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Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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hatte, verflüchtigte sich. »Denn wenn es dir nicht prächtig ginge, würde er dich hier zurücklassen – nur, damit du dir keine Illusionen machst. Und wenn der Sturm kommt …«
    Cindy blickte hinauf zum wolkenlosen blauen Himmel und schüttelte den Kopf. »Diese Narren und ihre ›Kann es in den Knochen spüren‹-Wettervorhersagen! Die wissen doch gar nicht, wovon sie reden.«
    »Sei nicht kindisch, Cindy. Das hier ist nicht irgendein Finanzierungsschema, das du mit mathematischer Genauigkeit kontrollieren kannst. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, du bist hier in der Wildnis und würdest gut daran tun, deinen Hochmut aufzugeben und einen Schritt zuzulegen. Niemand wird dich diesen Berg hinauftragen.«
    »Du bildest dir wohl immer noch ein, ich bräuchte dich wie ein Sicherheitsnetz, KC? Ich brauche dich schon seit Jahren nicht mehr. Ich habe viel mehr erreicht, als du dir hattest ausmalen können, und alles ohne deine Hilfe. Mein Leben gehört mir. Ich tue, was mir gefällt.«
    »Und es gefällt dir, mit diesem Mann da auf den Berg zu steigen?« KC zeigte auf Venue, der die Gruppe anführte, die sich immer weiter von ihnen entfernte.
    »Ja.« Cindy stapfte wieder los. »So ist es.«
    »Er wollte bloß die Karte. Das ist der einzige Grund, warum Iblis dir verraten hat, wer er ist. Er schert sich einen Dreck um dich.«
    »Bist du so sauer, weil ich mit ihm zusammenarbeiten will oder weil er mich mag?«
    »Meine Güte, Cindy, weißt du eigentlich, was du da von dir gibst? Wenn wir ihm wirklich etwas bedeuten würden, hätte er sich in all den Jahren doch mal bei uns gemeldet! Dieser Mann ist genau das, was wir auf keinen Fall werden wollten. Er ist ein Verbrecher.«
    »Seltsamerweise«, Cindy blickte KC fest ins Gesicht, »scheinst du dich aber ganz nach seinem Vorbild entwickelt zu haben.«
    KC versuchte, die Anspielung zu ignorieren.
    »Ist dir eigentlich klar, wohin wir gehen?«, sagte sie und stapfte neben Cindy her. »Weißt du, wie viele Menschen hier oben bereits gestorben sind?«
    »Ich dachte immer, du liebst das Risiko, Miss Extremsport. Oder sollte ich sagen, Miss Outdoor?«
    »Ja, ich liebe das Risiko und das Gefühl, wenn einem das Adrenalin durch die Adern schießt. Ich habe mich häufig bewusst dazu entschieden, gefährliche Dinge zu tun, aber Selbstmord wollte ich noch nie begehen.«
    »Selbstmord?« Cindy schaute auf die Gruppe von Männern, die inzwischen etwa hundert Meter vor ihnen waren und gerade hinter einer Bergkrümmung verschwanden. »Ich glaube, wir werden hier ziemlich gut beschützt.«
    »Vor was?«, fuhr KC sie an. »Vor dem Wetter? Das kann niemand aufhalten. Und wenn wir unser Ziel erreichen, wird das, was uns dort erwartet, nur noch lachen über unseren Schutz!«
    »Was soll das denn heißen?« Abrupt blieb Cindy stehen.
    KC lächelte sie ironisch an. »Was meinst du wohl, warum Simon, Michael und ich so darum gekämpft haben, dass sie diese Karte nicht in die Finger bekommen? Gold und Juwelen interessieren uns einen Dreck. Es geht im Leben um sehr viel mehr als immer nur ums Geld, Cindy. Da oben ist noch etwas anderes.«
    »Du müsstest dich mal reden hören!« Cindy lachte, obwohl sie so erschöpft war. »Wer ist jetzt kindisch?«
    Der erste Schnee fiel, schwebte sanft in den Aufwinden. Und plötzlich verschwand der blaue Himmel über ihnen, und an seine Stelle traten schwarze, unheilverkündende Wolken und tauchten die Welt verfrüht in das Licht der Abenddämmerung.
    Ein lauter Donnerschlag krachte und hallte von den Felsen wider. Die Schneeflocken wurden zu Schneegestöber, das die Sicht um gut die Hälfte verringerte.
    »Er führt uns in unseren Tod, ob du es nun wahrhaben willst oder nicht.«
    »Ich glaube nicht, dass unser Vater …«
    »Vater? Nennst du ihn jetzt Daddy? Ich bin überrascht, dass du so lange damit gewartet hast«, spottete KC. »Es ist wirklich erstaunlich, wie nah ihr euch gekommen seid.«
    »Geh zum Teufel.«
    KC lachte und begann, doppelt so schnell wie bisher die Steigung hinaufzulaufen. Rasch ließ sie ihre Schwester hinter sich. »Ich glaube, genau zu dem gehen wir.«

45.
    D ie Luft schmeckte nach Metall. In einer Höhe von viertausenddreihundert Metern war sie trockener als in jeder Wüste, in der Busch je gewesen war. Er und Michael steckten mitten in einem Blizzard, der ihnen jede Sicht nahm. Ihre Beine brannten von der vierstündigen Wanderung wie Feuer, während ihre Körper mehr und mehr auskühlten, weil die Temperatur immer weiter fiel

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