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Der Diamant im Bauch der Kobra

Der Diamant im Bauch der Kobra

Titel: Der Diamant im Bauch der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sagte
Mortibodi. „Und was nun?“
    „Ihr seid vielleicht zwei
Aasgeier! Du und dieser Wiegand.“
    „Na und?“
    „Aasgeier! An die 300 streng
geschützte Tiere habt ihr gemeuchelt. Attraktive Tiere natürlich. Sogar etliche
Schneeleoparden für das Innenfutter von Damenmänteln sind dabei. Außen ein
chicer Stoff von Diosace, wie? Innen die ach so seltene Großkatze. Da freut
sich die Freundin von irgendso einem Neureich-Idioten! Aber nein — nicht von
irgendeinem! Die Liste habe ich ja. Man glaubt nicht, wer unter deinen
Abnehmern ist: Politiker, die sonst für den Tierschutz das Maul aufreißen,
sogar zwei Staatsanwälte, die es besser wissen müssten.“
    „Was haben Sie vor?“
    „Wird eine peinliche Sache,
wenn ich die Unterlagen an eine Boulevard-Zeitung gebe. Und/oder einen privaten
TV-Sender, der solche Zustände gern aufdeckt.“
    „Wenn Sie das vorhätten“, sagte
Mortibodi, „würden Sie mich nicht anrufen.“
    „Na, wer sagt’s denn!“
    „Wieviel?“

    Der Anrufer lachte durch seinen
Verzerrer — oder womit er die Stimme unkenntlich machte. „Ich habe mal
zusammengerechnet. Ihr beide habt etliche Millionen verdient. Und natürlich am
Finanzamt vorbeigeschleust — wie das so ist mit illegaler Kohle. Keine Mark
habt ihr versteuert.“
    „Wieviel?“
    In diesem Moment hörte
Mortibodi etwas Seltsames. Im Hintergrund des Anrufers begann ein Vogel zu
kreischen. Zweifellos ein Papagei. O ja, Mortibodi kannte sich aus. Nicht nur
das verendete Tier war sein Ding — auch den lebenden galt sein Interesse.
Freilich nicht aus Hinwendung, aus Tierliebe — sondern aus beruflichem Zwang.
    Von seinen Tierpräparaten
erwartete der Käufer, dass sie durch und durch echt wirkten. Haltung, typische
Bewegung, Neigung des Kopfes, Ausdruck der Augen — das alles wollte studiert
sein. Deshalb sah Mortibodi sich auch die lebenden Tiere an. Und wusste jetzt
sofort, was für ein Papagei das war: ein sogenannter Hellroter Ara.
    Nur kurz hatte der Vogel
gekreischt. Jetzt begann er zu pfeifen. Aber nicht irgendwas, sondern, äußerst
musikalisch, eine Filmmusik — nämlich den Marsch aus ,Die Brücke am Kwai‘, also
den River-Kwai-Marsch, als der er in die Geschichte der Unterhaltungsmusik
eingegangen ist.
    „Das muss ich mir noch
überlegen“, erwiderte der erpresserische Anrufer. „Aber billig wird’s nicht. Du
und dein Komplize — ihr solltet schon mal die geheimen Sparkonten plündern und
die Kohle zusammenschmeißen. Ich melde mich wieder.“
    Er legte auf.

15. Verfeindete Brüder
     
    Wegen Tims Koffer und dem
Bordcase nahmen sich die Jungs ein Taxi, das erst zur Eichen-Allee fuhr, wo
Klößchen abgesetzt wurde, und dann — nach diesem kostspieligen Umweg — zu Karls
Elternhaus.
    Der Fahrer war ein älterer Mann
und froh, dass er sich mit seiner aufgeweckten Fuhre nicht unterhalten musste.
Tim und Karl saßen hinten. Der TKKG-Häuptling erzählte dieses und jenes.
    „Vom Jetlag spüre ich überhaupt
nichts“, meinte er. „Verstehe gar nicht, warum Fernreisende immer Probleme
haben mit der Zeitumstellung. Wenn es dunkel wird, schaltet meine Biologie auf
Nacht, wenn es hell wird, werde ich munter.“
    „Geht mir auch so“, nickte
Karl.
    Dann hielt der Wagen an der
Ampel bei der Kreuzung Blickenröder-Hauptstraße/Neptunien-Allee, also nahe beim
Kaufhaus ,Superklotz’.
    Wegen später Stunde war die Innenstadt
leer. Der Regen hatte noch bis eben angedauert und morgen sollte es schwül
werden.
    Das Taxi hielt auf der rechten
Spur, um dann abzubiegen Richtung Lindenhof-Allee. Aber noch ließ sich die
Ampel Zeit.
    Jetzt rollte ein
Elch-Test-Mercedes links auf gleiche Höhe — um bei Grün geradeaus zu fahren.
    Tim blickte hinüber.
    Nur der Fahrer war drin. Tim
erkannte ihn sofort.
    Dr. Volker Wiegand schien
nervös zu sein. Beide Hände trommelten aufs Lenkrad. Die Unterlippe wurde
heftig bekaut, als schmecke sie nach Mango-Eis oder wenigstens nach Scampi. Und
Wiegand schwitzte. Jedenfalls benutzte er jetzt den Ärmel seines hellen
Sommerjacketts, um sich über die Stirn zu wischen.
    „Karl, guck mal!“
    Der Computer-Experte beugte
sich vor und sah an Tim vorbei.
    „Huih! Der ehemalige
Zahnklempner! Wohin will der denn?“
    „Geradeaus und einige Windungen
— dann kommt er zum Obtecker Weg.“
    „Klar doch! Der Ausstopfer ist
ja zurück. Da muss man ein fröhliches Wiedersehen feiern.“
    „Sehr fröhlich sieht der hier
nicht aus.“
    „Nee, überhaupt nicht.“
    Wiegand, der um einen

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