Der Diamant des Salomon
erste historische Erwähnung des Steines datiert kurz nach der Schändung dieser genisa, und zwar, als Saladin den großen Dia m anten in Acre, dem Ort seines größten m ilitä r i s c hen Triu m phes, der M o schee s ti f tete. Saladin selbst s chrieb, daß sei n e Sarazenen den Stein bei versprengten französisch e n Soldaten gefunden hätten, einem Überbleib s el d er ver n ichtend gesc h l age n en Ar m ee Ludwigs VII.«
»Aber hundert Jahre später wurde der gelbe Dia m ant i m christlichen Spanien g e schliffen«, sagte Harry.
»Ja. Nachdem er geschliffen worden war, wurde er von Estabán de Costa, dem Grafen von León, der als Laie der Inquisition diente, der Kirche geschenkt. Er hatte den Dia m anten einem zum Tode verurteilten Juden, einem ›neuen Christen‹, d e r r ü ck f ällig ge w orden war, abgeno mm en. Gleichzeitig aber betonte De Costa im m e r wieder, daß spanis c he Ritter v o n rein christlichem Geblüt bei einem der späteren Kre u zzüge den Stein aus der Moschee von Acre mitgebracht hätten.« L eslau grinste. »Der Stein wurde von den drei Religionen wie ein gottverdam m ter Fußball hin und her gekickt. Aber ich glaube, daß der jüdische Anspruch auf den Stein s e hr, sehr weit zurückreicht. W i e gut kennen Sie die Bibel ? «
Harry zuckte m it den Achseln.
»Sie erinnern sich doch sic h erlich, daß König D avid die Ehre, den Te m pel zu b a uen, vorenthalten wurde, weil Blut an seinen H änden klebte.«
»Zweites Buch Sa m uel.«
»Ja. Dort steht, daß David seinem Sohn Salomon neben den Bauplänen für den T e m pel auch dessen S chätze hinterließ. W e i t er hinten beschreibt die Bibel dieses Erbe unter an d erem als: ›Sch o ha m steine mit Einfassu n gen, Malachit, buntfarbige Steine sowie allerlei Edelsteine und Alabaster in Menge …‹«
»Erstes Buch David ? « fragte Harry.
Leslau lächelte. »Kapitel neunundzwanzig, Vers zwei. Das war der Beginn des Te m pels. Das Ende kam achthundert Jahre späte r , als der Moloch Nebukadnezar nahte.
Wenn m an der Schriftrolle glauben darf, dann haben ein paar Prie s t er m it kühlem Kopf die heilig s t en und wertvollsten Ge g enstände ih r er W elt ausgewählt.
Lassen Sie uns einen Augenblick lang anneh m en, daß der Canary - Dia m ant aus dem Te m pelschatz stam m t – was ich persönlich auch glaube. Er war leicht zu v erstecken und hätte in glücklicheren Zeiten gut verkauft werden können, um m it dem Erlös ein Gebäude zu errichten, das die dann wieder ausgegrabenen heiligen Gegenstände hätte aufneh m e n können.«
»Akiva hat m ein e m Va t er und m i r in New York erzählt, daß Mehdi noch m it einem anderen Stein, einem Granat, hausieren geht.«
»Der Gran a t lä ß t s i ch nicht so l e icht i d enti f i z ieren. Es gibt wenige gelbe Diamanten, a b er es gi b t viele Granate. Wenn er wirklich von hier s t am m en sollte, dann könnte er ein heiliges Objekt sein. Vi e lleicht einer der Steine, die aus den ›Gewändern der Söhne des Aaron‹ sta mm en sollen, aus der Tracht d e s Hohepriesters.«
Harry nickte. »Sie hätten bestim m t keine nor m alen Priesterge w änder vergraben, denn diese hätte m an ersetzen können. Aber die S t eine, die von den verschiedenen Stäm m en für das Brustschild des Hohepriesters gespendet wurden, haben sie sicher versteckt.«
»Halten Sie sich doch ein m al vor Augen, wie schlau diese Leute da m als vorgegangen sind«, sagte Leslau. »Auf dieser genisa hier vergruben sie zum Beispiel den Dia m anten nicht allzutief, in der Hoffnung, daß er als erstes gefunden und daß dann nicht m ehr tiefer gegraben werden würde, wo die wirklich heiligen Steine lagen.«
Harry dachte daran, daß sein Vat e r bei sei n en Juwelen im Vaselinetöpfchen die s elbe Technik angewandt hatte.
» W oher wissen Sie, daß die Kreuz f ahrer n i cht auch die tie f er liege n de genisa gefunden haben ? «
»Die untere genisa wur d e erst viel, v i el sp ä t er a u fgegraben. Das einzige, was wir fanden, als wir die Erde von dort durchsiebten, war ein Kupferknopf einer nor m alen britischen A r m eeuniform des frühen zwanzigsten Ja h rhunderts.« L eslau setzte sich auf den trockenen Leh m .
»In m oderner Zeit wurde dieses T al von beduinischen Ziegenhirten bewohnt. Weil das Futter so knapp ist, besitzen die B eduinenfa m i lien W eiderechte über riesige Gebiete, die von Generation zu Generation weitergegeben und so gut wie nie verletzt werden.«
»Abe r di e i s raelische n
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