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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Kämpfer.«
    »Was … was hast du mit ihm vor?«
    »Was glaubst du denn, Junge? Was glaubst du, was Gott von uns will, wenn wir solche Geister und Kobolde und Teufel erwischen? In die Hölle werd ich es zurückschicken, mit meinem guten Hackebeil hier, nun weißt du’s.«
    Langsam hörte der Gefangene auf zu schaukeln und drehte sicham Ende des dunklen Seils träge im Kreis wie eine Fliege im Netz. Seine Augen blickten zu Boden, der Körper war schlaff.
    »Ihn umbringen?« Simon, so krank und schwach er war, wurde trotzdem von einem kalten Schauer des Entsetzens gepackt. »Du willst ihn … aber das kannst du doch nicht! Er … er ist ein …«
    »Was es nicht ist, das ist ein natürliches Geschöpf, da bin ich ganz sicher! Mach du lieber, dass du hier wegkommst, Fremdling. Du bist hier in meinem Stückchen Garten, sozusagen, und da hast du nichts zu suchen. Ich weiß, was diese Wesen mit uns im Sinn haben.« Der Holzfäller drehte Simon verächtlich den Rücken zu und ging, die Axt erhoben, als wolle er Holz spalten, zu dem Sitha hinüber. Dieses Holz aber bewegte sich plötzlich und wurde zu einer zappelnden, um sich tretenden, knurrenden Bestie, die um ihr Leben kämpfte. Der erste Hieb des Kätners ging daneben, streifte die knochige Wange und grub eine unregelmäßige Furche in den Ärmel des eigenartigen, glänzenden Obergewandes. Ein Rinnsal aus nur allzu menschlich aussehendem Blut tropfte über das schmale Kinn und den Hals. Wieder trat der Mann näher.
    Simon fiel auf seine wunden Knie und suchte nach etwas, um diesen grässlichen Kampf zu beenden, das Grunzen und Fluchen des Mannes und das heisere Fauchen des gequälten Gefangenen zum Schweigen zu bringen. Er tastete umher und fand den Bogen, aber der war noch leichter, als er aussah, so als wäre er über Schilf gespannt. Gleich darauf schloss sich seine Hand um einen halb in der Erde steckenden Felsbrocken. Er zerrte daran, und der Stein löste sich vom daran haftenden Boden. Simon hob ihn hoch über den Kopf.
    »Hör auf!«, schrie er. »Lass ihn in Ruhe!« Keiner der beiden Kämpfer schenkte ihm auch nur einen Seitenblick. Der Holzfäller stand jetzt auf Armlänge von dem Sitha entfernt und hackte auf sein herumwirbelndes Opfer ein. Zwar streiften seine Hiebe den anderen nur, aber sie forderten immer wieder Blut. Die schmale Brust des Sitha pumpte wie ein Blasebalg; er wurde schnell schwächer.
    Simon konnte das grausame Schauspiel nicht länger ertragen. Er machte endlich dem Schrei Luft, der sich in all den endlosen, schrecklichen Tagen seiner Verbannung in ihm angestaut hatte, überquerte mit einem einzigen Satz die kleine Lichtung und ließ denFelsbrocken auf den Hinterkopf des Kätners sausen. Ein dumpfes Krachen hallte durch die Bäume. Innerhalb einer Sekunde schienen dem Mann die Knochen abhanden gekommen zu sein. Er sackte schwer vornüber, erst auf die Knie, dann aufs Gesicht, und aus den verfilzten Haaren sprudelte ein roter Schwall.
    Simon starrte auf die blutige Verwüstung und fühlte, wie sich ihm der Magen umdrehte. Er fiel würgend auf die Knie, doch nur ein saurer Speichelfaden kam nach oben. Der Junge presste den schwindligen Kopf auf die feuchte Erde und merkte, wie der Wald um ihn herum schwankte und sich drehte.
    Sobald er dazu imstande war, stand Simon auf und wandte sich dem Sitha zu, der wieder still in der Schlinge hing. Das schlangenglatte Wams war mit blutigen Rinnsalen bedeckt, und die wilden Augen blickten trübe, als sei ein innerer Vorhang niedergegangen. Zögernd wie ein Schlafwandler hob Simon die heruntergefallene Axt auf und folgte mit den Augen dem straffen Seil nach oben, wo es sich um einen hohen Baumast schlang – einen Ast, zu hoch, als dass er ihn erreichen konnte. Simon, zu betäubt, um noch Angst zu haben, sägte mit der scharfen Schneide der Klinge an dem Knoten auf dem Rücken des Sitha.
    Der Schöne zuckte, als die Schlinge sich enger zusammenzog, gab jedoch keinen Laut von sich.
    Nach einem langen Augenblick des Kratzens und Schabens riss endlich der schlüpfrige Knoten; der Sitha stürzte herunter. Seine Knie gaben nach, und er torkelte auf den reglosen Holzfäller zu. Sofort rollte er sich zur Seite, von der stummen Masse fort, als hätte er sich verbrannt, und machte sich daran, die verstreuten Pfeile aufzuheben.
    Er hielt sie wie einen Strauß langstieliger Blumen, griff mit der anderen Hand seinen Bogen und hielt dann inne, um Simon anzustarren. Die kalten Augen glitzerten und machten ihm jedes

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