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Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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geschrieben. Sie waren auf dem Weg in unerforschtes Land, genau wie ihre Väter und Großväter vor ihnen.
    Allerdings würde ihr Abenteuer nur von kurzer Dauer sein. Michael hatte bereits beschlossen, die Brüder zurückzuschicken, sobald sie nur noch etwa eine Stunde von ihrem Ziel entfernt waren.
    »Ich vermisse Istanbul jetzt schon«, sagte Busch, als er sah, wie sein Atem in der kalten Luft weiße Wölkchen bildete.
    »Ich wette, Sie denken jetzt an die schöne heiße Quelle und ihr schönes heißes Wasser«, schallte Banyos Stimme durch den Kopfhörer.
    »Ja«, gestand Busch widerwillig und zog sich seinen Rucksack auf den Schoß. Er griff hinein, nahm das Navigationsgerät heraus und schaltete es ein. Er vergrößerte das Bild auf dem Monitor und stellte fest, dass die beiden roten Punkte sich getrennt hatten: Der eine rührte sich nicht mehr, der andere bewegte sich in nordwestlicher Richtung. Er hielt Michael das Gerät unter die Nase. »Sieht so aus, als hätten sie sich aufgeteilt.«
    Michael erhob sich von der Lederbank, hielt sich mit einer Hand an der Decke des Hubschraubers fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und ging in den vorderen Teil des Helikopters.
    »Wie weit nach oben können Sie uns bringen?«, fragte er und war dankbar für den Kopfhörer, weil er dadurch nicht brüllen musste.
    »Nicht sehr weit.« Banyo schüttelte den Kopf. Er wies mit der Hand auf den Berg, der sich in all seiner Größe vor der Windschutzscheibe erhob. Um den Gipfel herum hingen schwarze, drohende Wolken. »Ein Sturm kommt auf. Vielleicht überlegen Sie sich das Ganze noch mal und warten einen Tag. Ich würde es Ihnen nicht berechnen.«
    Michael schüttelte den Kopf. »Bringen Sie uns so weit, wie Sie können.«
    Der Hubschrauber flog über grüne Hügel, die sich in Felsen verwandelten, auf denen nur noch Gestrüpp wuchs. Dieser Teil der Welt wirkte verlassen, rein und unbefleckt von der Menschheit, als hätte Gott seine kleinen Geheimnisse.
    Busch gesellte sich zu Michael nach vorn, zeigte Banyo den Bildschirm des Navigationsgeräts und wies auf den Punkt, der sich nicht rührte. »Können Sie uns dahin bringen?«
    Banyo nickte. Fünf Minuten später landeten sie an genau derselben Stelle, an der er die erste Gruppe abgesetzt hatte. Keine Menschenseele war zu sehen, als alle ausstiegen und mit anpackten, um die Rucksäcke und Vorräte auszuladen.
    Ihre Ausrüstung war auf das absolut Notwendige beschränkt; was vor ihnen lag, war keine Kletterpartie, für die man Steigeisen, Seile und Haken benötigte. Sauerstoff brauchten sie auch nicht, denn sie würden unterhalb der Fünfeinhalbtausend-Meter-Marke bleiben; damit wurde die Atmung nicht beeinträchtigt, obwohl Müdigkeit ein ausschlaggebender Faktor sein würde.
    Michael konnte die Verbissenheit nicht nachvollziehen, die Venue und Iblis antrieb. Sobald sie dreitausend Meter erreichten, würden sie zum ersten Mal die Anflüge von Höhenkrankheit spüren. Und der Aufstieg zu ihrem Ziel, das sich nach ihren Schätzungen in einer Höhe von knapp
    viertausenddreihundert Metern befand, würde zu purer Erschöpfung führen. Das Gelände war felsig, und in den höheren Lagen lag Schnee, was selbst für trittsichere Bergsteiger gefährlich war, aber zumindest würde das Gefälle zwanzig Grad nicht übersteigen.
    Mit der Fotokopie der Karte in den Händen liefen Achyuta und Max in dem verlassenen Lager umher. Immer wieder zeigten sie auf die Karte, schauten hinauf zu dem dräuenden Berg und unterhielten sich im Flüsterton.
    »Funken Sie mich auf dem Walkie-Talkie an, wenn Sie zurück wollen«, sagte Banyo, der neben der geöffneten Tür seines Hubschraubers stand. »Und seien Sie nicht dumm. Hier oben sterben immer die, die zu stolz sind.«
    Michael nickte und schüttelte die Hand, die Banyo ihm entgegenstreckte. »Danke.«
    Banyo sprang in seinen Helikopter, ließ den Motor an und erhob sich in den Himmel. Michael beobachtete, wie er in südlicher Richtung verschwand. Dann drehte er sich um.
    Busch stand zwischen den zehn großen Holzkisten, die alle mit dicken Bolzen und Schlössern gesichert waren. Er klopfte mit dem Finger auf eine der Kisten und zeigte dann auf den Bildschirm seines Navigationsgeräts.
    »Meinst du, sie haben hier irgendwas vergessen?«
    Michael ging zu ihm, zog eine Kletteraxt aus dem Rucksack und schlug das Schloss herunter. Dann hob er den großen Deckel der Kiste an und klappte sie auf. Er wühlte sich durch Zelte und Reisetaschen,

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