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Der Dolchstoss

Der Dolchstoss

Titel: Der Dolchstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Bedauerns zu zeigen, versprechen wir Folgendes.« Aviendha hatte gesagt, eine Entschuldigung sei erst der Anfang. »Wir werden Euch in keiner Weise mehr herabsetzen oder erniedrigen, noch Euch aus irgendeinem Grund anschreien oder ... oder versuchen, Euch Befehle zu erteilen.« Nynaeve zuckte zusammen. Elayne preßte ebenfalls die Lippen aufeinander, hörte aber nicht auf. »Da wir Eure ehrliche Besorgnis um unsere Sicherheit erkennen, werde wir den Palast nicht mehr verlassen, ohne Euch zu sagen, wohin wir gehen, und wir werden uns Euren Rat anhören.« Licht, sie wollte keine Aiel sein, sie wollte dies alles nicht tun, aber es verlangte sie nach Aviendhas Respekt. »Wenn Ihr ... wenn Ihr der Meinung seid, daß wir uns...« Nicht, daß sie die Absicht hatte, eine Schwester-Frau zu werden - allein der Gedanke war schon ungehörig! -, aber sie mochte sie. »...daß wir uns in unnötige Gefahr begeben...« Es war nicht Aviendhas Fehler, daß Rand ihrer beider Herzen erobert hatte. Und Mins ebenfalls, »...werden wir Leibwächter akzeptieren, wenn Ihr wollt...« Schicksal oder Ta'veren oder was auch immer - was war, das war. Sie liebte beide Frauen wie Schwestern. »...und sie so lange wie möglich bei uns behalten.« Verdammt sei der Mann, daß er ihr das antat! Sie meinte nicht Mat Cauthon. »Ich schwöre dies beim Löwenthron von Andor.« Sie rang nach Atem, als wäre sie eine Meile weit gelaufen. Nynaeve wirkte wie ein in die Enge getriebener Dachs.
    Mat wandte ganz: langsam den Kopf in ihre Richtung und senkte das Tuch ausreichend weit, daß gerötete Augen zu sehen waren. »Ihr klingt, als steckte Euch Eisenwurz in der Kehle, meine Dame«, sagte er spöttisch. »Ihr habt übrigens meine Erlaubnis, mich Mat zu nennen.« Verachtenswerter Mann! Er würde Höflichkeit nicht einmal erkennen, wenn sie ihn in die Nase zwickte! Sein spöttischer Blick schwenkte zu Nynaeve. »Was ist mit Euch? Ich hörte von Elayne häufig ›wir‹, aber kein Wort von Euch.«
    »Ich werde Euch nicht anschreien«, schrie Nynaeve. »Und auch alles andere. Ich verspreche Euch, Euch ... Euch...!« Sie erstickte fast an ihrer Zunge, als sie erkannte, daß sie ihn mit keinem der Namen belegen durfte, die er verdiente, ohne das Versprechen bereits zu brechen. Und doch war die Wirkung ihres Ausbruchs recht zufriedenstellend.
    Er erschauderte mit einem Aufschrei, ließ das Tuch fallen und umklammerte seinen Kopf mit beiden Händen. Seine Augen traten hervor. »Verfluchte Würfel«, wimmerte er. Elayne kam jäh in den Sinn, daß er eine hervorragende Quelle für eine deftige Ausdrucksweise wäre. Stallburschen schienen ihre Zungen stets in dem Moment im Zaum zu halten, wenn sie sie erblickten. Gewiß hatte sie sich vorgenommen, ihn zu zivilisieren und für Rand nützlich zu machen, aber das schloß nicht unbedingt seine Ausdrucksweise mit ein. Tatsächlich erkannte sie, daß sie eine ganze Menge nicht zu unterlassen versprochen hatte. Das darzulegen, würde Nynaeve erheblich beruhigen.
    Nach einem langen Moment sagte er mit tonloser Stimme: »Danke, Nynaeve.« Er hielt inne und schluckte schwer. »Ich dachte erst, Ihr beide wärt jemand anderer in Verkleidung. Da ich anscheinend noch immer lebe, können wir uns genausogut um den Rest kümmern. Ich glaube mich zu erinnern, daß Birgitte sagte, ich sollte etwas für Euch finden. Was?«
    »Ihr werdet es nicht finden«, belehrte Nynaeve ihn mit fester Stimme. Nun, vielleicht eher hart als fest, aber Elayne dachte nicht daran, sie zu rügen. Er verdiente jedes Zusammenschrecken. »Ihr werdet uns begleiten, und wir werden es gemeinsam finden.«
    »Macht Ihr bereits einen Rückzieher, Nynaeve?« Seine Verachtung zeigte sich besonders in seinen Augen. »Ihr habt gerade erst versprochen zu tun, was ich sage. Wenn Ihr einen Ta'veren an einer Koppel zähmen wollt, dann fragt Rand oder Perrin um Rat und seht, welche Antwort Ihr bekommt.«
    »Wir haben nichts dergleichen versprochen, Matrim Cauthon«, fauchte Nynaeve, während sie sich auf die Zehenspitzen stellte. »Ich habe nichts dergleichen versprochen!« Ihre Augen funkelten, als wollte sie sich erneut auf ihn stürzen. Sogar ihr Zopf schien sich zu sträuben.
    Elayne konnte sich besser beherrschen. Sie würden nichts erreichen, wenn sie ihn zu etwas zu zwingen versuchten. »Wir werden uns Euren Rat anhören und ihn annehmen, wenn er vernünftig ist, Meister ... Mat«, schalt sie sanft. Er konnte doch nicht wirklich glauben, daß sie versprochen hätten...

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