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Der Dominoeffekt

Der Dominoeffekt

Titel: Der Dominoeffekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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Nummer ein. Zehn Sekunden später begann er schnell und hastig zu sprechen.

28
     
     
     
    Ion Illic starrte auf den Pappteller, auf dem sich fettiges Gyros zusammen mit glitschigen Pommes in der Sonne aalte. Als er die Mahlzeit bestellt hatte, war er sehr hungrig gewesen, aber der Geruch nach abgestandenem Fett schnürte ihm nun die Kehle zu.
    Sein Bruder war tot, sein Zwillingsbruder Adrian, der gerade mal vier Minuten älter gewesen war als er. Das allein schon war schlimm; schlimmer noch waren aber die Umstände, unter denen Adrian zu Tode gekommen war.
    Nach dem Schock am Samstagnachmittag hatte Ion ein paar Stunden gebraucht, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Kamarov hatte fürchterlich ausgesehen, nachdem er vor den Bus geprallt war. Der Schädel hatte geknackt, als hätte jemand ein dickes, fettes Insekt zertreten. Erst nach und nach war Ion bewusst geworden, was Kamarov unmittelbar vor dem Unfall eigentlich gesagt hatte.
    Der Russe musste ihn mit Adrian verwechselt haben. Warum sonst war er so geschockt gewesen, als er ihn erblickt hatte?
    Als Toralf ihm die Zugfahrkarte in die Hand gedrückt hatte, war dies ohne viele Worte geschehen, Ion hatte nur einige Informationen über die Fahrtstrecke und seine Kontaktperson erhalten.
    Und dann, einige Stunden später, diese entsetzliche Begegnung mit Kamarov.
    Ion hatte sich ein billiges Hotel gesucht und sich fast die ganze Nacht schlaflos im Bett gewälzt, bevor er in den Morgenstunden schließlich doch eingeschlummert war. Immer wieder hatte er sich sein Hirn zermartert, wie er etwas Genaueres über das Schicksal seines Bruders in Erfahrung bringen konnte.
    Auf die Idee mit dem Internet-Café war er am Montagabend gekommen, als er einen Spaziergang machte, um der Enge seines Hotelzimmers zu entkommen. Nach einer guten Dreiviertelstunde hatte er tatsächlich einen solchen Laden gefunden, allerdings war das Café bereits geschlossen gewesen.
    Also war er heute Vormittag wieder dorthin gegangen, hatte sich einen Arbeitsplatz gemietet und eine Suchmaschine aufgerufen. Obwohl Ion wusste, wie man sich im World Wide Web bewegte, bereitete ihm die Recherche Schwierigkeiten. Es dauerte eine Weile, bis er die passenden Suchbegriffe gefunden hatte. Hinzu kam, dass er zwar recht gut deutsch sprach und auch verstand, es aber mit seinen Rechtschreibkenntnissen gewaltig haperte.
    Irgendwann hatte er es dann doch geschafft. Er fand in dem Angebot einer Tageszeitung einen Bericht über den Bruch bei dem Bochumer Juwelier und einer der Links unter der Meldung verwies auf die Nachricht über den Fund der enthaupteten Leiche. Ion war intelligent genug, um zwei und zwei zusammenzählen zu können.
    Völlig verstört war er nach der Lektüre aus dem Internet-Café gewankt, in seinen Eingeweiden tobte eine Mischung aus Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Wut. Weit über eine Stunde war er durch die Weseler Innenstadt gelaufen, ziel- und planlos, bevor er wieder einigermaßen klar denken konnte.
    Dafür würde der Russe büßen. Aus der Internet-Zeitung hatte er sogar erfahren, dass der Kerl, von dem er vermutete, dass er seinen Bruder umgebracht hatte, hier in Wesel im Krankenhaus lag. In Lebensgefahr schwebte er anscheinend nicht mehr, wenigstens war dem Bericht zu entnehmen gewesen, dass die Ärzte den Zustand als stabil beschrieben.
    Ion lächelte boshaft. Sollte es ihm ruhig besser gehen, lange würde der Kerl keine Freude an der ärztlichen Kunst haben.
    Er packte den Teller mit seinem Mittagessen und warf es nahezu unberührt in einen Mülleimer. Dann langte seine rechte Hand in die Hosentasche. Auf dem Zettel hatte er sich die Adresse des Krankenhauses notiert. Jetzt benötigte er nur noch einen Stadtplan.

29
     
     
     
    »Feddich«, freute sich Hofmann und schob die Tastatur des PCs von sich. »Das soll uns erst mal einer nachmachen. Noch nicht mal eine Woche ist um und schon haben wir einen absolut kniffeligen Fall gelöst.«
    »Komm wieder runter«, lächelte Katharina. »Ob der Fall tatsächlich erledigt ist, weißt du doch noch gar nicht. Wir haben immer noch keine konkrete Spur zu dieser Bande. Und wenn Lübbi nicht dieses Video aufgetrieben hätte…«
    »Du und dein Lübbi«, gab Hofmann zurück. »Der hat es dir wohl angetan?«
    Katharina setzte die Kaffeetasse ab und blinzelte Hofmann drohend an. »Überleg dir gut, was du sagst.«
    »Na, um so vieles bist du auch nicht jünger als der – das würde schon passen.«
    Der Stoppelhaarige schaffte es mit einer

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