Der Dolchstoss
Mädchen zu schmeicheln.« Er hoffte, daß er nicht errötete.
»Ich...« Er war sich nicht sicher, welche Entschuldigung er ersonnen hätte, aber in diesem Moment kamen ein halbes Dutzend Männer mit federbesetzten Jacken in den Hof, die alle schmale Schwerter an der Hüfte und außer einem Mann kunstvolle Masken mit buntem Schöpf und Schnabel trugen, die keinen jemals von menschlichen Augen erblickten Vogel darstellten. Die Ausnahme war Beslan, der seine Maske am Band umherwirbelte. »Oh, Blut und Asche, was macht er hier?«
»Beslan?« Nalesean faltete die Hände über dem Knauf seines Schwerts und schüttelte ungläubig den Kopf. »Verdammt sei meine Seele, aber er sagte, er beabsichtige das Fest in Eurer Gesellschaft zu begehen. Er behauptet, es ginge um ein Versprechen, das Ihr gegeben hättet. Ich habe ihm gesagt, daß es tödlich langweilig würde, aber er wollte mir nicht glauben.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß es in Mats Nähe jemals langweilig ist«, sagte Tylins Sohn. Seine Verbeugung galt ihnen allen, aber seine dunklen Augen verweilten besonders auf Birgitte. »Ich hatte noch niemals so viel Spaß wie an dem Tag, als ich mit Mat und Lady Elaynes Behüterin in einer swovanischen Nacht getrunken habe, obwohl ich mich in Wahrheit an kaum etwas erinnere.« Er schien diese Behüterin nicht wiederzuerkennen. Seltsamerweise, wenn man ihren Geschmack bei Männern bedachte -Beslan sah gut aus, vielleicht ein wenig zu gut, aber absolut nicht auf ihre Art -, lächelte sie leicht und bildete sich etwas auf seinen forschenden Blick ein.
Aber Mat kümmerte es im Moment nicht, wie unpassend sie sich benahm. Beslan hegte offensichtlich keinen Verdacht, sonst hätte er sein Schwert bereits gezogen, aber das letzte unter dem Licht, was Mat wollte, war ein Tag in seiner Gesellschaft. Es wäre unerträglich. Mat besaß einen gewissen Sinn für Anstand, auch wenn das auf Beslans Mutter nicht zutraf.
Das einzige Problem war Beslan, der dieses verdammte Versprechen, alle Feste und Festtage zusammen zu verbringen, sehr ernst nahm. Je mehr Mat mit Nalesean darin übereinstimmte, daß der von ihnen geplante Tag unglaublich langweilig würde, desto entschlossener wurde Beslan. Nach einer Weile verdüsterte sich seine Miene zusehends, und Mat begann zu glauben, daß er sein Schwert vielleicht doch noch ziehen würde. Nun, ein Versprechen war ein Versprechen. Als Mat und Nalesean und Birgitte den Palast verließen, stolzierten ein halbes Dutzend befiederte Narren hinterdrein. Mat war sich sicher, daß dies nicht geschehen wäre, wenn Birgitte ihre gewöhnliche Kleidung getragen hätte. Der ganze Haufen betrachtete sie ständig und lächelte.
»Was sollten all diese Verrenkungen, während Beslan Euch die ganze Zeit betrachtete?« murrte er, als sie den Mol Hara überquerten. Er zog das Band fester, das seine Adlermaske hielt.
»Ich habe mich nur ein wenig bewegt.« Ihre Sprö-digkeit war so offenkundig vorgetäuscht, daß er zu einem anderen Zeitpunkt gelacht hätte. »Ein wenig.« Sie lächelte jäh wieder und senkte die Stimme, so daß nur er ihre nächsten Worte hören konnte. »Ich sagte Euch bereits, daß es manchmal Spaß macht, wenn man angeschaut wird. Nur weil sie alle zu gut aussehen, bedeutet das noch lange nicht, daß ich ihren Anblick nicht genieße. Oh, Ihr werdet sie Euch ansehen wollen«, fügte sie hinzu und deutete auf eine schlanke Frau, die mit einer blauen Eulenmaske und eher noch weniger Federn, als Riselle getragen hatte, vorübereilte.
Das war so bemerkenswert an Birgitte: Sie stieß ihn genauso bereitwillig in die Rippen und wies ihn auf ein hübsches Mädchen hin wie jeder ihm jemals bekannte Mann, und erwartete, daß er sie im Gegenzug ebenfalls auf alles hinwies, was sie gern betrachtete - im allgemeinen der häßlichste sichtbare Mann. Aber ob sie es sich nun erwählt hatte, heute halbnackt zu gehen oder nicht, war sie ... nun, eine Freundin. Die Welt erwies sich als immer seltsamer. Die eine Frau betrachtete er zunehmend als Zechkumpan, und eine andere verfolgte ihn genauso hartnäckig, wie er jemals - sowohl in jenen alten Erinnerungen als auch in seinen eigenen - einer hübschen Frau nachgestellt hatte. Hartnäckiger. Er hatte niemals eine Frau verfolgt, die ihn hatte wissen lassen, daß sie nichts von ihm wollte. Eine verkehrte Welt.
Die Sonne war noch nicht halbwegs aufgestiegen, aber Zelebranten bevölkerten bereits die Straßen, Plätze und Brücken. Akrobaten, Jongleure und
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