Der Dienstagabend-Club
Ende zu machen.‹
›Hast du das Arsenik noch?‹, fragte ich.
›Nein, ich habe es fortgeworfen.‹
Ich saß da und ließ mir die Dinge durch den Kopf gehen.
›Was geschah, als dein Mann krank wurde? Hat er dich gerufen?‹
›Nein.‹ Sie schüttelte den Kopf. ›Er klingelte heftig. Er muss mehrere Male geläutet haben. Schließlich hörte es Dorothy, das Hausmädchen. Sie weckte die Köchin auf, und sie kamen zusammen nach unten. Als Dorothy ihn sah, bekam sie Angst; denn er fantasierte im Fieberwahn. Sie ließ die Köchin bei ihm zurück und kam gleich zu mir. Ich stand auf und ging zu ihm. Natürlich sah ich sofort, dass er schwer krank war. Zum Unglück war Brewster, die den alten Mr Denman betreut, in dieser Nacht nicht da, und wir anderen wussten nicht, was wir tun sollten. Ich schickte Dorothy zum Arzt und blieb mit der Köchin bei ihm. Doch nach einer kurzen Weile konnte ich es nicht mehr ertragen; es war zu schrecklich. Ich rannte in mein Zimmer zurück und schloss die Tür ab.‹
›Sehr selbstsüchtig und unfreundlich von dir‹, bemerkte ich, ›und du kannst dich darauf verlassen, dass dieses Benehmen dir sehr geschadet hat. Die Köchin wird überall davon erzählt haben. Das ist eine sehr dumme Geschichte.‹
Dann sprach ich mit den Dienstboten. Die Köchin fing gleich von den Pilzen an, aber ich schnitt ihr das Wort ab. Von diesen Pilzen hatte ich allmählich genug. Statt dessen erkundigte ich mich genau nach der Verfassung ihres Herrn in jener Nacht. Alle beide stimmten darin überein, dass er große Qualen litt, nicht zu schlucken vermochte und nur mit erstickter Stimme sprechen konnte, und wenn er sprach, war es nur ein sinnloses Fantasieren.
›Was sagte er denn, wenn er fantasierte?‹, fragte ich neugierig.
›Irgendetwas von einem Fisch, nicht wahr?‹, wandte sich die Köchin an Dorothy. Dorothy nickte.
›Ja, Pillen und Fisch oder irgend sonst ein Unsinn. Ich habe sofort erkannt, dass er nicht richtig bei Verstand war, der arme Herr.‹
Das ergab natürlich keinen Sinn. Zu guter Letzt ging ich nach oben und stattete Brewster einen Besuch ab. Sie war eine hagere Frau von etwa fünfzig Jahren.
›Es ist ein Jammer, dass ich in jener Nacht nicht hier war‹, meinte sie. ›Niemand scheint sich seiner angenommen zu haben, bis der Arzt kam.‹
›Ich glaube, er befand sich im Fieberwahn‹, sagte ich zweifelnd. ›Aber das ist doch kein Symptom von Pilzvergiftung, nicht wahr?‹
›Das kommt darauf an‹, entgegnete Brewster.
Ich erkundigte mich nach ihrem Patienten. Sie schüttelte den Kopf. ›Ihm geht es ziemlich schlecht.‹
›Schwach?‹
›O nein, körperlich ist er stark genug – abgesehen von seinen Augen, die sehr schlecht sind. Er mag uns alle überleben, aber mit seinem Verstand geht es rapide bergab. Ich habe Mr und Mrs Denman bereits gesagt, dass er eigentlich in eine Anstalt gehört, aber Mrs Denman wollte gar nichts davon wissen.‹
Eines muss ich Mabel zugestehen: Sie hat ein gutes Herz.
Nun, ich überlegte mir das Ganze noch einmal nach allen Richtungen hin und kam zu dem Schluss, dass uns nur noch ein Ausweg blieb. Angesichts der umherschwirrenden Gerüchte mussten wir die Exhumierung der Leiche beantragen und eine richtige Leichenschau vornehmen lassen, damit die verleumderischen Zungen für immer zum Schweigen gebracht wurden. Mabel machte natürlich ein großes Theater, hauptsächlich aus sentimentalen Gründen: Man solle den Toten nicht in seiner Ruhe stören und dergleichen. Aber ich blieb fest.
Ich will mich bei diesem Teil der Geschichte nicht lange aufhalten. Kurz und gut, wir erhielten die Erlaubnis für die Exhumierung, und es wurde eine Leichenschau veranstaltet, jedoch das Ergebnis war nicht so befriedigend, wie ich mir das gedacht hatte. Es war keine Spur von Arsenik vorhanden – und das war nur gut –, aber der Bericht lautete: Es lässt sich nicht feststellen, wodurch der Ve r storbene zu Tode g e kommen ist.
Damit war also die missliche Lage noch nicht geklärt. Die Leute klatschten weiter – sprachen von seltenen Giften, die keine Spuren hinterließen, und ähnlichem Unsinn. Ich redete mit dem Pathologen, der die Leiche untersucht hatte, und stellte ihm mehrere Fragen. Obwohl er sich nach Kräften bemühte, sich vor dem Antworten zu drücken, bekam ich doch aus ihm heraus, dass er die giftigen Pilze für eine höchst unwahrscheinliche Todesursache hielt. Eine gewisse Idee spukte mir im Kopf herum, und ich fragte ihn, was für ein
Weitere Kostenlose Bücher