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Der Dienstagabend-Club

Der Dienstagabend-Club

Titel: Der Dienstagabend-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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einer Schublade auf – unter den Strümpfen. Und wenn – wie heißt sie doch? – Mary Kerr es genauso gemacht hätte, wäre ihr der Schmuck wahrscheinlich nicht abhanden gekommen.«
    »Doch«, erklärte Jane. »Denn alle Schubladen waren aufgerissen, und der ganze Inhalt lag am Boden verstreut.«
    »Dann waren sie nicht hinter den Juwelen her«, erwiderte Mrs Bantry, »sondern auf der Suche nach Geheimpapieren, wie es ja immer in den Büchern steht.«
    »Von Geheimpapieren ist mir nichts bekannt«, meinte Jane. »Ich habe nie davon gehört.«
    »Lassen Sie sich nicht beirren, Miss Helier«, warnte Colonel Bantry. »Dollys Ablenkungsmanöver sind nur gespielt.«
    »Sie wollten uns von dem Einbruch erzählen!«, mahnte Sir Henry.
    »Ach ja. Nun, die Polizei wurde von einer Frau angerufen, die behauptete, sie sei Miss Mary Kerr. Sie meldete, dass bei ihr im Bungalow eingebrochen worden sei, und beschrieb einen Mann mit rötlichem Haar, der am Vormittag bei ihr vorgesprochen habe. Ihr Hausmädchen sei misstrauisch gewesen und habe ihn nicht hineingelassen. Später hätten sie ihn dann aus einem Fenster steigen sehen. Sie beschrieb den Mann so haargenau, dass die Polizei ihn schon nach einer Stunde verhaftete. Dann erzählte er ihnen seine Geschichte und zeigte ihnen meinen Brief. Daraufhin holten Sie mich, wie ich vorhin schon erwähnte, und als er mich sah, sagte er, was ich Ihnen vorhin schon erzählt habe – dass ich es gar nicht gewesen sei.«
    »Eine äußerst merkwürdige Begebenheit«, meinte Dr. Lloyd.
    »Kannte Mr Faulkener diese Miss Kerr?«
    »Nein, jedenfalls behauptete er das. Aber das Merkwürdigste habe ich ihnen noch gar nicht erzählt. Die Polizei ging natürlich zu dem Bungalow und fand dort alles vor wie beschrieben – Schubladen herausgezogen, Juwelen verschwunden –, aber das ganze Haus war leer. Erst einige Stunden später kehrte Mary Kerr zurück und erklärte der Polizei, dass sie überhaupt nicht bei ihnen angerufen habe, sondern jetzt erst von der Geschichte höre. Es stellte sich heraus, dass sie morgens ein Telegramm bekommen hatte von einem Manager, der ihr eine höchst interessante Rolle anbot und sie zu einer Unterredung zu sich bat. Daraufhin war sie natürlich nach London gestürzt, musste aber bei ihrer Ankunft entdecken, dass es sich um einen dummen Streich handelte und man ihr von dort überhaupt kein Telegramm geschickt hatte.«
    »Ein ganz gewöhnlicher Trick, um jemanden fortzulocken«, bemerkte Sir Henry. »Wo waren denn die Dienstboten?«
    »Hier geschah dasselbe. Es war nur ein Hausmädchen vorhanden, und das wurde ans Telefon gerufen – anscheinend von Mary Kerr, die ihm sagte, sie habe etwas äußerst Wichtiges vergessen, und ihm Anweisung gab, eine bestimmte Handtasche, die im Schlafzimmer in einer Schublade lag, zu ihr nach London zu bringen, und zwar mit dem nächsten Zug. Das Mädchen befolgte diese Instruktion und schloss natürlich das Haus ab. Aber als sie Miss Kerrs Klub erreichte, wo sie ihre Herrin treffen sollte, wartete sie vergeblich.«
    »Hm«, meinte Sir Henry. »Es wird allmählich klarer. Das Haus stand leer, und ich könnte mir denken, dass es nicht allzu schwierig gewesen ist, durch ein Fenster hineinzugelangen. Aber ich verstehe nicht recht, was für eine Rolle Mr Faulkener dabei spielt. Wer hat überhaupt bei der Polizei angerufen, wenn es nicht Miss Kerr war?«
    »Das ist nie herausgekommen.«
    »Seltsam«, bemerkte Sir Henry. »War denn der junge Mann tatsächlich die Person, für die er sich ausgab?«
    »O ja, das war alles in Ordnung. Er hatte sogar den angeblich von mir geschriebenen Brief. Die Handschrift war meiner ganz und gar nicht ähnlich – aber das konnte er natürlich nicht wissen.«
    »Nun, wir wollen uns die Situation noch einmal ganz klar vorstellen«, schlug Sir Henry vor. »Verbessern Sie mich, wenn ich einen Fehler mache. Die Dame und das Mädchen werden vom Haus fortgelockt. Dieser junge Mann wird mithilfe eines gefälschten Briefes herbeigelockt – eines Briefes, der dadurch glaubhaft erscheint, dass Sie tatsächlich diese Woche in Riverbury auftreten. Der junge Mann wird bewusstlos gemacht. Dann wird die Polizei angerufen und der Verdacht auf ihn gelenkt. Ein Einbruch ist tatsächlich verübt worden. Ich nehme an, dass die Juwelen wirklich gestohlen wurden.«
    »O ja.«
    »Hat man sie jemals wiederbekommen?«
    »Nein, nie. Ich glaube, Sir Herman hat sogar versucht, die Sache nach Möglichkeit zu vertuschen. Es gelang ihm aber

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