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Der dicke Löwe kommt zuletzt

Der dicke Löwe kommt zuletzt

Titel: Der dicke Löwe kommt zuletzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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der Spalte im Krater wies ihm den Weg.

Im Verlies

    Nun brachten die anderen die Säcke auf dem fliegenden Teppich zum Zelt. Der Scheich lag schlafend über der Falltür. Dok und der Sultan rollten ihn beiseite. Sie schlugen den Teppich zurück und öffneten das Verlies. Ka, der alles ausgekundschaftet hatte, dirigierte sie.
    »Du meine Güte!« brummte Wu. »Ganz so brauchst du dich ja nicht aufzuplustern!« Und dann war er der erste, der die Treppe hinabtrappte.
    Im Kerzenlicht warfen die Säcke unheimlich schwankende Schatten. Dok, Kim, Pips und der Sultan öffneten sie alle und nahmen jeweils die oberste Schicht Zigaretten oder Traumkraut heraus. Sie ersetzten sie durch andere, die sie mitgebracht hatten. Dann verschlossen sie alles wieder sorgfältig. Nichts schien berührt zu sein.
    Nachdem sich Wu davon überzeugt hatte, daß sie keine verdächtigen Spuren zurückgelassen hatten, verließen sie das unterirdische Versteck, schlossen die Falltür, zogen den Teppich darüber und legten den Scheich an seinen alten Platz.
    Empört beschnupperte Wu das schnarchende Ungeheuer. Er knurrte: »Ich würde ihm ja die borstige Nase abbeißen! Aber er ekelt mich!«
    »Zurück, Wu!« rief Pips. Und Ka meinte: »Du würdest dir vielleicht den Bauch verderben — obwohl du ja die seltsamsten Dinge verträgst!«
    Sie waren recht vergnügt, als sie den Teppich wieder bestiegen. Sie beluden ihn mit dem Zauberkraut, segelten über das Meer und ließen es ins Wasser fallen!
    Dann verschwanden sie wieder in ihrem Kraterversteck.
    Eine schmale Sichel stieg über den Horizont. Es war der zunehmende Mond — wie auf der Fahne Sultaniens: ein gutes Vorzeichen.
    Sie rollten sich eng nebeneinander auf dem Teppich zusammen — der Sultan, Dok, Kim und Pips. Wu legte sich in die Nähe des Erdspaltes, aus dem der feine Rauch aufstieg. Er leuchtete rötlich in der Nacht. Es roch ein wenig nach Pech und Schwefel, fand Wu, aber es war kein Rauch, der ihn verzaubern konnte. Seltsame Dinge mußten im Innern der Erde gekocht werden, dachte Wu, vielleicht lag er genau über dem Schornstein der Teufelsküche?
    Ka hatte zum Schlafen einen größeren Stein ausgewählt, einen Brocken Lava, und sich darauf niedergehockt.
    Unruhig wälzte sich der Sultan hin und her. So viel ging ihm im Kopf herum.
    Er dachte an morgen — wie würde er Miriam, wie das Kamel Wiedersehen? In welchem Zustand befanden sich die Träumer in der Höhle? Waren sie noch zu retten? Oder wollten sie wieder so leben wie bisher — in ihrem Traumreich, auch wenn es in das Reich des Todes hinüberführte?
    Das quälte den Sultan. Ungeduld peinigte ihn, weil er nichts anderes tun konnte, als abwarten. Diese Nacht mußte erst verstreichen — und der nächste Tag.

Erwachen

    Aber wenn die Minuten auch schlichen, die Nacht verging — und auch der Tag, und ein neuer Abend kam: die Stunde, in der der Scheich die Höhle der Träume aufsuchte.
    Spät war er aufgewacht, dumpf war sein Kopf, und verwirrt betrachtete er den umgestürzten Tisch und den Rotweinfleck auf dem Teppich. Er gähnte und reckte sich. Gestern abend habe ich wohl zuviel getrunken, dachte er.
    Dann raffte er sich auf. Er betrat den Vorraum zur Höhle. Hier lagen die Wächter. Sie schnarchten noch immer. Sie hatten den schweren Wein nicht vertragen!
    In diesem Zustand konnten weder Blitz noch Donner sie wecken. Er kehrte zurück, rollte den Teppich von der Falltür, öffnete sie und stieg in sein Verlies. Mit dem bekannten Beutel tauchte er wieder auf. Er nahm seine Gitarre.
    Wie immer betrat er die Höhle der Träume. Die ersten Schläfer waren wach, setzten sich auf und hielten ihm die leeren Pfeifen entgegen.
    Er steckte zunächst neue Räucherkerzen in die Ampeln des Gewölbes und zündete sie an. Der bläuliche Rauch stieg schwer und süß auf. Die Lämpchen leuchteten magisch — grün, rot und blau. Die Tierschädel an den Wänden fletschten die blanken Gebisse, ihre Augenlöcher starrten kahl.
    Das Kamel war erwacht — aber es nahm seine Umgebung nur undeutlich wahr. Anders Miriam. Sie hatte sich in den vergangenen Tagen bemüht, weniger zu rauchen — und ihr Geist war klarer geworden. Sie dachte an Flucht. Aber sie ließ sich nichts anmerken.
    Der Scheich weckte alle, die noch schlummerten. Er fachte das Holzfeuer an, und man rückte zusammen.
    Sie rauchten. Er spielte auf der Gitarre und sang. Seine Zauberlieder waren so aufwühlend wie eh und je!
    Ja, er sang wie immer, und sie rauchten wie immer, die

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