Der Dominoeffekt
dabeizuhaben. Die Gegend war wie geschaffen für ein Cabriolet.
Lübbehusen konnte sich die Wegweisung sparen. Das Refektorium, letztes Überbleibsel eines Klosters, war großräumig abgesperrt. Vor dem Gebäude hatte man einige Parkplätze aus dem Boden gestampft, der Zugang war über eine Treppe zu erreichen, die einige Stufen nach unten führte.
Doch um die Leiche zu sehen, mussten sie nicht bis in das Kellergewölbe gehen. Der leblose Körper befand sich auf dem Abtritt am Ende der Stufen, mit dem Rücken gegen die Glastür gelehnt. Auf den ersten Blick konnte man glauben, ein abgefüllter Alkoholiker hielte hier ein Schläfchen.
Die hiesige Kriminaltechnik war bereits mit ihrer Arbeit fertig und die beiden Bochumer traten neben den Toten. Lübbehusen hielt Ausschau nach einem seiner Männer und ließ sich auf den neuesten Stand bringen.
»Hoffentlich kriegt Wielert nicht ‘ne Herzattacke«, seufzte Hofmann. »Ein Fall gelöst, zwei neue auf dem Tisch. Toller Tausch.«
»Warte erst mal ab. Vielleicht ist das hier ja doch nichts für uns.«
»Nee, ich glaube, Lübbehusen hat Recht. Das kann kein Zufall sein.«
Die Blonde sparte sich eine Entgegnung. »Da kommt Lübbi zurück.«
»Na, den Fall schon gelöst? Oder bleibt deine Rekordzeit für Morde in Geldern unangetastet?«
»Lass den Scheiß«, knurrte Katharina. »Erzähl lieber etwas Sinnvolles.«
»Gerne. Nach Aussage unseres Arztes wurde dem armen Kerl das Genick gebrochen. Zeugen gibt es keine, wenigstens haben wir noch keine gefunden. Entdeckt hat den Toten der Hausmeister. Der arme Mann hat einen Schock erlitten und musste ins Krankenhaus gebracht werden. So, und jetzt müsst ihr mir ein paar Sachen erklären.«
»Was denn, zum Beispiel?«
»Warum wird ein Privatdetektiv aus Bochum ausgerechnet in Geldern umgebracht?«
Hofmann musterte die Leiche. »Der war Privatdetektiv?«
Lübbehusen zog einen Rucksack hinter seinem Rücken hervor. Erst jetzt erkannten die beiden Bochumer, dass er außerdem eine Brieftasche in der Hand hielt.
»Hier«, meinte der Niederrheiner. »Die Visitenkarten. Günter Vollmert, private Ermittlungen, mit Büroadresse, Telefon- und Faxnummer. Sagt euch der Name etwas?«
»Nicht die Bohne. Zeig mal her.«
Zunächst durchforstete Katharina aufmerksam die Brieftasche. In der Börse befanden sich, neben einigen Visitenkarten, der Personalausweis und einige Quittungen, sowohl in Geldern als auch in Bochum ausgestellt. Persönliche Notizen fand sie nicht.
»Der Rucksack?«, fragte sie sicherheitshalber.
»Scheint dem Opfer zu gehören, lag nur ein paar Meter entfernt im Gebüsch.«
Hofmann stieß einen anerkennenden Pfiff aus, nachdem er das Behältnis an sich genommen und vorsichtig geöffnet hatte. »Donnerwetter, eine Ausstattung vom Allerfeinsten. Glaube kaum, dass der Typ den Kram nur für Urlaubsfotos gebraucht hat.«
Nacheinander zog er den kleinen Camcorder, die Digitalkamera und das Diktiergerät aus dem Rucksack hervor. Als Letztes zerrte er das Notebook an das allmählich schwächer werdende Sonnenlicht.
»Zeig mal her«, bat Katharina und platzierte den tragbaren Computer auf einem Mauersims. Sie machte sich keine allzu großen Hoffnungen über den Ladezustand des Akkus, aber als sie die Powertaste drückte, glomm der Bildschirm sofort auf.
»In seiner Hosentasche war ein Hotelzimmerschlüssel, ein Kollege ist schon unterwegs, um das abzuklären. Eigenartig, dass sich der Mann hier ein Zimmer genommen hat, so weit ist es bis Bochum doch nicht.«
»Wenn du gut durchkommst – eine knappe Stunde«, murmelte Katharina abwesend. Der Computer hatte seine Bootroutine beendet, das Emblem von Windows XP erschien.
»Bitte kein Passwort«, flehte Katharina und wurde erhört. Der Desktop erschien, die Symbole für die einzelnen Programme standen in Reih und Glied. Katharina klickte auf den Ordner mit den eigenen Dateien.
»Höchst interessant«, meinte Hofmann und tippte seiner Kollegin auf die Schultern. »Sieh mal, was der gefilmt hat.«
Unwillig löste die Blonde den Blick von dem Notebook und sah auf den LCD-Bildschirm der Kamera. Eine hübsche Blondine war zu erkennen, die sich hingebungsvoll an den Hals eines alten Knackers in unmöglichen Klamotten heftete.
»Kann ich das bitte mal genau sehen?«, fragte Lübbehusen. »Ich glaube, den Typen kenne ich.«
»Echt? Wäre ja super«, antwortete Hofmann und hielt das Display ein Stückchen weiter nach links.
»Na klar, das ist Hergen van der Felde«,
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