Der Dominoeffekt
oder nicht.«
Thalbach und Hofmann sahen sich fragend an. Endlich hatten sie ein wertvolles Puzzlestückchen gefunden, um festzustellen, dass noch mindestens zwei weitere Teile fehlten.
»Wer war an dem Überfall beteiligt?«
»Die Namen kenn ich nicht, wir standen damals in Kontakt mit den Südamerikanern. Von denen hielten sich einige zur Vorbereitung der nächsten Lieferung in Deutschland auf, die haben den Job übernommen.«
»Und bei der Gelegenheit Dehrendorf umgebracht? Warum?«
»Ich weiß es nicht. Wenn die etwas besprochen haben, dann auf Spanisch, das hat doch keiner verstanden. Und nach der Geschichte hab ich die nicht mehr wiedergesehen. Zwei Tage hing ich völlig in der Luft, ahnte nur, dass was schief gelaufen ist. Dann habe ich mich verpisst. Sechs Wochen später hat man mich dann geschnappt.«
»Und Sie haben während der ganzen Zeit keinen Kontakt mehr zu Ihren Komplizen gehabt?«
»Nein.«
»Und dieser Dehrendorf… wann hat der Ihnen gesteckt, dass Vollmert ein Spitzel ist?«
»Ach, schon ganz am Anfang. Wir haben uns einen Spaß daraus gemacht, ihn zu verarschen und auf falsche Fährten zu hetzen. Der Boss meinte, er habe alles unter Kontrolle, wenn es mal eng würde, könne man ihn immer noch beseitigen.«
»Fällt Ihnen sonst noch etwas ein? Ein paar Namen vielleicht?«
Cremer atmete schwer durch. »Nein.«
»Also gut, fürs Erste reicht das. Machen Sie sich keine Gedanken, wir kümmern uns um Ihre Sicherheit.«
Hofmann bummerte an die Stahltür, die Schließerin öffnete und gab einem Kollegen mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass Cremer zurück in seine Zelle konnte.
»Hat Cremer eine Einzelzelle? Oder sitzt der mit mehreren zusammen?«, fragte Katharina auf dem Weg zurück zum Pförtner.
»Zweierzelle. Warum?«
»Könnten Sie wohl veranlassen, dass er allein untergebracht wird? Er könnte in Gefahr sein.«
»Hören Sie mal, so einfach geht das nicht. Da müssten wir schon…«
»Ich weiß, aber der Dienstweg dauert zu lange. Der Mann ist ein wichtiger Zeuge für uns. Und es steht zu befürchten, dass ihm jemand ans Leder will.«
»Ich kümmere mich darum«, antwortete die Uniformierte unwillig. »Vielleicht ist in den B-Zellen noch was frei.«
»Besser als gar nichts.«
»Ich blicke immer noch nicht durch«, seufzte Hofmann, als sie endlich ihre Sachen wieder aus dem Schließfach genommen hatten. »Beim BKA muss es mindestens zwei Leute gegeben haben, die mit der Bande zusammengearbeitet haben. Sonst ergibt das alles keinen Sinn.«
Statt eine Antwort zu geben, blieb Katharina unvermittelt stehen und packte Hofmann am Ellbogen.
»Was ist?«, fragte der Stoppelhaarige.
»Haben wir den falschen Ausgang genommen?«
»Hä?«
Die Blonde deutete auf den asphaltierten Parkplatz. »Falls nicht, hat sich unser Wagen in Luft aufgelöst.«
Hofmanns Augen weiteten sich. Es stimmte, der Vectra war verschwunden.
»Diese blöde Zicke!«, fluchte er.
Katharina hörte nicht mehr. Mit fliegenden Schritten war sie zurück auf dem Weg zur Pförtnerloge.
46
Jessica Schwenke dirigierte den entliehenen Opel in nördlicher Richtung über die B 9 nach Geldern und starrte dabei nervös auf die vor ihr fahrenden Wagen. Zwischen ihr und dem Mercedes befanden sich noch zwei andere Autos; einerseits war die Gefahr, entdeckt zu werden, dadurch eher gering, andererseits musste sie höllisch aufpassen, den Kontakt nicht zu verlieren.
Während sich die Beamtin langsam der Gelderner Innenstadt näherte, zermarterte sie sich vergeblich das Hirn, was Fresenius’ Ziel sein könnte – er war ja nachweislich schon mal in Geldern gewesen. Als sie vor der JVA auf Thalbach und Hofmann gewartet hatte, hatte plötzlich ihr Handy geklingelt. Der GPS-Sender in Fresenius’ Wagen zeigte an, dass er wieder Richtung Geldern unterwegs war. Der Kollege aus der Überwachungszentrale leitete die Anweisungen weiter, Fresenius zu folgen, und dirigierte sie per Telefon. Schließlich entdeckte sie den Benz aus Wiesbaden auf der Landstraße hinter einem Traktor, sodass sie sich in aller Ruhe in der Schlange einfädeln konnte.
Am Morgen hatte sie noch kurz allein mit ihm gesprochen und Fresenius hatte mit keinem Wort erwähnt, dass er einen Trip an den Niederrhein plante. Er hatte zwar einige Male nervös auf seine Armbanduhr geschaut, aber Schwenke hatte dies dem Stress zugerechnet.
Der Benz stoppte an der nächsten Kreuzung, obwohl er sich auf einer Vorfahrtstraße befand. Anscheinend musste
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