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Der Diamant des Salomon

Der Diamant des Salomon

Titel: Der Diamant des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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drehte sich zur Menge und brachte sie mit erhobener Hand zum Schweigen.
    »Was hast du gesagt, mein Sohn?«
    »Ich trete zum wahren Glauben über.«
    Ein Freudenschauer ging durch die Gaffer. Eine Frau neben Vidal schrie so laut auf, daß das Kind auf ihrem Arm erschrak und ebenfalls losheulte.
    »Ehre sei Gott in der H öhe«, sagte der Soldat mit heiserer Stimme.
    Die Dominikaner hatten sich hingekniet. »Mein Sohn«, sagte der Mönch, »zu welch e m wahren Glauben bist du übergetreten? Nach welchem Gesetz wirst du sterben?«
    »Ich sterbe im Glauben an Jesus Christus, Vater.«
    Der Dominikaner erhob sich und umarmte den Jungen.
    »Du bist unser Bruder«, rief er aus. »Unser geliebter Bruder.«
    Die Augen des Jungen weiteten sich vor Erregung. Sein Mund zitterte unkontrolliert. Der Henker trat hinter seinen Pfahl und erdrosselte auch ihn.
    Nun begannen die Kohlenhändler damit, Reisigbündel, Holzscheite und Holzkohle herbeizutragen und unter dem Gerüst und um die an die Pfähle gebundenen Verurteilten herum aufzuschichten.
    Schlie ß lich waren sie d a mit fe r tig.
    Alle Augen wandten sich jetzt dem letzten noch lebenden Verurteilten zu. Bernardo Ferrer h i elt noch i m mer sei n e Augen fest vor der Realität verschlossen.
    »Gibt man ihm keine Chance zu bereuen?« fragte Vidal.
    »Für sein V erbrechen gibt es keine Vergebung, Señor«, antwortete der Soldat mit e i nem vorsichtigen Seitenblick auf die Frau mit dem Kind, die neben ihm stand.
    Ein Inquisitor nickte, und ein Henker trat mit einer brennenden Fackel in der Hand v or. Als er damit den Holzstoß unter dem Gerüst berührte, ging dieser sofort in helle F l ammen auf. Das trockene Reisig knackte.
    Vidal wollte wegrennen, konnte das aber wegen der eng beieinander stehenden Menschen hinter ihm nicht tun. So blickte er auf das Opfer, das noch lebte.
    Ferrer ließ sich in seinen Fesseln nach unten hängen, als wolle er dem Feuer entgegenko m m en.
    Rauch stieg auf. Durch die H i tze sc hlie r en in d er Luft schienen die drei Gestalten an den Pfählen auf den Scheiterhaufen zu glit z ern und zu tanzen.
    Jetzt züngelten die Fla m men durch die Spalten zwischen den Bodenbrettern und sprangen auf die Scheiterhaufen über. Wie eine Schlange wand sich das Feuer die Reisigbüschel entlang und fuhr unter den Saum der Büßergewänder. Ferrer brüllte etwas, aber seine Worte gingen im Toben des Feuers unter.
    Als seine Haare Feuer fingen, s ah es aus, als habe er einen Heili ge nschein.
    Seine Fesseln verbrannten, und er fiel um. Ein paar Augenblicke später brach der Boden des Gerüsts unter ihm mit hochaufstiebenden Funken in sich zusammen.
    So schnell verbrennt ein Mensch?
    Vidal sprach ein Gebet für die Toten. Die Frau neben ihm preßte ihr Kind fest an sich. Der Soldat bekreuzigte sich, und die Menge begann nach Hause zu gehen.
    Es war seltsam. Als J u lius wie d er vor dem Diamanten saß, hatte er keine Angst mehr vor dem Stein. Vielleicht kam das daher, daß er gesehen hatte, zu was für schrecklichen Dingen die Menschen fähig waren. Jetzt nahm er Hammer und den Meisel und führt damit zwei kräftige Schläge aus. Die häßlichen Seitenteile des Steines waren zu dünn, um in einem Stück abzuspringen. Aber es machte nichts, daß sie splitterten, d e nn den Rest konnte Julius später mit der Schleifscheibe entfernen. Jetzt sah der Diamant wenigstens in groben Zügen so aus, wie er ihn sich vorstellte, runder und eleganter, eine Form, die ihm eine Fülle von Schliffmöglichkeiten offenhielt.
    Als nächstes holte Julius die Ein z elt e ile e i ner kl e i ne n , fußbetriebenen Schleifscheibe aus seinen Satteltaschen und baute sie zusammen. In einer seiner V i olen hatte er Diamantenstaub, den er nach jedem Schleif- oder Poliervorgang s o rgfältig zusammengekehrt und a ufbewahrt hatte. Jetzt tat er ein wenig davon in eine kleine Schüssel und mischte mit ein paar Tropfen Olivenöl daraus eine dicke Paste an, mit der er die kupferne Schleifschei b e bestrich. Nun konnte der Diamant geschliffen werden.
    Dann ging er zur Tür. »Ich brauche Kerzen. Bring so viele, wie du finden kannst«, wies er den Soldaten an.
    Die Kerzen stellte Vidal über a ll im Zimmer auf. All ih r e Flammen konnten zwar nicht das Licht erzeugen, das er für den letzten Schliff brauch e n würde, aber für das erste, gröbere Anlegen der Facetten würde es genügen.
    Julius brachte die Scheibe zum Rotieren, dann hielt er zum erstenmal den Diamanten an ihre kreisende

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