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Der Dienstagabend-Club

Der Dienstagabend-Club

Titel: Der Dienstagabend-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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mit Jane Helier, der schönen und allgemein beliebten Schauspielerin, über Pferde redete. Jane, die in Wirklichkeit noch schöner war als auf der Bühne, schlug ihre ungeheuren blauen Augen auf und sagte von Zeit zu Zeit taktvoll: »Wirklich?« – »Was Sie nicht sagen!« – »Wie seltsam!« Sie verstand nichts von Pferden, und es war ihr auch völlig gleich.
    »Arthur«, rief Mrs Bantry, »du treibst die arme Jane noch an den Rand der Verzweiflung. Lass die Pferde ruhen und erzähle ihr lieber deine Geistergeschichte. Du weißt doch… George Pritchard.«
    »Wie bitte, Dolly? Oh, aber ich weiß nicht recht – «
    »Sir Henry möchte sie auch hören. Ich habe heute Morgen mit ihm darüber gesprochen. Es wäre interessant zu erfahren, was die anderen dazu meinen.«
    »O ja, bitte!«, rief Jane. »Ich liebe Geistergeschichten.«
    »Nun – « Colonel Bantry zögerte ein wenig, »ich habe nie an das Übernatürliche geglaubt. Aber diese Geschichte –
    Ich denke nicht, dass jemand von Ihnen George Pritchard kennt. Er ist ein ganz famoser Kerl. Seine Frau – na, sie ist jetzt tot, die Ärmste. Ich möchte nur das eine sagen: Sie hat George das Leben recht schwer gemacht. Sie war eine dieser ewig kränkelnden Personen – ich glaube allerdings, dass sie wirklich ein Leiden hatte, aber was es auch gewesen sein mochte, sie verstand, diese Tatsache nach Strich und Faden auszunutzen. Sie war launenhaft, anspruchsvoll, unvernünftig und klagte von morgens bis abends. George musste sie von vorn und hinten bedienen, und was er auch tat, es war immer verkehrt, und er wurde obendrein noch ausgescholten. Die meisten Männer – davon bin ich fest überzeugt – hätten ihr längst auf irgendeine ganz kaltblütige Art den Garaus gemacht. Stimmt’s nicht, Dolly?«
    »Ja, sie war eine abscheuliche Frau«, erklärte Mrs Bantry im Brustton tiefster Überzeugung. »Wenn George Pritchard sie mit einer Axt getötet hätte und eine Frau unter den Geschworenen gewesen wäre, hätte man ihn glatt freigesprochen.«
    »Ich weiß nicht, wie die Geschichte eigentlich anfing. George hat sich nie klar darüber geäußert. Soviel ich weiß, besaß Mrs Pritchard immer eine Schwäche für Wahrsagerinnen, Handdeuterinnen, Hellseherinnen und dergleichen. George hatte nichts dagegen. Wenn es ihr Spaß machte, schön und gut. Aber er selbst lehnte dergleichen ab, und er geriet darüber natürlich nicht in Verzückung, was für sie ein neues Ärgernis war.
    Eine Krankenschwester nach der anderen kam ins Haus; denn Mrs Pritchard war immer schon nach wenigen Wochen mit ihnen unzufrieden. Eine junge Schwester hatte sich sehr für diesen Wahrsageunfug interessiert, und Mrs Pritchard mochte sie daher eine ganze Weile recht gern. Es dauerte trotzdem nicht lange, bis Mrs Pritchard ihrer überdrüssig wurde, und so musste auch sie bald das Haus verlassen. Daraufhin nahm sie eine Schwester, die früher schon einmal bei ihr war – eine ältere Frau, erfahren und taktvoll im Umgang mit einer neurotischen Patientin. Nach Georges Ansicht war Schwester Copling ein prächtiger Mensch – eine Frau, mit der man vernünftig reden konnte. Sie ließ Mrs Pritchards Launen und Zornesausbrüche mit völliger Gleichgültigkeit über sich ergehen.
    Mrs Pritchard nahm ihren Lunch gewöhnlich oben ein, und während dieser Zeit trafen George und die Schwester ihre Anordnungen für den Nachmittag. Streng genommen hatte die Schwester von zwei bis vier Uhr frei. Aber wenn George gern einen freien Nachmittag haben wollte, tat sie ihm den Gefallen und nahm ihre Freizeit erst nach dem Tee. Eines Tages erwähnte Schwester Copling, dass sie vielleicht etwas später zurückkehren würde, da sie ihre Schwester in Golders Green besuchen wolle. George machte ein sehr betrübtes Gesicht, denn er hatte sich für ein Golfspiel verabredet. Schwester Copling beruhigte ihn jedoch.
    ›Man wird uns beide nicht vermissen, Mr Pritchard.‹ Sie zwinkerte lustig mit den Augen. ›Mrs Pritchard hat anregendere Gesellschaft als uns.‹
    ›Wer kommt denn?‹
    ›Einen Augenblick.‹ Schwester Coplings Augen zwinkerten belustigter denn je. ›Ich möchte den Namen richtig hinkriegen. Zarida, sp i ritistische Deuterin der Zukunft.‹
    ›O Herr!‹, stöhnte George. ›Das ist eine ganz neue Nummer, nicht wahr?‹
    ›Ganz neu. Ich glaube, meine Vorgängerin, Schwester Carstairs, hat sie geschickt. Mrs Pritchard hat sie noch nicht gesehen. Sie bat mich, ihr zu schreiben und sie für heute Nachmittag

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