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Der Dominoeffekt

Der Dominoeffekt

Titel: Der Dominoeffekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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werden.
    »Wie alt sind Sie jetzt? Achtunddreißig? Und Sie haben noch mindestens drei Jahre vor sich?«
    »Kann sein«, wiederholte der Häftling.
    »Kann nicht nur sein, ist so. Ein wenig Kooperation würde den Bewährungsausschuss bestimmt beeindrucken.«
    »Männeken, bis ich diese Pullerköpfe zu sehen krieg, dauert es noch halbe Ewigkeiten. Da musst du mir schon mit was anderem kommen.«
    »Sagen wir es doch mal so«, versuchte es Katharina auf andere Art und Weise. »Nach dem, was wir wissen, waren Sie Mitglied einer Bande, die Vollmert damals observiert hat. Als ein ziemlich kleines Licht. Trotzdem – oder vielleicht deswegen – mussten Sie den Sündenbock für all Ihre Kollegen spielen. Sämtliche Revisionsanträge wurden abgelehnt. Ihre Kumpel haben Sie wahrscheinlich inzwischen vergessen. Ich an Ihrer Stelle hätte einen ganz schönen Hals.«
    Cremer antwortete nicht, aber das Grinsen war verschwunden.
    »Vollmert hat es erwischt, jemand hat ihn kaltgemacht. Und wir vermuten, dass hat mit der Sache von damals zu tun.«
    »Ein Bullenschwein weniger«, knurrte Cremer leise.
    »Wenn Sie meinen.« Katharina versuchte, gelassen zu wirken. »Aber an Ihrer Stelle würde ich das anders sehen. Der einzige Grund, warum ihn jemand umgebracht hat, kann doch nur sein, dass Vollmert endlich in der Lage war, auch die anderen auffliegen zu lassen. Und derjenige, der den Mord begangen hat, weiß, dass wir den Fall untersuchen – und dabei zwangsläufig auf Sie stoßen mussten.«
    »Was wollen Sie damit andeuten?«, fragte Cremer irritiert.
    »Ist Ihnen jemand an die Wäsche gegangen? In den letzten Tagen? Nein? Dann kommt das noch. Hier gibt es genug Typen, die gerne einen kleinen Job übernehmen und Ihnen den Hals umdrehen, wenn die Bezahlung stimmt.«
    »Sie spinnen doch«, meinte der Häftling, nicht wirklich überzeugt.
    »Wissen Sie, was ich glaube? Vollmert ist damals verarscht, worden. Genau wie Sie. Nach dieser Sache mit dem Überfall auf ihn und seinen Kollegen waren Sie der Einzige, dessen Name bekannt wurde, weil er in Vollmerts Unterlagen zu finden war. Und jetzt sind Sie der Letzte, der die ganze Sache von damals auffliegen lassen könnte. Wir wissen das. Genauso wie Ihre ehemaligen Kumpel. Die haben schon einen Mord begangen, um ihre Haut zu retten. Meinen Sie, bei Ihnen bekämen die plötzlich Bedenken?«
    »Unsinn«, erklärte Cremer, nicht wirklich überzeugt.
    »Sie mussten damals schon den Sündenbock spielen. Was hat man Ihnen dafür versprochen? Ich behaupte, im besten Fall bekommen Sie einen schnellen Tod. Erzählen Sie endlich, was damals wirklich passiert ist.«
    Der Häftling quetschte die erst halb gerauchte Kippe in einen Aschenbecher und mahlte mit den Backenzähnen. »Mir glaubt doch eh kein Schwein.«
    »Versuchen Sie es«, schlug Hofmann vor.
    »Eigentlich hatte ich schon während der Verhandlung alles sagen wollen, aber sogar mein Anwalt hat gemeint, ich soll das sein lassen, ich würde mich nur unglaubwürdig machen. Also hab ich die Schnauze gehalten.«
    »War das ein Pflichtverteidiger?«
    »Nein, jemand hatte den für mich besorgt, der stand eines Tages in der Zelle, als ich in U-Haft war. Er hat mir gesagt, ich müsse vielleicht ein paar Jahre in den Knast, aber wenn ich die Schnauze hielt, würde ich, wenn ich entlassen werde, Kohle dafür kriegen.«
    »Wie viel?«
    »Fünfzigtausend«, nuschelte Cremer. Von der anfangs zur Schau gestellten Lässigkeit war nichts mehr zu sehen.
    »Menschenskind, erzählen Sie endlich«, drängte Hofmann. »Wenn Sie auspacken, sagen wir den Schließern, dass sie Sie im Auge behalten sollen. Wir könnten auch Ihre Verlegung arrangieren.«
    »Also gut. Was wollen Sie wissen?«
    »Was ist damals bei dem Überfall auf Vollmert und dessen Kollegen, diesen Dehrendorf, wirklich abgelaufen?«
    »Ich war nicht dabei«, beharrte Cremer, »weiß alles nur vom Hörensagen. Das war eine Falle, wir wussten schon im Voraus, wann und wo das Treffen stattfinden sollte.«
    »Wer hat das verpfiffen?«
    »Dehrendorf.«
    »Was?«, rief Katharina. »Der Beamte, der dann umgebracht wurde?«
    »Ich weiß ja auch nicht, was da genau passiert ist. Dehrendorf war doch der Boss.«
    »Der Boss? Sie meinen, Dehrendorf war der Kopf Ihrer Bande?«
    »Soweit ich weiß, ja, ich kannte jedenfalls keinen anderen. Er hat die Jobs verteilt, er hatte wahnsinnig gute Verbindungen und kam scheinbar ohne Probleme an Stoff. Und von ihm wussten wir immer, ob uns die Bullen auf den Fersen waren

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