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Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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ihnen ermöglichte, durch diese Wand zu kommen, aber da war nichts.
    Michael hoffte, dass das Ganze sich nicht als fruchtloses Unternehmen entpuppte, weil sie uralten Karten folgten, die zu einer Zeit gezeichnet worden waren, als es noch keine Präzisionsinstrumente gegeben hatte. Er hoffte, dass Venue den GPS-Chip, der in der Lederrolle versteckt gewesen war, nicht gefunden und sie auf Abwege, sprich in die Eiswüste geschickt hatte.
    Doch es fehlte jede Spur von KC, Venue und ihrer Gruppe, was Michael zu der Annahme führte, dass sie irgendetwas übersehen hatten: eine Tür, einen Durchgang, eine Öffnung. Irgendwo musste eine Lücke sein, die es ihnen erlauben würde, zur anderen Seite der Granitwand vorzudringen.
    Michael erwog, eines ihrer Zelte aufzuschlagen, damit sie sich eine kurze Verschnaufpause gönnen konnten, entschied sich dann aber, nach einem solideren Unterschlupf zu suchen, damit sie ruhen und neue Kraft tanken konnten.
    Er und Busch liefen den gleichen Weg zurück, den sie gekommen waren – in der Hoffnung, diesmal zu finden, was sie zuvor übersehen hatten. Nach ungefähr einhundertfünfzig Metern stießen sie auf einen Felsvorsprung, der von einer zweieinhalb Meter hohen Schneewehe verdeckt wurde. In der Mitte dieser Barriere aus Schnee hatte sich ein breites natürliches Fenster gebildet, als hätte ein warmer Wind es in die eisige Wand geschnitten. Michael und Busch gruben schnell, schaufelten den Schnee beiseite und entdeckten einen riesigen Felsblock, hinter dem sich eine kleine Höhle auftat.
    Sie krochen hinein, traten sich den Schnee von den Stiefeln und schüttelten ihn von ihren Wollmützen. Dann zogen sie sich die Masken vom Gesicht, sanken auf den Felsboden und schnappten nach Luft, als hätten sie gerade einen Tiefseetauchgang ohne Sauerstoffgerät hinter sich. Um sie her war es stockfinster, sah man von dem sanften weißen Glanz des Schnees ab, der den Höhleneingang bedeckte.
    Es dauerte geschlagene zwei Minuten, bis Busch sich endlich zu Wort meldete. »Und so was machen Leute aus Spaß?«, keuchte er. »Auf solche Monster zu klettern ist ihre sportliche Betätigung? Meine Fresse, wie muss man sich da erst auf achttausend Metern fühlen!«
    »Sachte, mein Kleiner«, erwiderte Michael.
    »Von wegen sachte. Dafür, dass dieser Mistkerl KC hier raufgeschleppt hat, werde ich ihm den Hals umdrehen.«
    Sie saßen da, mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, rangen nach Luft und ruhten ihre Beine aus. Busch zog das Navigationsgerät hervor, aber in der Höhle hatten sie keinen Empfang.
    Michael griff in seine Tasche und nahm eine Flasche Wasser und eine Taschenlampe heraus. Er drehte die Flasche auf und leerte sie bis zum letzten Tropfen, denn die Höhe hatte seinen Körper dehydriert. Dann knipste er die Taschenlampe ein und stellte fest, dass sie sich in einer erstaunlich trockenen Höhle befanden. Sie war nicht groß, höchstens einen Meter hoch, bot ihnen aber ausreichend Platz, um sich frei bewegen zu können. Nach hinten verlief die Höhle noch viel weiter; der Weg war in der Dunkelheit nicht zu erkennen.
    Michael berührte die Wände. »Die sind warm.«
    Busch zog seine Handschuhe aus und hielt seine kalten Finger gegen das Felsgestein. »Banyo hat ja gesagt, es gebe überall im Himalaja heiße Quellen.«
    Michael betastete den Boden, nahm seine Mütze ab und grinste. »Wenn hier eine heiße Quelle ist, springe ich rein.« Er leuchtete mit seiner Taschenlampe tiefer in die Höhle.
    »Was siehst du?«, fragte Busch.
    Michael richtete die Lampe auf den Boden, auf dem Stiefelspuren zu sehen waren.
    »Da hol mich der Teufel.« Kopfschüttelnd durchwühlte Busch seinen Rucksack. Er nahm zwei Pistolen heraus, zog den Reißverschluss seiner Jacke auf und steckte die beiden Waffen in seine Schulterholster.
    Michael tat es ihm gleich, holsterte zwei Sig Sauer und klemmte sich sein Messer an den linken Unterschenkel. Dann machte er sich auf den Weg tiefer in die Höhle hinein.
    »Banyo hat gesagt, Iblis hätte elf Schläger dabei. Wir müssen davon ausgehen, dass diese Typen wissen, wie man kämpft. Und Iblis selbst ist der Gefährlichste von allen.«
    Mit jedem Schritt, den Michael und Busch tiefer in den unterirdischen Gang vordrangen, wurde die Luft wärmer. Eine sanfte Brise kam auf. Immer weiter liefen sie durch die Finsternis. Schließlich entdeckten sie in der Ferne ein schwaches Licht. Kurz darauf hatten sie die Höhle hinter sich gelassen.
    Michael stand auf einer Felsspalte und

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