Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Diamant des Salomon

Der Diamant des Salomon

Titel: Der Diamant des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
Vom Netzwerk:
erinnerten: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde … H a rry blickte auf und sah, daß der Mönch ihn beobachtete.
    »Sind Sie schon lange hier, Pater ? «
    »Sehr lange.«
    Harala m bos hatte ein sch m ales, aber nicht a u s g e m ergeltes Gesicht. Harry m einte zu e rst, daß seine g l änzend e n braunen Augen Kraft ausstrahlten, dann fiel ihm aber auf, daß es eine tiefe Gelassenheit war. Er fragte sich, ob er wohl eine ähnliche Zu f rieden h eit erreicht hätte, wenn er auf der Talmudschule geblieben wäre.
    »Sehnen Sie sich eigentlich nie nach der W elt da draußen ? « fragte er, einem I m puls folgend.
    Der Mönch lächelte. » V or dieser Versuchung bin ich gefeit. Ich m ag nicht, was von draußen zu uns hereinkommt.«
    » W as, zum Beispiel ? «
    »Heute f rüh haben wir auf dem Dach Verhütu n gs m ittel gefunden. Was sind das bloß für L eute, die so etwas tun – an einem Ort wie diesem?«
    »Leute, die nicht glauben, d a ß sie etwas Falsc h es tun, Pater.« Harry wandte den Blick ab u nd vertiefte sich wieder in den C odex.
    »Ich glaube, daß sich die Rö m er kurz vor dem Untergang ihrer Zivilisation ä hnlich aufgeführt haben. Und ebenso m eine Griechen und Ihre Juden. Sehen Sie die Parallele n ?«
    »Ich versuche, sie nicht zu sehen«, antwortete Harry.
    Als er draußen vor dem Kloster auf den Bus wartete, drückte ihm die ältere Frau ohne ein W ort die schöne Koralle in die Hand, die sie im Roten Meer gefunden hatte. Harry wollte prote s tieren, aber Tamar le g t e ihm die Hand auf den A r m.
    »Du m ußt das Geschenk anneh m en«, sagte sie.
    Erschöpft und schweigsam saßen sie auf der Rückfahrt in ihren Sitzen. Als sie wieder an der Küste waren, blies ihnen eine steife Brise dur c h die offenen Fenster Sand in die Augen, als wäre die Reise nicht schon beschwerlich genug. Am späten Nac h m ittag fuhr Avi den Bus in ei n e Tankstelle. Während die and e ren auf die Toilette gingen, rief Harry b eim American-Expres s- Büro in Jer u salem an.
    De r M a n n dor t sagt e , da ß ke i n B r ie f fü r Mr . Hop e man eingeg a nge n sei . M e hd i hatt e sic h al s o noc h nich t g e m elde t .
    Als sie Stunden später in Tel Aviv anka m en, waren sie froh, ihrem rollenden Gefängnis m it seinen lächerlichen Ballonreifen zu entkom m en.
    »Ich war noch nie in m ein e m Leben so m üde«, sagte Ta m ar, als sie im Taxi nach Jerusalem saßen.
    »Ich auch ni cht.«
    »Und ich bin schuld daran.«
    »Da hast du recht.«
    Sie lachten lange und ausgiebig.
    »Ah, Harry. Du bist lustig.«
    Im Hotel angekommen, verspürte er dieselbe übersteigerte Vorfreude auf den Luxus sei n es Zimmers wie bei seiner Rückkehr von Masada. Aber dies m al war alles noch viel schöner.
    Sie standen lange unter der heißen Dusche und wuschen sich gegenseitig. Ta m ar erschrak, als die Berührung m it dem seifigen W aschlappen bei Harry eine gewisse Reaktion auslöste. Hastig beruhigte er sie; das Fleisch war zwar willig, aber der Geist w a r zu schwa c h.
    Zum Abendessen trug T a m ar seinen Bade m antel. Harry be m erkte zufrieden, daß der Kellner, der das Essen aufs Zimmer brachte, nur m it Mühe seine Augen von ihr abwenden konnte.
    Sie waren zu m üde, um ihr Dessert ganz aufzuessen. Irgendwann vor der Morgendämmerung wachte Harry au f , lag s t ill im Bett u n d dachte über eine Menge Dinge nach. Dabei stieg ihm ein m er k wür d iger Geruch in die Nase, den er bis zu seiner R e isetasche zurückverfolgte.
    Die Koralle, die die alte Frau ihm g e geben hatte, war offensichtlich voller winziger Tiere g ewesen, die sich jetzt auf diese Weise für ihren Tod rächten. Harry le g t e die Koralle hinaus aufs Fensterbr e tt, wo s i e m it i h r e m Gestank höchstens die Vögel belästigen konnte.
    Ta m ar lag nackt im Bett, das Laken zwischen d en Beinen zusa mm engeknäult. Auf ein m al wußte Harry, was er m it dem roten Granat t u n wollte. Er ging zu der Kommode, wo er ihn unter einem Stapel He m d e n in einer Schublade versteckt hatte.
    Er würde ihn nicht schleifen, lediglich polieren und ganz schlicht fassen. Dann würde er ihn an einer Goldkette …
    … genau dort hinhängen.
    »Laß m i ch in Ruhe«, mur m elte Ta m ar auf heb r äisch.
    Sie wischte den Stein, den Harry ihr zwischen die Brüste gelegt hatte, von ihrem Körpe r . Der Granat fiel auf den Teppichboden und rollte fort.
    Harry ließ sich in einen Stuhl sinken und beobachtete, wie das er st e Licht des Morge n s a u f ihrem Körper spi e lte.

Weitere Kostenlose Bücher