al aufgefalle n ? «
Harry läch e lte. »Stim m t , das tue ich wohl. W o llen wir noch eine O range essen?«
Dies m al überließ sie ihm das Sch ä len. »Genauso, wie m ein Vater Gott ›Allah‹ nennt. Und m anch m al habe ich sogar abergläubische westliche Juden auf Ho l z klopfen sehen, wenn sie Glück gehabt hatten.«
»Na und ? «
»Das ist eine christliche Angewohnheit. Die frühen
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