Der Diamant des Salomon
r e nach der Fertigstellung dieses Bildes in den Selbst m ord getrieben hatte.
Schlie ß lich ging Ha r ry weiter zu einem alten Kupferschatz, der 1960 von einem Arc h äologen, der eigentlich in der judäi s c h en W üste nach weiteren Schri f tr o llen wie de n jenigen vom Toten Meer g e s u cht h a tte, in e i ner dreihundert Meter hoch an e i nem st eilen Riff gelegenen Höhle gefunden worden war. Der Schatz enthielt Äxte, Teile von Keulen und hervorragend gearbeitete Kronen und Zepter. Die Dinge stam m t en aus der chalckolithischen Periode, einer vorhebräischen Zeit, und während Harry sie betrachtete, spürte er tiefen Groll gegen David Leslau in sich aufkei m en, aber auch eine seltsa m e Sehn s ucht.
Während er so durch dieses Museum streifte, erkannte er, was seine persönliche S chwäche war. Er sehnte sich danach, auch solche wundervo l len vergrabenen Dinge zu finden, wollte auf seine eig e ne Art und W eise kreativ und verrüc k t s ein wie van Gogh. Und er wollte jede intere s sante Frau auf der ganzen Welt für sich haben. Er war ein schrec k lic he r Nim m ersatt, er wollte a lles, was s c h ön ist.
Als er vom Museum zur King George V. Street ging, war die Sonne bereits untergegangen. Prostituierte in aufreizenden Som m erkleidern durchs c hwi r rten, im m er zu zweit, die abendlichen Straßen. Harry fühlte sich zu Hause, auf der Eighth Avenue war es auch nicht anders.
Er aß in einer Bruchbude von einem Restaurant, in der der Koch r u ssisch s p rach, zu abend – vier Blinis, gefolgt von kaltem Borschtsch in d e m wie gelbe Inseln heiße Kartoffeln lagen. Als er draußen ein Taxi herbeiwinkte, ka m en zwei der Huren auf ihn zu.
»Chaver«, sagte eine von ihnen, »hast du das Taxi für uns geholt ? « Die beiden waren jung und gutaussehend, die eine blond, die andere dunkel. Ihre Augen blickten ihn herausfordernd an.
Harr y dacht e a n sei n einsame s Hotelzimme r un d hielt di e T ü r de s Taxi s auf . »Ko mm t m it , Sch w estern« , sagte er.
Die Blonde hieß There s e und war klein und m ollig.
Kochava, die dunkle, sah dünn und drahtig aus. Sie stolzierten m it besonderer W ürde und Haltung durch die Hotellobby.
In Harrys Zimmer lächelten sie ihn an.
»Nun«, sagte er.
Es klop f te an der Tür. Sollte das etwa ein i sr aelischer Hoteldetektiv sein? So etwas gab es hier doch nicht. Da war das Klopfen wieder.
Es kam von der Verbindungstür zum Zimmer nebenan. Als Harry sie aufgesperrt und geöffnet hatte, stand eine große Frau davor.
»Sind Sie Mr. Harry Hope m an ? «
»Ja. W as wollen Sie ? «
»Mein Name ist Ta m ar Strauss. Ich soll m it Ihnen zusam m enarb e iten.« Ihr Engli s ch hatte einen halb israelischen, halb b riti s chen Akze n t. I h re Ha u t war so dunkel, daß Harry sie auf d e n ersten Blick für eine Schwarze g ehalten hatte. Vie l leicht kom m t sie aus dem Iran oder Marokko, dachte er. Sie war etwa siebenundzwanzig Jahre alt, und ihr voller Körper steckte in einem hellblauen, einfach geschnittenen Kleid. Ihr Mund war ein wenig zu groß, und ihre Nase ein knochiger Bogen, der grausam und schön zugleich aussah.
»Dar f ic h reinko mm e n? « f r agt e sie . The r es e f l üsterte et w a s , u n d Koc h a v a k icherte . Je tz t er s t b lic k t e di e F r au a n H a rr y vorbe i i n desse n Z i mm e r . »Oh , ic h stör e w ohl«, sa g t e s i e h ö flic h , o h n e ihre n Ge s i c h t s a u s d r u c k z u ve rä n dern.
Harry fühlte sich wie ein F ünfzehnjähriger, den m an hinter der Scheune beim Fum m eln erwischte. »Aber nein, überhaupt nicht«, sagte er. Aber die Frau hatte sich schon halb u m gewandt.
»Jetzt wissen Sie, daß ich das Zimmer neben Ihnen habe. W i r können uns ja m o rgen vor m ittag unter h alten. Gute Nacht.«
»Gute Nacht«, sagte Harry zu der geschlossenen Tür.
Er wandte sich wieder T herese und Kochava zu, aber die Party war vorbei, noch bevor s i e richtig begonnen hatte. Harry brauchte lange, bis er den Mädchen erklärt hatte, daß sie ge h en sollten. Er beza h lte sie g roßzügig und hielt ihnen die Tür auf. »Shalom«, sa g t e Kochava, die sich sichtlich bemühte, Bedauern zu zeigen.
»Shalom, Therese, Shalom, Kochava. Shalom, shalom«, sagte Harry, als sei das für i hn die erste Lektion eines verrückten Hebräischkurses: »He u te verabschieden wir uns von Therese und Kochava.« Als s i e fort waren, klopfte er an der Verbindungstür.
Die Frau h atte s i ch u m gezogen, das hellblaue Kleid hing
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