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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Verhüllten und ihrem Schwert auf dem Gipfel. Elias tat einen zweiten Schritt; jetzt stand er vor der Truhe. Seine Augen waren vor Furcht weit aufgerissen, quälender Zweifel schien ihn zu zerreißen, seine Lippen bewegten sich tonlos. Die unsichtbaren Finger des Windes zupften an seinem Mantel, und die Berggräser umschlangen seine Knöchel.
    »Ihr müsst es nehmen!«, sagte Pryrates wieder, und Elias starrte ihn an, als sehe er den Alchimisten zum ersten Mal.
    »Nehmt es!« Pryrates’ Worte tanzten wie rasend durch Simons Kopf, Ratten in einem brennenden Haus.
    Der König bückte sich und streckte die Hand aus. Vor dem wilden, leeren Nichts im Lied des Schwertes verwandelte sich Simons Lust in jähes Grauen.
    Es ist unrecht! Spürt er es denn nicht? Unrecht!
    Als Elias’ Hand sich dem Schwert näherte, verstummte das Heulen des Windes. Die vier Vermummten standen regungslos vor dem Wagen; der fünfte schien in noch tieferen Schatten zu versinken. Ein fast greifbares Schweigen senkte sich über den Gipfel.
    Elias fasste den Griff und hob mit einer einzigen fließenden Bewegung die Klinge aus dem Sarg.
    Als er sie vor sich hielt, wich unvermittelt die Furcht aus seinem Gesicht, und die Lippen öffneten sich zu einem hilflosen, einfältigen Lächeln. Er reckte das Schwert in die Höhe. Ein blauer Schimmer umspielte die Schneide und zeichnete sie scharf gegen die Schwärze des Himmels ab. Elias’ Stimme war fast ein Wimmern des Glücks.
    »Ich … nehme die Gabe des Meisters an. Ich werde … unseren Pakt erfüllen.«
    Langsam, die Klinge vor sich haltend, sank er auf die Knie. »Heil Ineluki Sturmkönig!«
    Wieder erhob sich kreischend der Wind. Simon fuhr zurück vor dem lodernden, tanzenden Bergfeuer. Die Gestalten in ihren Gewändern hoben die weißen Arme und intonierten: »Ineluki, aí! Ineluki, aí!«
    Nein! , wirbelten Simons Gedanken, der König … alles verloren! Lauf, Josua!
    Leid … Leid über dem ganzen Land!
    Oben auf dem Wagen begann die fünfte verhüllte Gestalt sich zu winden wie eine Schlange. Das schwarze Gewand fiel von ihr ab, und ein Wesen aus flammend rotem Licht wurde sichtbar, das wie ein brennendes Segel im Wind flatterte. Eine gespenstische, herzzerreißende Furcht ging von ihm aus, während es begann, vor Simons vom Grauen gebanntem Blick zu wachsen – körperlos und wogend, größer und größer, bis seine leere, im Wind knatternde Hülle alles überragte, ein Geschöpf aus heulender Luft und glühender Röte.
    Der Teufel ist hier! Leid, sein Name ist Leid! Der König hat den Teufel über uns gebracht. Morgenes! Heiliger Usires! Rettet mich, rettet mich, rettet mich!
    Wie von Sinnen rannte Simon durch die schwarze Nacht bergab, fort von dem roten Ding und dem jubelnden Anderen. Das Geräusch seiner Flucht ging im schreienden Wind unter. Äste rissen an seinen Armen und Haaren und schlugen wie Klauen nach seinem Gesicht.
    Die eisige Klaue des Nordens … die Ruinen von Asu’a.
    Und als er endlich stürzte und sich überschlug und sein Geist vor so viel Grauen in eine tiefe Dunkelheit floh, da war es ihm im letzten Augenblick, als könne er die Steine der Erde selbst hören, die unter ihm in ihrem Bett stöhnten.

Zweiter Teil Simon Pilgrim

15
Eine Begegnung im Gasthof

    as Erste, was Simon hörte, war ein Summen, ein dumpfes Brummen, das hartnäckig an sein Ohr drängte, während er sich mühte, wach zu werden. Er öffnete ein Auge halb – und starrte auf ein Ungeheuer, eine dunkle, unbestimmte Masse sich windender Beine und glitzernder Augen. Mit einem erschreckten Aufschrei und wild um sich fuchtelnd, fuhr er in die Höhe; die Hummel, die arglos seine Nase erkundet hatte, sauste mit wildem Surren ihrer durchscheinenden Flügel davon, um sich einen weniger leicht erregbaren Sitzplatz zu suchen.
    Simon hob die Hand, um seine Augen zu beschatten. Die lebenssprühende Klarheit der Welt ringsum ließ ihn staunen. Das Tageslicht blendete. Die Frühlingssonne hatte, als schritte sie in einer kaiserlichen Prozession einher, nach allen Seiten Gold gestreut, quer über die grasigen Hügel; wohin er auch blickte, überall standen die sanften Hänge üppig voller Löwenzahn und langstieliger Ringelblumen. Bienen eilten zwischen ihnen hin und her, nippten an einer Blüte nach der anderen und entdeckten – wie kleine Ärzte – zu ihrer großen Überraschung, dass ihre Patientinnen alle gleichzeitig wieder gesund wurden.
    Simon ließ sich ins Gras zurücksinken und verschränkte die Hände

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