Der Diamant des Salomon
n au s beobachte n wollte . Fü r da s letzt e Stüc k ergrif f er T a ma r be i de r H a n d un d zerrt e si e pr a ktisc h mi t n a c h o ben.
Ob e n au f d e m Ber g wa r ei n fl a ches , vo n a nderen , ähnlich stu m p f e n Gip f el n u m gebene s Fel s plateau , da s ein e Ausdehnun g vo n etw a z w eitausen d Qu a dra t m eter n hatte . Har r y wußte , da ß dies e Stümp f e alte , verwittert e Berg e waren. Trotzde m erschiene n s i e ih m al s schroffe , windumtoste Felstü r m e vo n eh r furch t gebietende r Schönheit . E s wa r nicht schwe r , si c h vorzustellen , da ß Got t hi e r z u Haus e war.
»Danke, daß du m i ch m it a u f diese Tour genom m en hast«, sagte er zu Ta m ar.
Sie küßte ihn.
Vom W i nd u m weht, gingen sie hinüber zu den anderen. Nie m and sprach, denn die Sonne ging auf. Das Licht war wundervoll.
Harry fiel auf, wie klein d i e Gruppe geworden war. » W o sind denn die anderen L eute ? « fragte er.
» W ir sind die einzigen, die es bis hierherauf geschafft haben«, antwortete Shimon.
Harry ging hinüber zu Oved. » S ie sollten besser wieder hinuntergehen. Ihre Touristen sind über Meilen verstreut irgendwo an diesem Berg.«
»Es sind im m er welche dabei, die umkehren«, sagte Oved gelassen. »Sie finden den W eg zurück zum K l oster.«
Harry sah ihn an.
»Ich sc h ät ze , wir s o llten doch besser nach ihnen sehen. Dieser Ba st ard m acht s onst Ärger«, sagte Avi auf hebräisch.
»Das wäre nicht das D ü m m ste«, sagte Harry, ebenfalls auf hebräisch. Die beiden Männer m achten sich langsam auf den W eg nach unten.
»Ich gehe auch«, sagte Harry zu Ta m ar. Sie begleitete ihn. Nach etlichen hundert Met e rn trafen sie auf den Führer und den Fahrer, die einem Paar beim Aufstieg halfen.
»Sie sagen, sie seien die let z ten«, sagte Avi. »Alle anderen sind zurück nach Santa Katherina.«
»Ich gehe noch ein bißchen weiter hinunter. Sicher ist sicher.«
Es schien wirklich nie m and m ehr nachzukommen. Aber dann packte Ta m ar Harry am Ar m .
»Da. Dort unten! Siehst du ? «
Die beiden eilten den Weg hinunter, bis sie zu der älteren israelischen Frau ka m en, die auf einem Felsen saß.
Ta m ar blieb stehen. »Sie ist eine stolze alte Da m e. Ich glaube, daß ihr nur einer von uns helfen sollte.«
Harry nickte. »Du wartest hier.«
Als er bei der alten Frau anka m , sah er, daß diese ganz blaß war.
»Ist alles in Ordnung, chaver a ?«
Sie starrte ihn an und stand m it Mühe auf. »Ich habe nur eine kleine Ruhepause eingelegt. Ich bin auf dem W eg nach oben.«
»Abe r sicher . Dar f ic h S i e ei n S t üc k begleiten? « Na c h zwei Schritte n hängt e si e sic h be i i h m ein , un d al s si e sic h endlich de m Gipfe l näherten , keucht e Harr y wi e ei n Lastesel.
Die ältere F rau schob ihn zur Seite. Harry konnte sehen, wie sie i h re l e tzten K r ä f te m obili s ie r t e, um mit ener g i schen Schritten auf die anderen zuzugehen. Für ihn hatte sie nicht ein Wort des Dankes übrig.
Als sie z u r ü ck im Kloster waren, legte sich Ta m ar auf die Pritsc h e im Schlafsaal, die s ie in der vergangenen Nacht versch m äht hatte. Harry war nicht m üde.
Im Hof hantierte ein Mönch m it einem Rechen. Es gab kein welkes Laub, keine Steine, keinen Müll, und so zog der Mönch gewellte Muster in den Staub, die ein wenig an die Linien im Sand eines japanischen Gartens erinnerten.
»Sprechen S i e Englisc h ?«
»Ein bißchen.«
» W äre es vielleicht m öglich, daß ich einen Blick in die Bibliothek werfen könnte ? «
»Zu f ällige r weise bin ich der Bibliothekar. Me in Na m e ist Pater Harala m bos.« Sein Englisch war hervorragend.
» Haralambos. Das bedeutet doch ›leuchtende F reude‹. Mein Na m e ist Harry Hope m an, Pater.«
»Können Sie Griechisch ? «
» Poli oligon, nicht der Rede wert.«
Der Mönch stellte den Rechen weg und führte Harry zu einer d er sc hw eren Türe n , die alle gleich aussa h e n .
Drinnen befanden sich an den weißgetünchten Wänden lange Regale m it Büchern.
»Darf ich m i r die Kopie des Codex Sinaiticus ansehen ? « Pater Harala m bos nahm den Band aus einem Bücherschrank und legte ihn auf den Tisch. Harry schlug ihn vorsic h tig auf. Er entsprach genau dem Original, das er in London gesehen hatte: handgeschriebene griechische Unzialen in brauner Ti n t e auf Perga m ent. Er übersetzte die ersten Zeilen, die ihn an das Alte Testa m ent in der Ausgabe eines jüdischen B ü cherklubs
Weitere Kostenlose Bücher