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Der Dienstagabend-Club

Der Dienstagabend-Club

Titel: Der Dienstagabend-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Marples ruhige Stimme. »Das tut man immer. Ist Miss Instow ein hübsches Mädchen? Spielt sie etwa Golf?«
    »Ja, Sie ist eine hervorragende Sportlerin. Außerdem hübsch und attraktiv, sehr blond, mit gesundem Teint und schönen, ruhigen blauen Augen. Wir hatten natürlich immer das Gefühl, dass sie und George Pritchard – ich meine, wenn die Verhältnisse anders gewesen wären – sie passen so gut zueinander.«
    »Und waren sie miteinander befreundet?«, fragte Miss Marple.
    »O ja. Sie waren gute Freunde.«
    »Wie wär’s, Dolly«, fragte Colonel Bantry etwas ungeduldig, »wenn ich endlich mit meiner Geschichte fortführe?«
    »Arthur«, sagte Mrs Bantry resigniert, »möchte zu seinen Geistern zurückkehren.«
    »Den Rest der Geschichte erzählte mir George selbst«, fuhr der Colonel fort. »Es besteht kein Zweifel darüber, dass Mrs Pritchard gegen Ende des folgenden Monats in großen Ängsten schwebte. Sie strich sich auf einem Kalender den Tag an, an dem der Mond voll sein würde, und ließ am Abend vorher die Schwester wie auch George in ihr Zimmer kommen. Beide mussten die Tapete sorgfältig prüfen. Es waren rosa und rote Stockrosen vorhanden, aber keine blauen. Sobald George das Zimmer verlassen hatte, schloss sie die Tür ab – «
    »Und am nächsten Morgen war eine große blaue Stockrose zu sehen«, sagte Miss Helier fidel.
    »Ganz recht«, pflichtete ihr Colonel Bantry bei. »Oder jedenfalls beinahe recht. Eine Blüte einer Stockrose gerade über ihrem Kopf war blau geworden. Dies machte George stutzig. Und natürlich, je mehr er stutzte, desto heftiger weigerte er sich, die Sache ernst zu nehmen. Er hielt daran fest, dass das Ganze ein dummer Streich sei, und ignorierte die Tatsache, dass die Tür verschlossen war und Mrs Pritchard die Veränderung wahrnahm, bevor jemand anders – sogar Schwester Copling – ins Zimmer gelassen wurde.
    Es machte George stutzig und zugleich unvernünftig. Seine Frau wollte das Haus verlassen, doch er gestattete das nicht. Zum ersten Mal in seinem Leben neigte er dazu, an das Übernatürliche zu glauben, aber er wollte es nicht zugeben. Gewöhnlich gab er den Wünschen seiner Frau nach. Diesmal weigerte er sich. Mary solle sich nicht lächerlich machen, erklärte er, das Ganze sei nur grober Unfug.
    Und so eilte der nächste Monat dahin. Mrs Pritchard erhob weniger Protest, als man gedacht hatte. Ich glaube, sie war abergläubisch genug, um anzunehmen, dass sie ihrem Schicksal nicht entrinnen könne. Sie wiederholte immer wieder: ›Die blaue Primel – Warnung. Die blaue Stockrose – Gefahr. Die blaue Geranie – Tod. ‹ Und sie pflegte auf das Büschel rosaroter Geranien zu starren, die ihrem Bett am nächsten waren.
    Das war nun alles ziemlich nervenaufreibend. Selbst die Schwester wurde davon angesteckt. Zwei Tage vor Vollmond kam sie zu George und bat ihn, Mrs Pritchard aus dem Hause zu bringen.
    George wurde zornig.
    ›Und wenn sich alle Blumen auf dieser verflixten Wand in blaue Teufel verwandeln würden, könnte das niemanden töten!‹, schrie er.
    ›Doch, das wäre möglich. An einem Schock sind schon mehr Leute gestorben.‹
    ›Unsinn‹, meinte George.
    George ist stets ein wenig dickköpfig gewesen und ließ sich nicht umstimmen. Ich glaube, er nahm im Stillen an, dass seine Frau selbst diese Änderungen verursache und dass alles auf einen krankhaften hysterischen Plan von ihr zurückzuführen sei. Nun, die verhängnisvolle Nacht brach an. Wie üblich, verschloss Mrs Pritchard ihre Tür. Sie war sehr ruhig – in einer fast erhabenen Gemütsverfassung. Dieser Zustand beunruhigte die Schwester, die ihr zur Anregung eine Strychninspritze geben wollte. Doch Mrs Pritchard lehnte das ab. Ich glaube, in gewissem Sinne bereitete ihr das alles Vergnügen. Das behauptete George jedenfalls auch.«
    »Das ist durchaus möglich«, bemerkte Mrs Bantry. »Das Ganze muss von einem gewissen Zauber umsponnen gewesen sein.«
    »Am nächsten Morgen ertönte kein heftiges Geklingel. Mrs Pritchard wachte gewöhnlich um acht Uhr auf. Als man um halb neun noch nichts von ihr hörte, klopfte die Schwester laut an die Tür. Es blieb alles still. Daraufhin holte sie George und bestand darauf, dass man die Tür aufbreche. Dies geschah mithilfe eines Meißels.
    Ein Blick auf die stille Gestalt auf dem Bett genügte Schwester Copling. Sie schickte George ans Telefon, um den Arzt herbeizurufen, aber es war zu spät. Mrs Pritchard, erklärte der Doktor, sei seit mindestens

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