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Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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schlug dann noch einmal dagegen. »Cindy? Kannst du mich hören?«
    Michael und Busch warteten. Der Augenblick zog sich schier endlos dahin.
    »Michael.« Cindys Stimme war durch die dicke Metalltür kaum zu hören.
    »Ist Simon bei dir?«
    »Es geht ihm schlecht, Michael, du musst dich beeilen.«

32.
    K C ging über den Vorplatz der Blauen Moschee, der mit seinen frisch gemähten Rasenflächen und den sattgrünen, dichten Hecken herrschaftlich wirkte. Ihr Herz schlug heftig, sodass sie ihren eigenen Pulsschlag hören konnte. Sie hatte Iblis seit zehn Jahren nicht gesehen – wenn man von der einen Nacht absah, in der er sie und Simon in Amsterdam geschnappt hatte. Bei diesem kurzen Aufeinandertreffen in den Niederlanden hatte er kein einziges Wort gesagt, aber diesmal würde gesprochen werden. KC empfand eine Mischung aus Furcht und Zorn auf diesen Mann, der sie geprägt hatte; es war im Grunde nichts anderes gewesen, als hätte er sie zu einem Junkie gemacht, indem er sie kostenlos mit Heroin versorgt hatte. Er hatte sie süchtig gemacht, und deshalb war sie zu dem geworden, was sie heute war.
    Sie hatte Iblis als Teil ihrer Familie betrachtet; er war wie ein älterer Bruder, bisweilen sogar wie ein Vater gewesen. Als sie noch jung gewesen war, hatte sie sich häufig sogar vorgestellt – und sich heimlich gewünscht –, er sei wirklich ihr Vater. Er war der einzige Mensch, der sich um sie und Cindy gekümmert hatte, der Einzige, der ihnen rettend zur Hilfe gekommen war.
    Doch als KC im Laufe der Zeit begriff, welcher Methoden er sich bediente, wie groß seine Schwäche für Blut war, wie gering er menschliches Leben schätzte und jeden verachtete, den er nicht benutzen oder ausnutzen konnte, bereute sie ihre Vater-Tochter-Fantasien und war entsetzt, zu einem Mann aufgeblickt zu haben, der bedenkenlos mordete.
    Und obwohl er nach wie vor behauptete, dass sie ihm etwas bedeuteten – und trotz ihrer gemeinsamen Vergangenheit –, hielt er Cindy und Simon jetzt gegen ein Lösegeld gefangen. Simon war ein Mann, der stets wusste, worauf er sich einließ, der dem Tod schon oft ins Auge geblickt hatte und wissentlich Risiken einging. Cindy jedoch war unschuldig. Nicht nur, weil sie nichts über Iblis’ und KCs Diebeskarrieren wusste, sondern auch im herkömmlichen Sinn des Wortes. Cindy konnte keinerlei Einfluss nehmen auf ihre Rettung oder ihren Niedergang. Sie war bloß eine Schachfigur in dem Spiel, das KC gegen Iblis spielte.
    Die Menschen scharten sich in dichten Mengen um die Blaue Moschee – Touristen, die respektvoll den Gläubigen Platz machten, die den Rufen von den Minaretten folgten, um sich zum Mittagsgebet zu versammeln, dem Zhur . KC hatte Iblis aus den Augen verloren, als sie das Dach des Kiritz-Hotels verlassen und sich auf den Weg zur Moschee gemacht hatte, doch sie wusste, dass sie ihn finden würde. Dies hier war das einzige Treffen in ihrem Leben, das sie um keinen Preis verpassen wollte.
    Sie ging beinahe gemächlich die Straße entlang und über den Vorplatz der Moschee. Obwohl sie Iblis vom Dach aus gesehen hatte – und er sie ebenfalls –, hatte sie keine Eile, ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten. Sie würde tun, was sie konnte, um Michael und Busch so viel Zeit wie möglich zu verschaffen, damit sie Cindy und Simon aus Iblis’ Haus holen konnten. Die Lederrolle, die über ihrer Schulter hing, hielt sie ganz fest. Das alles gehörte zu Michaels Plan. Sie hoffte nur, dass Michael bereits Erfolg gehabt hatte und aus dem Haus verschwunden war.
    »Erfreust du dich an den Sehenswürdigkeiten?«
    KC drehte sich um und erschrak. Sie stand Iblis Auge in Auge gegenüber. Seine makellose Haut war in den zehn Jahren, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten, kein bisschen gealtert, und seine hellblauen Augen blickten so wach und lebendig wie eh und je. In seinem weißen Leinenhemd, dem schwarzen Haar und der braunen Haut sah er wie ein Einheimischer aus, doch KC wusste, dass dieser Mann in keiner Hinsicht war, was er zu sein schien.
    »Irgendwie hatte ich damit gerechnet, dich mit einer Waffe in der Hand anzutreffen.« Iblis lächelte.
    KC konnte sich nicht beherrschen. »Wie konntest du es wagen, meine Schwester zu entführen?«, fuhr sie ihn an.
    »Berichtige mich, falls ich mich irre, aber ich glaube nicht, dass du mir zu Hilfe geeilt wärst, wenn ich dich freundlich darum gebeten hätte«, erwiderte Iblis. »Es freut mich übrigens ebenfalls, dich wiederzusehen.«
    »Lebt Simon

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