Der Dominoeffekt
nehmen.«
Katharina schnippte ihre bis zum Filter heruntergebrannte Kippe zur Seite und ließ ihren Blick erneut durch die Gegend wandern. »Ist eigentlich niemand von der Staatsanwaltschaft da?«
»Bis jetzt noch nicht. Meinetwegen können die sich auch noch Zeit lassen, die stehen uns eh nur im Weg herum.«
Wielert tippte seiner Kollegin an den Ellbogen und reckte sein Kinn Richtung Lkw. Kommissar Rex, der Leiter der Spurensicherung, hatte sich das Plastikhäubchen von der spärlichen Behaarung gezupft und kam gähnend auf die Kripobeamten zu.
»Jetzt erzählen Sie uns doch ausnahmsweise mal etwas Brauchbares«, bat Wielert, »um diese Uhrzeit vertrage ich einfach keine schlechten Nachrichten.«
»Sie betrachten die Dinge von einem falschen Standpunkt. Wenn ich Ihnen schon das Frühstück versaue, kann der Tag doch eigentlich nur noch besser werden«, kalauerte die Schnüffelnase.
Der Kriminaltechniker, der seinen Spitznamen weniger seiner Tätigkeit, sondern vielmehr seinem unglaublich treuen Hundeblick verdankte, wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und holte noch einmal tief Luft.
»Also, jungfräulich ist die Karre auf gar keinen Fall, im Führerhaus sind etliche Prints, von wie vielen Personen kann ich zurzeit noch nicht sagen. Allerdings wäre es hilfreich zu wissen, ob der Lkw früher einen festen Fahrer hatte oder ob die alle Nase lang gewechselt haben.«
»Alles schon geklärt«, mischte sich Wilde ein. »Die Karre wurde vor einiger Zeit als gestohlen gemeldet, der Kollege, der die Anzeige bearbeitet hat, konnte sich noch gut erinnern. Der Wagen hatte wohl nur einen Fahrer, der Mann war tief betroffen, anscheinend war der Wagen sein Ein und Alles.«
»Jedenfalls«, übernahm Rex wieder das Wort, »dürfte es eigentlich ziemlich einfach sein, die Fingerabdrücke der Täter auszusortieren… Sofern es überhaupt welche von denen gibt und die keine Handschuhe trugen.«
»Welch schöne Hoffnung«, warf Wielert illusionslos ein.
»Wir werden sehen. Bisher haben wir uns nur das Cockpit angeschaut, den Rest des Wagens nehmen wir uns lieber in unserer Werkstatt vor. Da er über mehrere Tage im Besitz der Täter war, ist die Wahrscheinlichkeit, etwas zu finden, doch recht hoch. Vor allem, weil der Wagen ja baulich verändert wurde.«
»Sie meinen die Heckklappe?«, fragte Katharina.
»Genau. Ich wette ‘ne Dauerkarte vom VfL, dass da irgendetwas zu finden sein wird.«
»Im Großen und Ganzen ist das trotzdem reichlich wenig«, meinte Wilde enttäuscht.
»Ihr lasst mich ja nicht ausreden«, grinste Rex. »Das Beste wisst ihr noch gar nicht.«
Er legte eine Kunstpause ein. Bevor sie zu lang wurde, hatte er ein Einsehen. »Wir haben Blut gefunden, im Führerhaus. An der Scheibe, auf der Konsole, auf dem Lenkrad und auf dem Sitz, ein bisschen weniger auf dem Beifahrersitz und auf den Metallstufen über dem rechten Vorderreifen. Sieht ganz so aus, als ob einer der Täter erheblich verletzt wurde.«
»Angeschnallt war er wahrscheinlich nicht«, mutmaßte Wielert stirnrunzelnd. »Was meinen Sie, wie schnell war der Lkw, als er in das Schaufenster gekracht ist?«
»Mein Gott, fragen Sie mich was Leichteres. Vielleicht fünfundzwanzig, dreißig Stundenkilometer. Große Geschwindigkeiten erreichen solche Fahrzeuge auf kurzen Strecken nicht.«
»Zumindest war er schnell genug, dass sich der Fahrer verletzen konnte«, stellte Wilde fest.
»Sonst noch was?«, fragte Katharina.
»Nein, so auf die Schnelle… Die Sitze müssen wir noch in aller Ruhe auf Stofffasern untersuchen, genauso den Teppich im Fußraum, die Innenverkleidung und so weiter und so weiter… Wahrscheinlich kann ich heute Abend Genaueres sagen, aber im Augenblick wären das nur Schnellschüsse.«
»Na denn«, meinte Wielert. »Sie wissen ja, wann wir Feierabend machen.«
»Eher als wir«, gab Rex humorlos zurück und tigerte wieder zurück zu seinen Leuten.
»Wollen wir? Ich habe den Eindruck, wir stehen hier nur im Weg.«
Katharina sah Wielert überrascht an. Normalerweise war ihre Verweildauer an Tatorten wesentlich länger.
»Meinetwegen. Ich könnte ‘nen Kaffee gebrauchen.«
»Kannst uns ja einen kochen«, scherzte Wielert und hob unerwartet die Hand, um zu winken. Hofmanns Stoppelhaarschnitt war hinter der Absperrung aufgetaucht. »Wir bekommen eure Unterlagen.«
»Klar«, antwortete Wilde und tippte sich an die Stirn. »Mit der Leiche geb ich mich nicht ab, die überlasse ich gern euch.«
Wielert grinste und
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