Der Dominoeffekt
gähnend, »ich hab eh nicht so viel Appetit.«
Wielert räumte seinen Sitzplatz und platzierte sich mit seinem Frühstück auf der Schreibtischkante. »Und, erfahre ich jetzt, was los ist?«
»Also«, nuschelte Katharina zwischen zwei Bissen. »Der Mann, der gestern in Geldern umgebracht worden ist, heißt Günter Vollmert, ein Privatdetektiv aus Bochum. Jemand hat ihm, nach erster Aussage des Arztes, das Genick gebrochen. Nach unserem derzeitigen Wissensstand hat er offensichtlich in Geldern einen Job erledigt, nach den Bildern auf seinem Camcorder zu urteilen, höchstwahrscheinlich eine Beziehungssache. Er hat jedoch nicht nur gefilmt, sondern auch mit einer Digitalkamera fotografiert. Und auf den Bildern ist niemand anderer als Fresenius zu sehen.«
Wielert holte Luft. »Fresenius? Unser Fresenius? Vom BKA?«
»Genau der«, übernahm Hofmann. »Vollmert hatte an seiner Kamera den Timecode aktiviert, das letzte Foto hat er gestern um siebzehn Uhr fünfunddreißig geknipst. Fresenius hält auf dem Bild ein Handy am Ohr und befindet sich definitiv in der Gelderner Innenstadt, im Hintergrund des Bildes ist dieser futuristische Brunnen auf dem Marktplatz zu erkennen.«
»Kann ich das bitte mal sehen?«
»Hier«, antwortete Hofmann und reichte seinem Chef die Digicam.
»Unglaublich«, schnaufte Wielert, nachdem er sich von der Richtigkeit der Neuigkeiten überzeugt hatte. »Woher kannte Vollmert Fresenius? Das sind doch keine zufälligen Schnappschüsse.«
»Das werden wir den Herrn Kriminalrat fragen müssen.«
»Wann geschah der Mord?«
»Genau wissen wir das natürlich nicht, allerdings nicht vor achtzehn Uhr. Der Hausmeister des Gebäudes, vor dem Vollmert gefunden wurde, hat um die Zeit genau den Eingang benutzt, vor dem später die Leiche lag. Und als die Leiche schließlich von dem Mann gefunden wurde, war sie noch warm.«
»Mhm«, machte Wielert. »Fresenius war gestern Abend um kurz nach halb sieben in meinem Büro. Irrtum ausgeschlossen.«
Bedauernd schüttelte Katharina den Kopf. »Dann kann er es nicht gewesen sein. Selbst wenn Fresenius den Mord um eine Minute nach sechs begangen haben sollte, um kurz nach halb sieben hätte er niemals in deinem Büro sein können, es sei denn, er hätte über einen Helikopter verfügt.«
»Aber irgendwo muss es eine Verbindung zwischen den beiden geben.«
»Frag ihn doch einfach«, wiederholte Hofmann.
»Genau das werde ich tun. Bei der nächsten Gelegenheit.
Und ich denke, ich fahre dabei schwerstes Geschütz auf. Frau de Vries wird sich bestimmt genauso über diese merkwürdige Entwicklung der Sache wundern wie wir und mir dankbar Unterstützung leisten.«
»Traust du dich nicht allein?«
»Doch, natürlich. Aber de Vries hat Fresenius aus irgendeinem Grund gefressen. Das wird bestimmt ein Heidenspaß. Und wie wollt ihr fortfahren?«
»Video gucken«, antwortete Hofmann mit vollem Mund, wobei die letzten Krümel seines zweiten Brötchens auf die Schreibtischunterlage purzelten. »Erst nochmal die Aufnahmen vom WDR, dann das, was dieser Vollmert auf seinem Camcorder hat. Außerdem müssen wir die Bilder von der Digitalkamera ziehen. Und Katharina hat ja noch den Laptop.«
»Notebook.«
»Was?«
»Solche transportablen Computer heißen Notebook. Ein Laptop ist etwas ganz anderes.«
»Ist doch einerlei, wie das heißt«, meinte Wielert und biss herzhaft in ein Käsebrötchen. »Kommst du mit der Handhabung des Geräts klar?«
»Ja, kein Problem, es gibt keine Passwörter. Nachher fahren wir dann zu Vollmerts Büro. Wir bekommen schon heraus, warum sich Vollmert in Geldern herumgetrieben hat.«
»Der Kollege aus Kalkar meint, dass Vollmert eventuell einen stinkreichen Adeligen aus der Gegend bespitzelt hat, eine Ehegeschichte. Aber so ganz glaube ich nicht daran«, meinte Hofmann.
»Und warum nicht?«
»Warum sollte jemand aus der Gelderner Ecke einen Detektiv aus Bochum engagieren? Vollmert scheint keine große Nummer gewesen zu sein, eher so ein kleiner Krauter, der eine Ich-AG gegründet hat.«
»Ich denke auch, dass er eher jemand aus Bochum beschattet hat. Oder hatte er vielleicht doch etwas mit dieser Bande zu tun?«, fragte Katharina.
Wielert leerte seinen Plastikbecher und warf ihn in einem eleganten Bogen in den Abfalleimer. »Wie auch immer, haltet mich auf dem Laufenden«, seufzte er. »Heute Nachmittag nehme ich mir Fresenius vor, gleich muss ich zum PP. Flenner sehnt sich mal wieder nach einer größeren Gesprächsrunde.«
»Für
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