Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
Vom Netzwerk:
Die Kugeln prasselten hinter ihm auf den Boden, während er auf die Klippe zuhielt. Der Klippenrand tat sich vor ihm auf; dahinter war völlige Dunkelheit. Michael rannte schneller als je zuvor in seinem Leben, denn er wusste, dass alle Mühe vergeblich gewesen war, wenn er es nicht schaffte.
    Aber die Kugeln kamen immer näher. Manche schlugen nur Zentimeter neben ihm ein. Es würde nur noch Sekunden dauern, bis einer der Schützen Glück hatte.
    Ohne sein Tempo zu verringern, griff Michael in die Hosentasche und zog die kleine Fernsteuerung heraus. Mit dem Daumen öffnete er die Abdeckung und drückte den roten Knopf.
    Hinter dem Gefängnis schoss ein gewaltiger Feuerball in den Himmel und erleuchtete die Welt um ihn her. Der Treibstofftank in Verbindung mit dem Plastiksprengstoff schuf einen Regen der Zerstörung, der über dem Kraftwerk niederging. Selbst aus der Ferne konnte Michael die Hitze der Explosion spüren.
    Der Kugelhagel endete, als die Wachmänner in Deckung flohen.
***
    Noch dreißig Meter. Barabas ließ sich nicht beirren. Er schaute nicht eine Sekunde in Richtung des Feuerballs, war völlig auf Michael fixiert und ließ sich von nichts ablenken. Dabei feuerte er, bis das Magazin seiner Waffe leer war. Er hatte keine Zeit, sie neu zu laden; stattdessen trat er das Gaspedal noch mehr durch. Nur noch Sekunden, und er würde den Mann überrollen, der sein Gefängnis zerstört, seine Gefangenen befreit und sein Leben ruiniert hatte.
    Michael hörte hinter sich das Dröhnen des Motors, das immer lauter wurde, als der Wagen mit unverminderter Geschwindigkeit näher kam. Er konnte das Mahlen der Reifen und das Prasseln der Steinchen hören, die unter die Bodenwanne des Jeeps schlugen. Die Scheinwerferlichter wurden heller und erleuchteten den Klippenrand, der nur noch einen Meter entfernt war …
    Michael sprang in die Nacht. Ein heftiger Wind erfasste seinen Körper. Ohne einen Hilfsschirm konnte er nur beten, dass der Reserveschirm ordnungsgemäß gepackt war und sich schnell genug öffnete. Er hielt die Reißleine fest umschlungen, als er im freien Fall in die Finsternis stürzte.
***
    Barabas sah den Abgrund zu spät. Seine Aufmerksamkeit hatte ausschließlich dem fliehenden Mann gegolten. Nun trat er verzweifelt auf das Bremspedal. Der Jeep schlitterte nach links und rechts, als hätte er es darauf abgesehen, über die Felsenkante zu rutschen. Barabas riss das Steuer hart nach links und hoffte, das Unvermeidliche noch abwenden zu können, doch es war zu spät.
    Der Jeep rutschte seitwärts weg und stürzte über den Klippenrand ins Vergessen.
***
    Michael hörte das schabende Geräusch, als der Jeep über den Rand der Klippe schoss. Er spähte in die Höhe und sah die Scheinwerfer durch die Luft taumeln, als der Wagen sich immer wieder überschlug. Michael wartete damit, die Reißleine zu ziehen, weil er Angst hatte, unter das zwei Tonnen schwere Fahrzeug zu geraten, das genau in seine Richtung stürzte.
    Michael drehte seinen Körper und dehnte ihn, um größtmöglichen Luftwiderstand zu schaffen und seine Fallgeschwindigkeit zu reduzieren. Es konnte nur noch Sekunden dauern, bis er entweder vom fallenden Jeep getötet wurde oder auf dem Boden aufschlug.
    Wie in Zeitlupe segelte der Jeep neben ihm her. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Michael den Fahrer, sah das Entsetzen auf dem Gesicht des Mannes, der verzweifelt das Lenkrad umklammerte, als könne ihn dies vor dem sicheren Tod bewahren.
    Dann zog Michael die Reißleine.
    Der Fallschirm schoss aus dem Container und wurde vom Wind nach oben in die Nacht gerissen. Der Schirm öffnete sich und bremste mit einem brutalen Ruck Michaels Fall. Michael sah, wie die Lichter des Jeeps weiter nach unten stürzten und zu winzigen Nadelspitzen wurden. Dann erglühte eine feurige Explosion am Fuß der Klippe. Die orangeroten Flammen loderten hoch auf, als versuchten sie, nach ihm zu greifen. Erst Sekunden später hallte ein dumpfes Dröhnen zu Michael hinauf.
    Er drehte seinen Körper und steuerte den Fallschirm durch die Fahnen des aufsteigenden Rauchs nach Norden in die Wüste. Langsam kam er wieder zu Atem. Kurz darauf flackerten unter ihm Scheinwerfer und erhellten einen Teil der Wüstenlandschaft. Ehe er weich im Sand landete, sah Michael, dass KC und Simon an einem Land Rover lehnten. Ein hünenhafter Mann, dessen blondes Haar von der nächtlichen Sommerbrise zerzaust war, lief Michael entgegen.
    »Du kommst zu spät, wie immer«, sagte Paul Busch, ehe

Weitere Kostenlose Bücher