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Der Diamant des Salomon

Der Diamant des Salomon

Titel: Der Diamant des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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morgen die S c hri f tr o lle e n tschlüsseln und jedes in ihr verzeichnete Objekt finden, aber wahrschei n lich i s t das nicht. Vi e ll e i c ht werden wir n i e e t was Konkretes finden. Aber das Interesse an dieser zweiten kupfernen Schriftrolle wird m i r noch e i nige Jahre lang m einen Lehrauftrag sichern, und ich bin bereit, m ein Leben m it der Suche nach den in ihr verzeichneten Gegenständen zuzubringen.« Er wandte, ans Lenkrad geklam m ert, den Blick von der Straße und sah Harry in die Augen. »Es ist m i r scheißegal, wie teuer dieser Dia m ant ist. Ich will ihn haben, weil er aus dem Te m pel stam m t . Aus d e m T e mpel, Mann! Überlegen Sie sich das m a l !«
    Harry erwiderte Leslaus Blick. » W ollen S i e so lange hierbleiben, bis sie alle in der Schriftrolle verzeichneten Gegenstände gefunden haben ? «
    Leslau nickte.
    »Sie haben doch so wichtige Arbeit gelei s tet. W arum wollen Sie sich für den Fall, daß Sie hier kein Glück haben, nicht etwas anderem zuwenden ? «
    »Hatten Sie, als Sie im Vatikan waren, vielleic h t ein m al die Gelegenheit, dem Versand von Reliquien zuzusehen ? «
    Harry lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Es gibt im Apostolischen Palast einen Raum m it Regalen voller Gefäße, in denen sich Asche, Knochensplitter und andere Überreste frühchri s tlicher Heiliger und Märtyrer befinden. Ein Bibliothe k ar gibt winzige Mengen aus diesen Gefäßen, auch wenn es bloß Staub ist, in U m schläge, die dann als Einschreibe b riefe an neugebaute Kirchen in aller W elt geschickt werden. Nach dem k a nonischen Gesetz m uß im Altar e i ner jeden Kirche eine Reliquie sein.«
    Harry brum m t e ein wenig angeekelt.
    Leslau küm m erte sich nicht darum. »Sie sehen nur die ster b lic h en Überreste v on Menschen, ich hingegen kann gut verstehen, warum es diese Vorschrift gibt. Die Kirche hat erkannt, daß auch der m oderne Mensch unbedingt einen direkten Kontakt m it den Ursprüngen seines Glaubens haben m uß.«
    »Und was hat das m it Ihnen zu tun ? «
    »Ich kenne den W ert solchen Staubs«, sagte Leslau. »Aber ich rede ja nicht davon, daß ich m ein ganzes Leben m it der Suche nach Staub zubringen möchte. W as ich zu finden hoffe, i st nichts weniger als das Fund a m ent, auf d e m das gesa m t e Alte Testament ruht.«
    Als Harry aus dem W agen stieg, hielt er inne. »Ich würde gerne ein m al die originale Schriftrolle sehen.«
    Leslau schien verärgert zu s e in. »Ich glaube nicht, daß das m öglich sein wird«, sagte er. »Shalom.« Er zog die Beifahrertür zu, und der VW entfernte sich m it spuckendem Motor.
    Harry starrte ihm nach. Leslaus Grobheit depri m ierte ihn. Plötzlich spürte er a u ch, daß ihm die Zeitu m stellung zu schaffen m achte. In der Nähe hielt ein alter Mann bei seinem Kar r en m ittels eines Seils ei nen Fäch e r in ständiger rhyth m ischer Bewegung, um die Fliegen von seinen frischen Datteln zu v ertreiben.
    Harry kaufte sich ein Pfund und blieb stehen, während er an sein einsames Hotelzimmer dachte.
    Obwohl Akiva ihn angewiesen hatte, im Hotel zu warten, bis sich Yosef Mehdi bei ihm meldete, spazierte er durch die Straßen und aß die Datteln. Er wagte sich sogar in die schmalen Seitengassen, und langsam ließ seine Anspannung nach. Hinter all der Tourismus-Propaganda und dem Geschwätz der Geschäftsleute vom »Goldenen Jerusalem« entdeckte Harry einen wahren Kern in dieser Stadt, der ihm direkt an die Seele ging.
    Jerusalem war wunderschön.
     
     
     

8. Jerusalem
     
    Harry ging langsa m , besah sich die U m gebung und schaute den Me n schen in die Gesichter. Bald wußte er nicht m ehr, wo er war, und schlend e rte ziellos weiter, bis ihm die Gebäude wieder bekannter v o rka m en und er feststellte, daß er in d e r Nähe der Univer s it ä t g e landet war. J etzt h atte Harry auf ein m al ein Ziel: das Israelische Muse um .
    Er ging sofort zu einem G e m älde, das er schon drei m al vorher gesehen hatte, setzte sich davor auf eine Bank und betrachtete den »Herbst in der Provence« genauso, wie er einen Diamanten anal y sieren wür d e: z u er s t als Ganzes, dann ein kleines Stück nach dem anderen. Die Farben schienen i h n geradezu anzuspringen; das gelbe Feld, die orangefarbenen Garbenbündel, der blaugrüne H i m m el, der wie ein drückendes Schicksal über einem einsam k ä m pfenden, kleinen Mann hing. Harry m einte fast, in dieses Feld hineingehen und den W ahnsinn spüren zu können, der Vincent van Gogh zwei Jah

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