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Der Diamant im Bauch der Kobra

Der Diamant im Bauch der Kobra

Titel: Der Diamant im Bauch der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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halben
Meter weiter vorgerückt war als das Taxi, schien die Blicke zu spüren und
wandte den Kopf.
    Eiskalte Augen!, dachte Tim.
Wenn die Augen wirklich die Fenster zur Seele sind, wie es so heißt, dann hat
der ‘ne gemütsmäßige Inneneinrichtung zum Wegwerfen. Logo! Gleich und Gleich
gesellt sich gern. Und Mortibodi ist ganz sicher kein Tierfreund.
    In Wiegands Blick lag zuerst
kein Erkennen. Aber dann dämmerte es ihm und das harte Gesicht spannte sich.
    Tim rang sich ein
Zwei-Zentimeter-Nicken ab, doch Wiegand wandte den Kopf nach vorn und jetzt
sprang auch die Ampel auf Grün.
    ...ziiiiischschsch...
    Der Elch-Test-Mercedes sauste
los, als hätte er nie Probleme gehabt. Der Taxifahrer ging es gemütlich an, bog
rechts ab und brachte die Jungs zur Lindenhof-Allee.
     
    *
     
    Mortibodi wartete an der
Haustür. Wiegand hatte seinen Wagen vor dem Tor geparkt und stürmte heran.
    „So ein verdammter Mist!“
    „Komm erst mal rein!“
    „Wieso hast du alles aufgeschrieben?!
Das ist wie ein schriftliches Geständnis!“
    „Volker! Etwas Schriftliches
muss sein!“ Mortibodi schloss die Haustür. „Unsere vielen Geschäfte! Hast du
alle Kunden im Kopf? Weißt du, wem wir was angedreht haben? Welche Preise haben
wir gefordert? Wer steht auf der Warteliste? Welche Viecher sind gefragt? Die
Elfenbeinschnitzer greifen zur Zeit auf uralte Mammutzähne zurück. Sibirische!
Die werden importiert aus Russland und sind saubillig. Allerdings auch
schwarzmarmoriert als säße der Kariesteufel drin.“
    „Aber du hast alle meine
Abschüsse aufgelistet. Das war brutale Artenschutz-Wilderei. Ich bin
vorbestraft. Diesmal würden sie mich einlochen.“
    „Was sollte ich denn sonst
aufschreiben? Dass den Elefanten der Herzschlag traf, als er dich sah.“
    „Mann!“ Wiegand packte den viel
kleineren Mortibodi bei den Schultern, verzichtete aber aufs Schütteln. „Hast
du dir dein eigenes Gehirn ausgestopft? Wir sitzen in der Tinte! Der Erpresser
kann mit uns machen was er will.“

    „Kann er nicht.“ Mortibodi
grinste.
    „Was?“
    „Er wird um Gnade winseln, wenn
wir ihn in die Mangel nehmen.“
    „Du meinst, wir schnappen ihn
uns bei der ersten Geldübergabe? Ulrich, sei nicht naiv! Der wird sehr
vorsichtig sein und sich was einfallen lassen.“
    „Ist völlig egal. Denn ich
weiß, wer er ist.“
    Wiegand starrte ihn an. „Du
weißt... Warum sagst du das erst jetzt? Mir tropft der Angstschweiß aus jeder
Pore. Am Telefon hast du gesagt, der Kerl hätte die Stimme verstellt.“
    „Hat er auch.“
    Sie waren ins Wohnzimmer
gegangen. Licht brannte. Die Tür zur Terrasse stand offen. Eine Motte flog
herein. Mortibodi schlug nach ihr, traf und zertrat dann, was noch übrig war.
Eine Motte war eben nur eine Motte und nicht geeignet zum Verkauf.
    Er schloss die Terrassentür.
Sie setzten sich. Zwei Flaschen Bier standen bereit.
    Wiegand blickte gespannt.
    „Ja, er hat seine Stimme
verstellt“, sagte Mortibodi. „Aber nicht die seines Papageis. Der hat im Hintergrund
ein Konzert veranstaltet, nämlich den River-Kwai-Marsch gepfiffen. Sehr gut
sogar — sofern ich das beurteilen kann, der ich ja nicht musikalisch bin. Tja,
Volker, und es gibt meines Wissens nur einen Papagei, der das kann. Den Vogel
kenne ich — und natürlich auch seinen Besitzer.“
    „Ich... glaub’s nicht.“
    Mortibodi nickte heftig. „Ist
aber wahr. Der Papagei heißt Hugo.“
    „Und der Besitzer?! Mach’s
nicht so spannend.“
    „Kevin von Jangelwitz.“
    Das schlug ein wie eine Bombe.
Wiegand presste die Kiefer aufeinander.
    „Wenn ich richtig informiert
bin, Ulrich, ist das der Bruder von unserem Ingolf von Jangelwitz.“
    Mortibodi nickte. „Aber die
beiden sind seit Jahren verfeindet. Die hassen sich wie die Pest. Das heißt,
Ingolf hasst. Kevin ist eher ein sanfter Typ. Man möchte es nicht glauben, wie
verschieden Brüder sein können. Doch die sind verschieden wie Tag und Nacht.
Ingolf, der Schicki-Micki-Angeber, der Sonntagsjäger, der Schönheitschirurg,
der seinen Patientinnen — oder sollte man sagen: Kundinnen — die Falten und
Fettpolster wegsäbelt. Und Kevin, der Landwirt. Er liebt das einfache Leben.
Züchtet Pferde. Außerdem Schafe. Aber da wird nie eins geschlachtet. Und er hat
einen Hellroten Ara, der Hugo heißt.“
    Ingolf kriegt einen der
Berggorillas, dachte Wiegand. Und hat schon 80 000 angezahlt. Aber sein Bruder
Kevin weiß doch von nichts. Der war immer außen vor.
    „Zweierlei, Ulrich, kriege ich
nicht auf

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