Der dicke Löwe kommt zuletzt
kann, ohne selber süchtig zu werden.«
Einige von Doks Kügelchen nähten sie in einen Beutel und legten eine Feile dazu. Mit dieser kostbaren Fracht sandten sie Ka wieder zur Glücklichen Insel.
Während er unterwegs war, drehten in Sultanien geschickte Frauen unter Doks Aufsicht am großen Eßtisch im Palast Zigaretten, die seine Medizin enthielten. Sie stellten Räucherkerzen mit Arznei her und mit Heilmittel präparierten Tabak.
Fütterung
Ka flog gleich zum Gefängnis; des Sultans Wangen waren eingefallen — aber er scherzte: »Das ist endlich eine gute Gelegenheit, dünner zu werden!«
Der Sultan löste die Schleife an Kas Hals und band das Säckchen ab. Glücklich nahm er die Feile. Sie war nur so lang wie sein Finger, und trotzdem mußte er sich mit ihr befreien. Dann schluckte er ein Kügelchen — und bald spürte er die wohltuende Wirkung.
Ka aber flog zu einer Palme, pickte eine Dattel ab und schwirrte mit ihr ins Gefängnis zurück. So fütterte er den Sultan, wie eine Vogelmutter ihr Junges. Er flog wohl hundertmal hin und her, ohne müde zu werden.
Und bei jeder Wiederkehr traf er den Sultan ein wenig froher, ein wenig kräftiger an. Bald begann dieser an einem Kettenglied zu feilen, unermüdlich, Stunden um Stunden, Tage um Tage...
Ka bemühte sich auch, seine anderen Aufgaben zu lösen. Er kreiste über der Insel, immer höher hinauf, und fand endlich die Öffnung eines erloschenen Kraters, vollkommen mit Asche bedeckt. Nur aus einem Spalt drang feiner Rauch. Diese Mulde, in die man von keiner Seite hineinschauen konnte, war ein idealer Landeplatz, das beste Versteck. Nun machte sich Ka ein letztes Mal auf den Flug nach Sultanien.
Hunderte von Zigaretten und Räucherkerzen waren inzwischen hergestellt und in Säckchen verpackt worden. Auch Tabakblätter gab es reichlich. Außerdem versah sich Dok noch mit einem starken Schlafmittel.
Der fliegende Teppich, der so lange unbenutzt im Keller gelegen hatte, wurde auf der Terrasse beladen. Kein geringes Kunststück, denn es geschah alles in größter Heimlichkeit und in der Nacht. Man versuche einmal ein Gebirge von Säckchen und Kartons so auf einen Teppich zu türmen, daß außerdem noch ein erwachsener Mann, ein kleiner Hund und zwei Kinder darauf Platz haben! So, daß nichts hinunterfällt, wenn der Teppich sich mit wellenden Bewegungen durch die Luft bewegt! Ein kleiner Vogel, wie Ka, kommt schließlich überall noch unter — und sei es auf einer Schulter — , aber Dok, Kim und Pips und Wu mußten sich an den äußersten Ecken klein machen. Vorsichtshalber banden sie sich mit einem Strick aneinander, wie Bergsteiger.
Totokatapi half kräftig. Er stapelte und verschnürte sachkundig. Er hatte das ja in seinem Kaufhaus gelernt. Aber er blieb hier, um das Sultanat zu regieren. Dok hatte ihm sein rotes Flugzeug geliehen.
Totokatapi weihte Dok in das Geheimnis des Teppichs ein. Und Dok, der auf der äußersten Kante saß, rieb die Handflächen gegeneinander und rief: »Teppich, erhebe dich!«
Totokatapi winkte mit einem weißen Schal — und dann schwebten sie über die Gebäude und dicht an den Minarettspitzen mit den Halbmonden vorbei.
Eine schreckliche Entdeckung
»Vielleicht hätten wir das Fliegen auf dem Teppich doch vorher üben sollen...«, meinte Dok. Er hatte das Gefühl, als ob er immer näher an die Fransen heranrutschte. Und bei den Fransen endet ja bekanntlich jeder Teppich.
Aber sie lernten es, sich den eigentümlichen Bewegungen ihres schwerbeladenen Luftfahrzeuges anzupassen.
Die aufeinandergestapelten Säcke schwankten bedenklich. Ka hüpfte emsig auf ihnen herum, um sie zurechtzurücken. Viel vermochte er freilich nicht mit seinen bescheidenen Kräften. »Verflixt!« krähte er, als sich einer löste und koppheister abwärts segelte.
»Auf Wiedersehen!« knurrte Wu. »Denn ich werde ihm wohl bald folgen!«
Dok zog das Seil, das sie miteinander verband, noch fester an.
Und sie erreichten die Glückliche Insel ohne weiteren Zwischenfall im Morgengrauen.
Ka flog voraus und führte sie zu dem Versteck.
»Ach«, knurrte Wu, als sie über den Rand des Kraters segelten und der Teppich in seiner Mitte niederging, »da kommen wir wohl in einen Kochtopf?«
Sie landeten und waren glücklich, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, gähnten, reckten sich und schüttelten die eingeschlafenen Glieder.
»So — und jetzt werden wir den Sultan befreien!« sagte Dok. »Ka, flieg bitte zu ihm und sag ihm, daß wir
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