Der Dienstagabend-Club
So war’s jedenfalls, und offenbar hatte Mr Faulkener einen Brief von mir erhalten – nur stellte es sich heraus, dass er eigentlich nicht von mir stammte – verstehen Sie – «
Sie hielt ängstlich inne, und alle versicherten ihr eilig, dass sie die Situation erfasst hätten.
»In diesem Brief stand, dass ich das Stück gelesen hätte und es mir sehr gut gefalle und ob er wohl kommen und die Sache mit mir besprechen könnte. Als Adresse war angegeben: Bungalow, Riverbury. Mr Faulkener war natürlich hoch erfreut und fuhr gleich hin. Als er am Bungalow ankam, öffnete ein Hausmädchen ihm die Tür und er erkundigte sich nach Miss Helier. Sie sagte, Miss Helier sei zuhause und erwarte ihn. Dann führte sie ihn in einen Salon, wo ihm eine Frau entgegenkam. Und er nahm ohne Weiteres an, dass ich es sei – was ich sehr merkwürdig fand; schließlich hatte er mich auf der Bühne gesehen, und meine Fotografien sind doch überall verbreitet, nicht wahr?«
»Weit über England hinaus«, erklärte Mrs Bantry prompt. »Aber Fotografien unterscheiden sich oft sehr vom Original, meine liebe Jane. Und im Rampenlicht sehen die meisten anders aus als im täglichen Leben. Sie müssen bedenken, dass nicht jede Schauspielerin diese Gefahr so spielend besteht wie Sie.«
»Nun«, meinte Jane etwas besänftigt, »das mag ja sein. Jedenfalls beschrieb er diese Frau als hochgewachsen und blond. Mit großen blauen Augen und sehr gut aussehend. Also musste sie mir wohl ziemlich ähnlich gesehen haben. Er schöpfte jedenfalls keinen Verdacht. Sie setzten sich dann hin und redeten über sein Stück, und sie erklärte, dass sie sehr gern die Hauptrolle darin übernehmen würde. Während sie sich unterhielten, wurden Cocktails hereingebracht, und Mr Faulkener trank natürlich auch einen. Nun, dieser Cocktail war das einzige, woran er sich erinnern konnte. Als er aufwachte oder zu sich kam – wie man es nennen will –, lag er draußen auf der Straße; an der Hecke natürlich, damit er nicht in Gefahr geriet, überfahren zu werden. Er fühlte sich merkwürdig schwach. Schließlich stand er auf und taumelte die Straße entlang, ohne zu wissen, wohin er ging. Er behauptete, wenn er alle seine Sinne beieinander gehabt hätte, wäre er zum Bungalow zurückgekehrt und der Sache auf den Grund gegangen. Aber er war so benommen und verdattert, dass er einfach weiterging, ohne recht zu wissen, was er tat. Er kam gerade wieder etwas zu Verstand, als die Polizei erschien und ihn verhaftete.«
»Warum hat die Polizei ihn denn verhaftet?«, fragte Dr. Lloyd.
»Oh, habe ich Ihnen das denn nicht erzählt?«, fragte Jane mit weit geöffneten Augen. »Ich Dummkopf! Wegen des Einbruchs, natürlich.«
»Sie haben wohl einen Einbruch erwähnt – aber nichts von dem näheren Drum und Dran«, bemerkte Mrs Bantry.
»Nun, dieser Bungalow gehörte natürlich nicht mir, sondern einem Mann namens – «
Wieder zog sich ihre Stirn in angestrengtem Nachdenken zusammen.
»Soll ich wieder Pate spielen?«, fragte Sir Henry. »Pseudonyme frei Haus. Beschreiben Sie den Pächter, und ich gebe ihm einen Namen.«
»Das Haus war von einem reichen Mann aus der City gemietet – einem Adeligen.«
»Sir Herman Cohen«, schlug Sir Henry vor.
»Wunderbar! Er hatte es für eine Dame gemietet – sie war die Frau eines Schauspielers und selbst auch Schauspielerin.«
»Den Schauspieler wollen wir Claud Leason nennen«, meinte Sir Henry. »Und die Dame war sicher unter ihrem Bühnennamen bekannt. Sagen wir also Miss Mary Kerr.«
»Sie müssen schrecklich klug sein«, meinte Jane. »Ich verstehe nicht, wie Ihnen das alles so zufällt. Also, dies war nämlich eine Art Wochenendhaus Sir Hermans – sagten Sie Herman? – und dieser Dame. Seine Frau wusste natürlich nichts davon.«
»Was ja so häufig der Fall sein soll«, entfuhr es Sir Henry.
»Und er hatte dieser Schauspielerin einen Haufen Juwelen geschenkt, darunter einige sehr schöne Smaragde.«
»Aha!«, rief Dr. Lloyd. »Nun kommen wir der Sache schon näher.«
»Diese Juwelen befanden sich im Bungalow, einfach in einem Schmuckkasten eingeschlossen. Die Polizei sagte, es sei sehr nachlässig gewesen, jeder hätte sie mitnehmen können.«
»Siehst du, Dolly«, warf Colonel Bantry dazwischen. »Was habe ich dir immer gesagt?«
»Nach meiner Erfahrung«, erwiderte Mrs Bantry, »sind es gerade die überaus vorsichtigen Leute, die alles verlieren. Ich schließe meinen Schmuck nicht ein, sondern bewahre ihn lose in
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