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Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Dann musste er in der Lage sein, so schnell wie möglich zu ihm zu stoßen.
***
    Michael und KC rannten über das sechzig Meter lange Dach des Archäologischen Museums. Michael war erstaunt, wie schnell KC laufen konnte; sie hielt mit ihm mit, als würde sie über den Boden schweben.
    Die Schüsse hörten nicht auf. Die Kugeln sprangen über den Kies, prallten von den Balken und Geländern ab. Drei ihrer Verfolger hatten es inzwischen auf das Dach geschafft und jagten ihnen hinterher.
    »Die Polizei schießt auf uns«, rief KC.
    »Das ist nicht die Polizei. Das sind die Wachen, die man dazu abgestellt hat, den Palast zu beschützen, aber sie haben versagt. Die meinen nicht nur, wir hätten was gestohlen, die glauben auch, wir hätten ihr Kulturerbe in die Luft gejagt. In deren Augen könnten wir sogar Terroristen sein. Die sind stinksauer.«
    »Gibt es jemanden, der nicht hinter uns her ist?«, keuchte KC.
    Sie sahen es beide zur gleichen Zeit. Genau vor ihnen. Am Ende ihres sprichwörtlichen Weges. Das Dach endete.
    »Kannst du drei Meter weit springen?«, rief Michael.
    »Ich kann es versuchen.« KC rannte noch schneller.
    Als sie die Brüstung erreichten, verlangsamte keiner von ihnen das Tempo, im Gegenteil, sie legten beide noch einen Zahn zu. Ohne ihren Laufrhythmus zu unterbrechen, traten sie auf die Brüstung und sprangen hinein in die Nacht. Sie flogen über die drei Meter breite Gasse und landeten auf dem Asphalt- und Kiesdach des unter Denkmalschutz stehenden Kreshien-Gebäudes. Sie rollten sich über die Schulter ab, sprangen sofort wieder auf, rannten weiter und ignorierten die kleinen scharfen Kieselsteine, die sich auf dem Rücken in ihre Haut gebohrt hatten.
    Innerhalb von Sekunden hatten sie das Kreshien-Gebäude schon zur Hälfte überquert. »Der nächste Sprung sind zweieinhalb Meter, schaffst du das?«
    »Halt die Klappe«, rief KC.
    Sie traten auf die nächste Brüstung, flogen über die Lücke und landeten dieses Mal beide auf den Füßen. Das kleine Blumengeschäft war ein halbes Stockwerk niedriger als das Kreshien. Sie rannten quer über das Dach des kleinen Ladens, blieben am Rand stehen und schauten nach unten auf eine Markise. Michael ließ sich über die Seite gleiten, rollte über die Markise und sprang die zweieinhalb Meter nach unten auf den Bürgersteig. Zwei Sekunden später landete KC neben ihm. Die Schießerei hörte auf; es war kein Geräusch mehr zu hören, das darauf schließen ließ, dass noch jemand auf den Dächern war und sie verfolgte.
    Sie befanden sich in einem reinen Wohnbezirk. Die Straße war mit Kopfsteinpflaster belegt, die kleinen Häuser mit Stuck verziert. Hier wohnten hauptsächlich junge türkische Akademiker.
    »Wir brauchen einen Wagen«, erklärte Michael, als sie über den Bürgersteig spurteten. Die Straße stand auf beiden Seiten voller Autos: BMWs, Fiats, Audis. Michael ignorierte sie alle, bis er das Richtige gefunden hatte: einen Buick, Jahrgang 1988. Von außen war der Wagen sauber, und die Reifen waren neu.
    Michael schlug auf der Fahrerseite das Fenster ein. Der Alarm kreischte mit lautem Protest, als er ins Wageninnere griff, die Tür entriegelte und öffnete. KC sprang auf der Beifahrerseite herein und schloss hinter sich die Tür. Im Innern des Wagens zu sitzen vermochte sie nicht zu trösten, denn der Alarm war wie ein Signal für ihre Verfolger, die sie jeden Moment erreichen konnten. Nervös klopfte sie mit der Hand auf die Armlehne, und ihre Gedanken überschlugen sich.
    Dann sah sie die fünf Wachen. Sie waren nur noch einen Straßenblock entfernt und blickten genau in die Richtung, aus der sie den Lärm der Alarmanlage vernahmen. Michael warf KC die Lederrolle mit dem Sultansstab zu und lenkte sie damit für einen Augenblick von ihrer Nervosität ab.
    Im nächsten Moment griff Michael mit der linken Hand unter das Armaturenbrett, während er mit der rechten das Messer aus der Sicherung zog, die um seinen Fußknöchel geschnallt war. Seine Hände bewegten sich schnell und sicher. In der einen Hand hielt er ein Gewirr aus Kabeln, in der anderen die scharfe Klinge. Mit einem Griff, der ihm so vertraut zu sein schien wie die eigene Haut, durchtrennte Michael die Zündkabel und schloss sie kurz. Grollend erwachte der Motor zum Leben. Zugleich verstummte die Alarmanlage.
    Die Wachen waren nur noch fünfzig Meter entfernt. Wieder hatten sie ihre Waffen im Anschlag und brüllten einander auf Türkisch Befehle zu.
    Michael tat so, als wären sie gar

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