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Der Diamant des Salomon

Der Diamant des Salomon

Titel: Der Diamant des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Oberfläche.
    Nach ein paar Minuten hatte der Druck, mit dem er den Stein dagegenpreßte, den Diamantenstaub aus der Ölpaste ins weiche Kupfer der Schei b e eingebettet und sie damit zu einem hervorragenden Schleifwerkzeug gemacht.
    Das war das ganze G e heimnis, das Lodewyck dereinst entdeckt hatte und das seine F a milie sorgfältig hütete: Nichts sc h l e ift Diamant e n besser als Diamanten selbst.
    Die ganze Nacht hindurch saß Julius über die Scheibe gebeugt und bearbei t ete den großen Stein.
    Als der Morgen graute, hatte V i dal die größeren Facetten angelegt und wartete ungeduldig darauf, daß die Sonne endlich aufging, so daß er Licht genug für die Feinheiten bekam. Nachdem er im ersten Tageslicht den großen Facetten den letzten Schliff verpaßt hatte, begann er damit, an den äußeren Rundungen des Diamanten kleinere Flächen einzuschleifen, womit er ihm eine Form gab, die Lodewyck eine Briolette genannt hätte.
    Vom Schleifen sah der Stein jetzt w i e ein stumpfgrauer Met a ll k lumpen aus.
    Um zwölf Uhr mittag klopfte ein Diener und wollte Essen bringen, aber Vidal schickte i h n fort. Er wußte j e tzt, was er tun mußte und arbei t ete kontinuierlich w eiter.
    Als das Licht am Abend wieder schlechter wurde, machte Julius eine Pause, denn seine Ar b eit war mittlerweile so weit fortgeschritten, daß gutes L i c ht zu ihrer Vollendu n g unbedingt nötig war. Nun ließ er sich etwas zu essen und Wasser kommen, um zu baden, aber dann fiel er, immer noch hungrig und ungewaschen, erschöpft aufs Bett und schlief, vollständig angezogen, bis das erste Tageslicht ihn am Morgen die Augen öffnen ließ.
    Etwas später wollte je m and ins Zimmer und schlug, als er es verschlossen fand, gegen die T ür.
    »Geht fort!«
    »Ich bin es, De Costa. Ich möchte meinen Diamanten sehen. Öffne sofort d i e T ür!«
    »Es tut mir leid, Herr, aber dafür ist es noch zu früh.«
    »Du drecki g er Jude. Ich werde die Tür einsc h l a gen lassen. Du wirst …«
    »Herr , da s wir d d e m Dia m ant e n fü r de n Paps t nicht gu t bekommen . Ic h b r auch e strik t e Ruh e , w e n n ic h ihn vollende n soll« , sagt e Julius , de r sic h völli g bewußt wa r , da ß nu r ei n erfolgreiche r Abschlu ß seine r Arbeit e s ih m ermögliche n würde , diese n Or t lebendi g z u verlassen.
    De Costa entfernte sich wutentbrannt.
    Die Arbeit barg große Risiken. D er Diamant mußte, ähnlich wie ein Stück Holz, in Richtung seiner Maserung geschliffen werden, um Beschädigungen von Stein oder Schleifscheibe zu vermeid e n. Weil er von der O berfläche des Diamanten nur et w as abnehmen, aber nichts wieder auftragen konnte, mußte Julius verdammt aufpassen, daß er nicht zuviel Material absc h liff. A ußerdem mußte er die Scheibe i m mer wieder anhalten, damit sie und der Stein abkühlen konnten. Man konnte den Diamanten durch die Reibungswärme überhitzen, und dann würden si ch an seiner Oberfl ä che unregelmäßige Ris s e bilden, d i e Lodewyck »Rattermarken« nannte.
    Trotz der Gefahren näherte sich Vidals Arbeit ihrer Vollendung.
    Ganz allmählich verwandelte sich der metallgraue Klumpen in einen gelben Stein.
    Und dieser gelbe Stein wurde immer klarer.
    Am Morgen des vie r ten Arbeitstages vollendete Julius die let z te F a cette. Er öffnete eine P h iole mit f e i n ster Knochenasche und verbrachte den Rest des Tages damit, den Diamanten in mühseliger Handarbeit zu polieren.
    Am Abend stand er lange da und betrachtete den fertigen Stein. Dann sprach er das hago m el, das jüdische Dankgebet. Zum erstenmal in seinem Leben war ihm klar, daß Lodewyck doch die ric h tige Wa h l getroffen hatte. Manasseh hätte dieses Werk nicht vollbringen können.
    Mit einer F eder ke h rte Julius den beim Schleifen entstandenen Diamantenstaub bis zum l e tzten Körnchen zusammen, dann nahm er die Schleifscheibe wieder auseinander und verstaute sie mit sei n en restlichen Utensilien in den Satteltaschen. Nachdem er ein Bad genommen und sich reisefertig angezogen hatte, öffnete er die Tür.
    De Costa hatte die vergangenen zwei Tage über seine verdrießliche Stimmung im Alkohol ertränkt. N un stand auf einmal der Jude vor ihm und hielt ihm den fertig geschliffenen Diamanten hin.
    Der Graf nahm den Stein. Er hatte Mühe, ihn klar zu erkennen, aber als es ihm endlich gelang, brach er in entzüc k t es Gelächter au s . »Was will s t du dafür?« fragte er Vidal. »Eine Jungfrau? Oder die beste Hure in ganz Spanien?«
    Sogar in

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