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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Geschichte … jedenfalls geht Sedda zu einer weisen Frau, die ihr sagt, sie könnte Kikkasuts wanderndes Herz zurückgewinnen, wenn sie ihm Kinder schenken würde.
    Mit einem Zauber aus Knochen und Trugblatt und schwarzem Schnee, den ihr die weise Frau gibt, kann Sedda dann auch empfangen, und sie gebiert neun Kinder. Kikkasut hört es und schickt ihr eine Botschaft, dass er kommen und sie ihr wegnehmen will, damit sie als Vögel aufwachsen, wie es sich gehört, und nicht von Sedda als nutzlose Mondkinder großgezogen werden.
    Als sie das erfährt, nimmt Sedda die beiden jüngsten und versteckt sie. Kikkasut kommt und will wissen, was mit den beiden fehlenden geschehen ist. Sedda erzählt ihm, sie seien krank geworden und gestorben. Er verlässt sie, und sie verflucht ihn.«
    Wieder sang der Troll:
    Fort flog nun Kikkasut.
    Sedda sitzt weinend,
    weint um Verlornes.
    Fort ihre Kinder,
    übrig nur blieben
    Lingit und Yana.
    Himmelsherrn-Enkel,
    Mondfrauen-Zwillinge,
    heimlich und bleich:
    Yana und Lingit,
    versteckt vor dem Vater.
    Macht sie unsterblich.
    Sedda sitzt trauernd;
    einsam, verraten
    sinnt sie auf Rache.
    Nimmt die Kleinode,
    Kikkasuts Gaben,
    webt sie zur Decke.
    Berggipfelhöhen
    Sedda erklettert.
    Breitet die Decke
    zur Falle am Himmel
    für ihren Gatten,
    den Dieb ihrer Kinder …
    »Denn siehst du«, schloss der Troll, »Sedda wollte nicht, dass ihre Kinder sterblich waren und den Tod finden würden wie die Vögel und die Tiere der Felder. Sie waren ihr Ein und Alles …«
    Binabik trillerte eine Melodie vor sich hin und wiegte dabei langsam den Kopf hin und her. Endlich legte er die Flöte zur Seite. »Es ist ein Lied von anstrengender Länge, aber es erzählt von hochwichtigen Dingen. Es berichtet weiter von den Kindern Lingit und Yana und ihrer Entscheidung zwischen dem Tod des Mondes und dem Tod der Vögel. Denn siehst du, der Mond stirbt zwar, aber er kehrt zurück, als er selbst. Die Vögel sterben auch und lassen ihre Jungen in den Eiern zurück, damit diese sie überleben. Yana, so glauben wir Trolle, wählte den Weg des Mondtodes und wurde die Matriarchin – ein Wort, das Große Mutter bedeutet –, die Matriarchin der Sithi. Die Sterblichen aber, ich und du, Simon-Freund, wir stammen von Lingit ab. Aber es ist ein langes, ein sehr langes Lied … möchtest du ein andermal mehr davon vernehmen?«
    Simon gab keine Antwort. Das Lied vom Mond und die sanfte Berührung mit den Federschwingen der Nacht hatten ihn schnell in Schlaf sinken lassen.

19
Das Blut von Sankt Hoderund

    imon kam es vor, als würde sich sein Mund jedes Mal, wenn er ihn öffnete, um zu sprechen oder auch nur tief Luft zu holen, mit Blättern füllen. So oft er sich auch bückte und duckte, er schaffte es nicht, den Zweigen auszuweichen, die nach seinem Gesicht griffen wie gierige Kinderhände.
    »Binabik!«, jammerte er. »Warum können wir nicht wieder auf die Straße gehen? Ich werde in Stücke gerissen!«
    »Beklage dich doch nicht so. Wir werden schon bald zur Straße zurückkehren.«
    Es ärgerte Simon, wenn er dem kleinen Troll dabei zuschaute, wie er sich behende durch das Gewirr von Zweigen und Ästen wand. Für ihn war es leicht zu sagen: »Beklage dich nicht«! Je dichter der Wald wurde, desto anmutiger schien Binabik durch das dicke, alles umklammernde Unterholz zu schlüpfen, während Simon hinter ihm herkrachte.
    Sogar Qantaqa hüpfte leichtfüßig mit und hinterließ im Laubwerk hinter sich kaum ein Zittern. Simon fühlte sich, als klebe der halbe Wald in Form von abgebrochenen Zweigen und kratzenden Dornen an seinem Leib.
    »Aber warum tun wir das? Es dauert doch bestimmt nicht länger, am Waldrand der Straße zu folgen, als ich hier brauche, um mich zollweise durchzuwühlen?«
    Binabik pfiff der Wölfin, die einen Augenblick außer Sicht geraten war. Sogleich trottete sie wieder herbei, und während der Troll wartete, bis Simon ihn eingeholt hatte, kraulte er den dicken Pelzkragen um ihren Hals.
    »Du hast ungemein recht, Simon«, meinte er, als der Junge sichherangeschleppt hatte. »Wir könnten auf dem längeren Weg außen herum genauso schnell vorwärtskommen. Aber«, er hob einen kurzen, mahnenden Finger, »es gibt leider auch noch andere Dinge zu berücksichtigen.«
    Simon wusste, dass er jetzt fragen sollte. Er tat es nicht, sondern blieb schnaufend neben dem kleinen Mann stehen und untersuchte seine neu erworbenen Hautrisse. Als der Troll merkte, dass Simon den Köder nicht schlucken wollte,

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