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Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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vermutete inzwischen, dass der Anruf von einem verdrossenen Angestellten getätigt worden war, der beabsichtigt hatte, einen der großartigsten Momente in der Geschichte der türkischen Nation zu stören. Nun, das war nicht geschehen – der Abend war ein voller Erfolg gewesen.
    Die Wachmänner entspannten sich. Obwohl die Wachposten nach wie vor besetzt waren, reichte man nun überall Speisen und alkoholfreie Getränke herum. Jetzt nahmen auch sie teil an der Feier zu Ehren eines neuen Zeitalters, das man mit einem Abend erfolgreich gesicherter Fröhlichkeit eingeläutet hatte.
    Michael und KC tanzten unter den Planen eines gewaltigen blauen Zeltes. Darin war nicht nur das zehn Mann starke Orchester untergebracht, das auf einem Podest spielte, sondern auch das Meer aus Tischen, an denen die Gäste ihr Abendessen eingenommen hatten, sowie ein langer Parkett-Tanzboden, auf dem sich jetzt nur noch die Schwermütigen, die Betrunkenen und die Geilen bewegten, und von denen hatte jeder andere Vorstellungen davon, wie dieser Abend enden sollte.
    Michael tanzte mit KC auf den Zeltpfosten in der Mitte zu, der zehn Meter hoch war und die Mitte der Segeltuchplane stützte, die vom Stil her an ein Zirkuszelt erinnerte. Mit einem Durchmesser von ungefähr zehn Zentimetern sah der Pfosten wie ein dünner weißer Baumstamm aus, der von kleinen Blumentöpfen umstanden war, in denen Tulpen und Wildblumen blühten.
    Michael griff in die blaue Tasche, die über KCs Schulter hing, und nahm eines der kurzen Stücke Sprengstoff heraus. Er bückte sich und tat so, als würde er sich die Schnürsenkel binden. KC stellte sich so geschickt vor ihn, dass er die biegsame Masse flink um den unteren Teil des Pfostens schlingen konnte, wo sie hinter den Topfpflanzen nicht zu sehen war.
    Michael erhob sich wieder, gab KC einen Kuss, nahm ihre Hand und führte sie an die Bar. Dabei wirkten sie vom Scheitel bis zur Sohle wie ein Ehepaar.
    Die Bar befand sich in einem zweiten Zelt, das direkt neben dem anderen stand. Über die Hälfte der Flaschen war bereits leer. Es waren kaum noch Eiswürfel übrig, und außer einem einzelnen älteren Herrn und dem Barkeeper war niemand mehr da. KC hockte sich an die Bar, bestellte eine Cola Light und verwickelte die beiden Männer in eine Unterhaltung, während Michael zur Seite und vor einen weißen Zeltpfosten trat, der sich gleich neben der Bar erhob. Er hatte die blaue Tasche mit den »Geschenken« in der Hand und stellte sie jetzt auf den Fußboden, sodass er dahinter rasch weiteren Sprengstoff verstecken konnte.
    Anschließend ging Michael zurück zur Bar, lächelte den älteren Herrn an und nahm KCs Arm. Sie liefen über das Festgelände und drehten dabei unablässig die Köpfe, sahen sich um und prägten sich die Anlage, auf der die Party stattfand, genauestens ein. Während sie über den offenen Hof spazierten, platzierten sie an strategisch günstigen Stellen weiteren Sprengstoff. Niemand beachtete Michael, der die restlichen drei Stücke an Orten versteckte, an denen sich niemand aufhielt. KC war die perfekte Ablenkung, denn ihre Schönheit zog sämtliche Blicke auf sich, während man ihren Begleiter übersah, der ständig mit seinen Schuhen und Taschen beschäftigt zu sein schien.
    Nur war KC leider nicht nur die perfekte Ablenkung, sie war auch nicht zu übersehen. Yasim, der Wachmann, mit dem sie es bei ihrer Ankunft vor dem Palast zu tun gehabt hatte, blickte ihr plötzlich prüfend ins Gesicht. KC versuchte noch wegzuschauen, doch war es bereits zu spät.
    Mit einer Dose Sprudelwasser und einem Stück Kuchen in der Hand kam der Wachmann auf sie beide zu. Er schenkte KC ein entwaffnendes Lächeln, das sich sehr von dem gestrengen Gesichtsausdruck unterschied, mit dem er sie bei ihrer Ankunft bedacht hatte. »So sieht man sich wieder.«
    »Hallo«, erwiderte KC, griff nach Michaels Hand und legte sich den Trageriemen der blauen Tasche über die Schulter.
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass die Geschenkübergabe reibungslos verlaufen ist?«
    »Absolut.« KC nickte und lächelte.
    »Das freut mich.« Yasim biss in den Kuchen, und einer der anderen Wachmänner stellte sich neben ihn. Yasim nickte KC zu. »Einen schönen Abend noch.«
    Er drehte sich um und ging. Dabei fiel sein Blick auf die lederne Rolle, die aus KCs blauer Tasche ragte. Yasim blieb stehen und drehte sich noch einmal zu ihr um. »Wollten Sie das Behältnis nicht behalten?«
    »Nein.« KC strahlte ihn mit ihrem entwaffnenden

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