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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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voraus und verschwand mit wenigen Sprüngen im dichten Unterholz. Einmal kam sie wieder und leckte sich mit der langen, rosa Zunge die Schnauze.
    »Aha«, bemerkte Binabik vergnügt, »einer hat schon gegessen!«
    Endlich, als es Simon, dem alles wehtat und der sich nur noch mühsam auf den Beinen hielt, schon vorkam, als könne er keinen Schritt weitergehen, und er bei jedem Satz Binabiks nach ein paar Worten den Faden verlor, erreichten sie eine kleine Mulde, in der keine Bäume wuchsen, die aber oben durch ein Gitterwerk ineinandergewachsener Äste überdacht wurde. Neben einem umgestürzten Stamm lag ein Ring geschwärzter Steine. Qantaqa, die neben ihnenhergelaufen war, sprang voraus, um das kleine Tal ringsum abzuschnüffeln.
    »Bhojujik mo qunquc, wie meine Leute sagen.« Binabik machte eine die ganze Lichtung umfassende Gebärde. »›Wenn dich die Bären nicht fressen, bist du zu Hause.‹« Er führte Simon zu einem Baumstamm, wo sich der Junge schwer atmend fallen ließ. Der Troll betrachtete ihn besorgt von Kopf bis Fuß. »Oh«, sagte er schließlich, »du bist doch nicht im Begriff, wieder zu weinen?«
    »Nein.« Simon lächelte schwach. Seine Knochen schienen auf ihm zu lasten wie toter Stein. »Wenigstens glaube ich das. Ich bin nur schrecklich hungrig und müde. Ich verspreche, nicht zu weinen.«
    »Schau her! Ich werde ein Feuer anzünden und anschließend ein Abendessen bereiten.« Rasch sammelte Binabik einen Haufen Stöcke und Zweige und schichtete sie in der Mitte des Steinringes auf. »Es ist Frühlingsholz und feucht«, erklärte er, »aber glücklicherweise kann man mit dieser Schwierigkeit leicht fertig werden.«
    Der Troll ließ den Ledersack von der Schulter gleiten, legte ihn auf die Erde und begann energisch darin herumzuwühlen. Für Simon in seiner vor Müdigkeit wunderlichen Stimmung sah die kleine, hockende Gestalt mehr denn je nach einem Kind aus: Binabik, mit gespitzten Lippen und vor lauter Konzentration zusammengekniffenen Augen in seinen Rucksack starrend – ein Sechsjähriger, der mit tiefem Ernst einen hinkenden Käfer studiert.
    »Ha!«, sagte der Troll endlich, »es ist gefunden.« Er zog aus dem Sack ein kleines Säckchen, etwa so lang wie Simons Daumen. Daraus nahm er eine Prise von einer pulverartigen Substanz und streute sie über das grüne Holz, holte zwei Steine aus dem Gürtel und schlug sie aneinander. Der herausspringende Funke sprühte kurz auf, und ein dünner Rauchfaden stieg spiralförmig in die Höhe. Gleich darauf ging das Holz in Flammen auf und verwandelte sich in ein fröhlich knisterndes Feuer. Die pulsierende Wärme lullte Simon ein, so heftig auch die Krämpfe in seinem leeren Magen tobten. Sein Kopf senkte sich immer weiter, weiter … Aber halt – ein jäher Anfall von Furcht – wie konnte er so einfach einschlafen, völlig schutzlos in einem wildfremden Lager? Er musste … er sollte …
    »Setz dich hin und wärm dich, Freund Simon.« Binabik klopfte sich den Staub von den Händen und stand auf. »Ich werde sogleich zurückkehren.«
    Obwohl sich in seinem Hinterkopf ein tiefes Unbehagen auszubreiten versuchte – wo ging der Troll hin? Seine Kumpane holen? Räuber und Wegelagerer? –, brachte Simon nicht die Energie auf, dem sich entfernenden Binabik auch nur nachzuschauen. Sein Blick war schon wieder auf die tanzenden Flammen geheftet, mit ihren Zungen wie Blütenblätter einer schimmernden Blume … Feuermohn, der im warmen Sommerwind bebte …
    Er erwachte aus einer großen, wolkigen Leere und stellte fest, dass der schwere Kopf der grauen Wölfin quer über seinen Schenkeln lag. Binabik hockte geschäftig neben dem Feuer. Simon hatte das vage Gefühl, irgendetwas sei nicht ganz richtig daran, dass er einen Wolf auf dem Schoß hatte, aber er konnte nicht die richtigen Fäden im Kopf finden, um etwas daran zu ändern, und eigentlich kam es ja auch nicht darauf an …
    Als er das nächste Mal aufwachte, scheuchte Binabik gerade Qantaqa von seinem Schoß und reichte ihm einen großen Becher mit warmem Inhalt.
    »Es ist jetzt zum Trinken kühl genug«, bemerkte der Troll und half Simon, das Gefäß an die Lippen zu setzen. Die Brühe roch kräftig, würzig wie Herbstlaubduft, und schmeckte köstlich. Er trank alles aus, und es kam ihm vor, als spüre er, wie sie direkt in seine Adern floss, geschmolzenes Blut des Waldes, das ihn wärmte und mit der geheimen Kraft der Bäume erfüllte. Binabik gab ihm einen zweiten Becher, und auch den trank er

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