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Der Dienstagabend-Club

Der Dienstagabend-Club

Titel: Der Dienstagabend-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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heraus.
    ›Vielleicht.‹
    Etwas in der Art, wie sie dies sagte, machte ihn stutzig, und er blickte sie höchst erstaunt an.
    ›Aber Schwester, Sie glauben doch nicht allen Ernstes – ‹
    ›Nein, nein, Mr Pritchard. Ich glaube nicht an Zukunftsdeuterei – das ist Unsinn. Ich frage mich nur: Was bedeutet dies alles? Wahrsagerinnen sind meistens hinter dem Geld her. Aber diese Frau scheint Mrs Pritchard ängstigen zu wollen, ohne dabei etwas für sich herauszuschlagen. Das will mir nicht in den Kopf. Und dann noch eins –
    ›Ja?‹
    ›Mrs Pritchard behauptet, Zarida komme ihr irgendwie bekannt vor.‹
    ›Na, und?‹
    ›Kurz und gut, mir gefällt das Ganze nicht, Mr Pritchard.‹
    ›Ich habe nicht gewusst, dass Sie so abergläubisch sind, Schwester.‹
    ›Ich bin nicht abergläubisch, aber ich fühle, wenn etwas faul ist.‹
    Ungefähr vier Tage danach ereignete sich der erste Zwischenfall. Um den zu erklären, muss ich Ihnen zunächst Mrs Pritchards Zimmer beschreiben – «
    »Das kann ich wohl am besten«, unterbrach Mrs Bantry ihn. »Es war mit einer jener Tapeten ausgestattet, auf denen Gruppen von Blumen eine Art Rabatte bilden, sodass man sich fast einbilden kann, man sei in einem Garten – aber natürlich sind die Blumen alle verkehrt. Ich meine, sie können unmöglich alle zur selben Zeit blühen – «
    »Lass dich nicht von deiner Leidenschaft für floristische Genauigkeit hinreißen, Dolly«, mahnte ihr Mann. »Wir wissen alle, dass du eine begeisterte Gärtnerin bist.«
    »Na, es ist schon lächerlich«, protestierte Mrs Bantry, »wenn man wilde Hyazinthen, Narzissen, Lupinen, Stockrosen und Herbstastern alle zur selben Zeit blühen lässt.«
    »Höchst unwissenschaftlich«, stimmte Sir Henry ihr zu. »Aber nun bitte weiter mit der Geschichte, wir sind alle gespannt.«
    »Unter diesen Blumengruppen befanden sich auch Primeln, Büschel von gelben und roten Primeln und – aber erzähle weiter, Arthur, es ist deine Geschichte – «
    Colonel Bantry fuhr mit der Erzählung fort.
    »Eines Morgens läutete Mrs Pritchard heftig. Der ganze Haushalt stürzte herbei – im Glauben, dass sie in den letzten Zügen liege. Aber nichts dergleichen. Sie zeigte nur ganz aufgebracht mit dem Finger auf die Tapete, wo tatsächlich eine blaue Primel unter den anderen zu sehen war…«
    »Oh«, rief Miss Helier, »wie unheimlich!«
    »Man warf die Frage auf: War die blaue Primel nicht schon immer vorhanden gewesen? Diese Möglichkeit wurde von George und der Schwester ins Auge gefasst. Aber die aufgeregte Mrs Pritchard wollte nichts davon wissen. Sie hatte die Primel erst an diesem Morgen bemerkt, und in der vergangenen Nacht war Vollmond gewesen.«
    »Ich begegnete George Pritchard zufällig am selben Tag«, warf Mrs Bantry ein, »und er erzählte mir davon. Daraufhin besuchte ich seine Frau und tat mein Bestes, die ganze Sache abzuschwächen. Aber vergebens. Ich war besorgt, als ich fortging. Unterwegs traf ich Jean Instow und erzählte ihr von dieser Episode. Jean ist ein merkwürdiges Mädchen. Sie wollte wissen: ›Sie regt sich also wirklich darüber auf?‹ Ich erwiderte, dass nach meinem Empfinden die Frau wohl vor Angst sterben könne – sie war wirklich übertrieben abergläubisch.
    Ich erinnere mich noch, dass ihre Antwort mich geradezu erschreckte. Sie sagte nämlich: ›Das wäre vielleicht am allerbesten.‹ Die Worte waren so kühl, so sachlich gesprochen, dass ich tatsächlich – einfach schockiert war. Ich weiß, es gehört heutzutage mit zum guten Ton, sich realistisch, ja manchmal sogar brutal auszudrücken, aber ich kann mich nicht daran gewöhnen. Jean lächelte mich ein wenig seltsam an und meinte: ›Sie hören das nicht gern – aber es ist wahr. Was hat denn Mrs Pritchard schon von ihrem Leben? Gar nichts. Und George Pritchard hat die Hölle auf Erden. Wenn seine Frau vor Schreck das Zeitliche segnete – das wäre das Beste, was ihm passieren könnte.‹ Ich sagte: ›George ist stets äußerst gut zu ihr.‹ Und sie erwiderte: ›Ja, er verdient eine Belohnung, der arme Kerl. Er ist eine anziehende Persönlichkeit, dieser George Pritchard. Dieser Meinung war auch die letzte Krankenschwester – die hübsche –, wie hieß sie doch noch? Carstairs. Er war auch die Ursache des Streits zwischen ihr und Mrs P.‹
    Das hörte ich natürlich nicht gern. Man hatte sich allerdings im Stillen gewundert – «
    Mrs Bantry machte eine bedeutungsvolle Pause.
    »Ja, meine Liebe«, ertönte Miss

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