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Der Dominoeffekt

Der Dominoeffekt

Titel: Der Dominoeffekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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Und auch der Polizist, der den Russen bewachen sollte, war wohl noch mit der Brandbekämpfung beschäftigt.
    Der Mann schloss leise die Tür hinter sich und ging zügig, aber nicht übertrieben hastig den Flur entlang. Etwa zehn Meter waren es bis zur Treppe, wenn er sich erst einmal auf dem Weg ins Erdgeschoss befand, hatte er das Schlimmste hinter sich.
    Als er die Kurve zum Treppenhaus nahm, trat eine Gruppe von Pflegern aus dem verqualmten Vorratsraum, der Polizist in ihrer Mitte. Der Mann gönnte sich ein schwaches Lächeln. Glück gehabt.
    Eilig sprang er die Stufen hinunter, wich einer Putzfrau aus und vernahm, während er der Eingangshalle zustrebte, von der Straße die Martinshörner der anrückenden Feuerwehr. Vielleicht noch eine Minute, dann hatte er es geschafft.
    Auch auf dem Krankenhausvorplatz war Chaos ausgebrochen. Drei Löschzüge hatten rücksichtslos alles zugeparkt, hinter den roten Fahrzeugen stand ein Streifenwagen der Polizei, dahinter huschte gerade ein Übertragungswagen des WDR in die letzte freie Lücke. In so einer Stadt wie Wesel war ein vermeintlicher Krankenhausbrand eine Sensation.
    Der Mann ging zügig weiter und hielt seinen Kopf gesenkt. Das fehlte ihm noch, dass er heute Abend die Hauptrolle in einem Bericht der Aktuellen Stunde spielte. Vorsichtshalber zog er die spiegelnde Sonnenbrille und die Baseballkappe aus seiner Jacke und setzte beides auf. Zusammen mit dem Overall, in den er vor Betreten des Krankenhauses geschlüpft war, mochte man ihn in dieser Verkleidung für einen Haustechniker halten.
    Die Feuerwehrmänner eilten hastig an ihm vorbei, bepackt mit schwerem Gerät. Zwei Journalisten hetzten den Männern hinterher, wurden vom Einsatzleiter aber aufgehalten. Nach einem kurzen, heftigen Wortgefecht gaben die Reporter auf und gingen woanders auf Motivsuche. Eine erste Person, von der sie O-Töne einfangen konnte, kam direkt auf sie zu.
    »Hallo, entschuldigen Sie, WDR, kommen Sie gerade aus dem Krankenhaus?«
    Der Mann tat so, als habe er nichts gehört. Aus den Augenwinkeln registrierte er, dass die Kamera genau auf sein Gesicht geschwenkt war.
    »Haben Sie etwas von dem Brand mitbekommen?«, bohrte der smarte Journalist weiter. »Was ist da passiert?«
    »Ich weiß nichts«, knurrte der Mann, ohne stehen zu bleiben. »Ich war in der Cafeteria, als der Alarm losging.«
    Damit war er für die Journalisten wertlos. Ohne den Mann eines weiteren Blickes zu würdigen, gingen sie bei anderen Passanten auf Stimmenfang.
    Der Mörder atmete erleichtert auf.

31
     
     
     
    »Verdammter Mist!«, meinte Hofmann wütend. »Schlimmer konnte es ja wohl nicht kommen.«
    Lübbehusen zuckte mit den Achseln. »Tut mir leid. Als der Feueralarm ausbrach, hat unser Kollege sofort reagiert. Es hätten ja Menschenleben in Gefahr sein können.«
    »Dem macht ja keiner einen Vorwurf«, seufzte Katharina. »Ich hätte wahrscheinlich auch alles stehen und liegen lassen.«
    Die drei Beamten hatten es sich in dem Stationsstützpunkt bequem gemacht. Knapp zwanzig Minuten nachdem das Feuer gelöscht worden war, hatte eine Krankenschwester die Leiche Kamarovs gefunden, als sie ihm eine neue Ladung Medikamente verabreichen wollte.
    »Schon eine Ahnung, wie das abgelaufen ist?«
    »Nicht nur eine Ahnung«, erklärte Lübbehusen. »Um kurz vor fünfzehn Uhr ist bei der Feuerwehr der Alarm eingegangen, gleichzeitig brach hier im Krankenhaus das Chaos aus. Den Brandherd hat man schnell lokalisiert und mithilfe von ein paar Feuerlöschern schließlich auch gelöscht. Doch die Rauchentwicklung war ein Problem. Das Pflegepersonal musste einen Teil der Patienten evakuieren, Kollege Middendorp hat natürlich mit angefasst. Niemand ist auf den Gedanken gekommen, dass jemand absichtlich das Feuer gelegt hat, um ungestört den Russen umbringen zu können.«
    »Wie lange war das Zimmer denn unbeaufsichtigt?«
    »Insgesamt vielleicht zwanzig Minuten. Die Feuerwehr war ja schnell vor Ort.«
    »Bisschen viel Feuer in der letzten Zeit«, murmelte Katharina.
    »Der Täter hat genau den richtigen Moment abgepasst«, fuhr Lübbehusen fort. »Er ist in das Zimmer gegangen, hat Kamarov das Kissen aufs Gesicht gedrückt, danach ist er seelenruhig wieder verschwunden.«
    »Ohne gesehen zu werden?«
    Lübbehusen zuckte erneut mit den Achseln. »Middendorp ist zumindest niemand aufgefallen.«
    »Und keiner sonst hat etwas Außergewöhnliches beobachtet?«
    »Nein. Weder beim Pflegepersonal noch bei den Patienten, die wir

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