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Der Dominoeffekt

Der Dominoeffekt

Titel: Der Dominoeffekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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machte auf dem Absatz kehrt. Katharina war mit zwei schnellen Schritten neben ihrem Boss. »Sag mal, Bernd, ist das nicht ein etwas übereilter Abgang? Immerhin haben wir da einen Toten liegen.«
    »Den ich ungern vom Asphalt kratzen will. Außerdem gehe ich jede Wette ein, dass wir spätestens heute Nachmittag nichts mehr mit dem Fall zu tun haben.«
    »Du denkst an das BKA?«
    »Natürlich. Du hast Wilde doch gehört, anscheinend sind die schon lange hinter diesen Leuten her. Glaubst du, dass sie sich von uns in die Karten sehen lassen?«
    »Nee«, gab Katharina zu.
    »Siehste«, nickte der Hauptkommissar ernst und warf noch einen letzten Blick auf die Szenerie. »Ist auch besser. Wenn ich mir das so ansehe, bekomme ich ein arges Grummeln in der Magengegend…«

8
     
     
     
    Gleichzeitig mit dem Auflodern eines grellen Blitzes knallte der Donner erbarmungslos in Marohns Ohren. Der Dreizentnermann fuhr hoch, blinzelte, als der nächste Blitz folgte, und rieb sich verschlafen die Augen. Dann warf er einen Blick auf seinen Radiowecker. Vier Minuten nach sechs.
    Missmutig rappelte er sich hoch und zuckte zusammen, als seine nackten Füße auf den kalten Fliesen landeten. Er hatte sich schon etliche Male vorgenommen, wenn nicht einen Teppichboden, dann doch zumindest einen Läufer vor sein Bett zu legen.
    Marohn schlüpfte in die weichen Hausschuhe, gähnte herzhaft und taperte unsicher in den Flur. Zu oft war er morgens, noch halb im Tiefschlaf, auf dem Weg zum Badezimmer vor den schmiedeeisernen Garderobenständer oder gegen den Schuhschrank aus massiver Eiche geknallt. Heute jedoch erreichte er unbeschadet sein Ziel.
    Wuchtig warf er die Badezimmertür zu, zog die seidene Schlafanzughose herunter und stellte sich vor die Schüssel. Seine Blase schrie Zeter und Mordio, doch so sehr er sich auch entspannte, kein Tropfen wollte nach draußen.
    Jedes Mal das gleiche Spielchen. Er hatte Druck wie nach dem Konsum eines Kastens Bier, doch wenn er dann endlich laufen lassen konnte, hielt er einen Rohrkrepierer in der Hand. Vielleicht sollte er sich doch endlich einen Termin bei einem Urologen geben lassen, normal konnte das nicht mehr sein.
    Ungeduldig wippte Marohn auf den Fußsohlen vor und zurück, dachte an stürzende Wasserfälle, reißende Gebirgsbäche und lauschte dem Platzregen, der fast gleichzeitig mit den Blitzen eingesetzt hatte. Nichts, die Schüssel blieb trocken.
    Marohn seufzte und griff zum letzten Mittel. Fast schon verzweifelt spitzte er die Lippen, holte tief Luft und begann zu flöten. Unmelodisch hallten die Pfiffe durch das bis zur Decke gekachelte Badezimmer, dabei versuchte er, seinen Kopf von allen Gedanken zu befreien… und endlich, endlich quollen die ersten Tropfen aus der Spitze seines Schniedels, nahmen an Anzahl zu und vermehrten sich schließlich zu etwas, was man mit einigem guten Willen als Strahl bezeichnen konnte.
    Der Mann atmete auf, beendete sein morgendliches Konzert und genoss das Gefühl der einsetzenden Leere. Für dieses Mal war es überstanden. Jetzt noch zwei oder drei Stunden schlafen und die Welt sah wieder besser aus.
    Marohn war inzwischen klar genug, um den Hindernissen in der Diele bewusst ausweichen zu können, aber noch nicht so wach, dass er beim Einschlafen Schwierigkeiten bekommen würde. Schon wesentlich besser gelaunt als noch vor fünf Minuten, streifte er die Hausschuhe ab und ließ sich wieder auf die Matratze fallen.
    Der Körper auf der anderen Seite des Bettes geriet in Bewegung und rollte ein kleines Stück auf die durch seinen schweren Körper verursachte Kuhle zu. Marohn streckte seine Pranke aus und schob Olga – oder Tanja – oder Natascha – zurück auf ihre Seite.
    Seit knapp einer Woche teilte die Kleine mit ihm das Bett. Das Mädchen stammte irgendwo aus der Nähe des Ural, war zuckersüß, noch keine zwanzig, bombastisch feste Titten, alles echt, ein Hintern, der selbst Scheintote zum Leben erwecken konnte, und ein Mund, der zum Blasen wie geschaffen war.
    Marohn seufzte und schmiegte sich an den elastischen Körper. Die Kleine hatte noch keine Ahnung, dass sie in nicht allzu ferner Zukunft für jeden die Beine breit machen würde, der bereit war, mindestens dreißig Euro zu zahlen. Bis es so weit war, würde er noch ein wenig Überzeugungsarbeit leisten müssen.
    Das S.O.S.-Zeichen trällerte los, als Marohn kurz davor war, wieder im Land der Träume zu versinken. Mochte der Donner vorhin auch um einiges lauter gewesen sein, die Wirkung des

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