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Der Dolchstoss

Der Dolchstoss

Titel: Der Dolchstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Als sie ihn jedoch ansah, erkannte sie, daß er es sehr wohl glaubte. Oh, Licht! Nynaeve hatte recht. Er würde Schwierigkeiten verursachen.
    Daran hielt sie sich fest. Sie lenkte erneut die Macht und hob seinen Umhang vom Stuhl zu einem angemessenen Platz an einem der Haken an der Wand, damit sie sich hinsetzen konnte, streckte den Rücken und richtete sorgfähig ihre Röcke. Es würde schwierig werden, die Meister Cauthon - Mat - und ihr selbst gegenüber gegebenen Versprechen zu halten, aber nichts, was er sagte oder tat, konnte sie berühren. Nynaeve schaute zu dem einzigen anderen Sitzplatz, einem niedrigen, mit Schnitzereien versehenen Hocker, und blieb stehen. Eine Hand zuckte zu ihrem Zopf, bevor sie die Arme verschränkte.
    »Die Athan'Miere nennen es die Schale der Winde, Meister ... Mat. Es ist ein Ter'angreal...«
    Schließlich durchdrang Aufregung seine Benommenheit. »Das wäre etwas, wenn man sie fände«, murmelte er. »Im Rahad.« Er schüttelte den Kopf und zuckte zusammen. »Ich sage Euch eines; Keine von Euch setzt ohne jeweils vier oder fünf meiner Rotwaffen einen Fuß auf die andere Seite des Flusses. Und auch nicht außerhalb des Palasts. Hat Birgitte Euch von der Notiz erzählt, die man mir zugesteckt hat? Ich bin sicher, daß ich es ihr gegenüber erwähnt habe. Und da sind auch noch Carridin und seine Schattenfreunde. Ihr könnt mir nicht erzählen, daß er nichts vorhätte.«
    »Jeder Schwester, die Egwene als Amyrlin unterstützt, droht von der Burg Gefahr.« Leibwächter überall? Licht! Ein gefährliches Schimmern zeigte sich in Nynaeves Augen. »Wir können uns nicht verstecken, Meist ... Mat, und wir werden es auch nicht tun. Man wird sich zu gegebener Zeit um Jaichim Carridin kümmern.« Sie hatten nicht versprochen, ihm alles zu erzählen, und sie durften nicht zulassen, daß er abgelenkt würde. »Zunächst stehen wichtigere Dinge an.«
    »Zu gegebener Zeit?« begann er ungläubig, aber Nynaeve unterbrach ihn.
    »Je vier oder fünf?« sagte sie verärgert. »Das ist lächer...« Sie schloß einen Moment die Augen und milderte ihre Stimme ein wenig. »Ich meine, es ist nicht vernünftig. Elayne und ich. Birgitte und Aviendha. Ihr habt nicht so viele Männer. Außerdem brauchen wir wirklich nur Euch.« Letzteres klang gezwungen. Es war ein zu großes Eingeständnis.
    »Birgitte und Aviendha benötigen keine Aufseher«, sagte er nachdenklich. »Diese Schale der Winde ist vermutlich wichtiger als Carridin, aber... Es scheint nicht richtig, Schattenfreunde frei herumlaufen zu lassen.«
    Nynaeves Gesicht wurde allmählich purpurfarben. Elayne warf einen Blick in den Standspiegel und war erleichtert zu sehen, daß sie zumindest äußerlich gefaßt blieb. Der Mann war verachtenswert! Aufseher? Sie war sich nicht sicher, was schlimmer wäre: daß er diese beiläufige Beleidigung absichtlich angebracht hatte oder daß es Gedankenlosigkeit war.
    Sie betrachtete sich erneut im Spiegel und senkte ihr Kinn ein wenig. Aufseher! Sie war die Gelassenheit in Person.
    Er betrachtete sie mit seinen blutunterlaufenen Augen, sah aber anscheinend nichts. »Mehr hat Birgitte Euch nicht erzählt?« fragte er, und Nynaeve erwiderte aufgebracht: »Ich denke, das war gerade genug, selbst für Euch.« Er wirkte unverständlicherweise überrascht und recht erfreut.
    Nynaeve zuckte zusammen und legte dann ihre Arme fester um sich. »Da Ihr nicht in der Verfassung seid, jetzt mit uns irgendwo hinzugehen - seht mich nicht so finster an, Mat Cauthon; es ist nicht abwertend gemeint, sondern einfach die Wahrheit! -, könnt Ihr Euch im Laufe des Morgens im Palast einfinden. Aber Ihr braucht nicht zu glauben, daß wir Euch helfen, Eure Sachen zu tragen. Ich habe nicht versprochen, als Packpferd zu dienen.«
    »Die Wanderin ist durchaus gut genug«, begann er verärgert und hielt dann inne, während sich ein verwunderter Ausdruck auf seinem Gesicht breitmachte. Elayne hätte es als entsetzten Ausdruck bezeichnet. Das sollte ihn lehren zu grollen, wenn sein Kopf einer Melone glich. Zumindest hatte sich ihr Kopf so angefühlt, als sie das eine Mal zuviel getrunken hatte. Aber natürlich würde er nicht daraus lernen. Männer hielten stets die Hände ins Feuer und glaubten, dieses Mal werde es sie nicht verbrennen, wie Lini stets sagte.
    »Ihr könnt kaum erwarten, daß wir die Schale beim ersten Versuch finden«, fuhr Nynaeve fort, »Ta'veren oder nicht. Jeden Tag hinauszugehen, wird weitaus einfacher sein, wenn ihr nicht

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