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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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lagen und ihre Mahlzeit verdauten – zwei Tauben und ein fettes Eichhörnchen –, dachte Simon über Binabiks Worte nach. Es war seltsam, wie wenig man jemanden verstand, den man eigentlich gern mochte. Wie konnte der Troll solche Zuneigung zu etwas fühlen, das er töten würde?
    Jedenfalls empfinde ich nichts dergleichen für diesen verdammten Holzfäller, dachte er. Wahrscheinlich hätte er mich genauso schnell umgebracht, wie er den Sitha töten wollte.
    Aber hätte er das wirklich? Wäre er mit der Axt auf Simon losgegangen? Vielleicht nicht. Den Sitha hatte er für einen Dämon gehalten, Simon dagegen den Rücken zugekehrt. Das hätte er gewiss nicht getan, wenn er Angst vor ihm gehabt hätte.
    Ob er wohl eine Frau hatte? , fiel Simon auf einmal ein. Und Kinder? Aber er war doch ein böser Mensch! Trotzdem, schlechte Menschen können auch Kinder haben – König Elias hat eine Tochter. Wäre sie traurig, wenn ihr Vater stürbe? Ich wäre es bestimmt nicht. Und ich bin auch nicht traurig, dass der Holzhauer tot ist – aber ich fände es traurig, wenn seine Familie ihn so tot im Wald fände. Hoffentlich hatte er keine Familie, war allein, lebte ganz allein im Wald … allein im Wald …
    Erschreckt und voller Angst fuhr Simon in die Höhe. Fast wäre er eingeschlafen, ganz allein und hilflos … aber nein. Da war ja Binabik, der an der Uferböschung hockte und vor sich hin summte. Simonempfand es plötzlich als großes Glück, dass der kleine Mann bei ihm war.
    »Vielen Dank … für das Abendessen, Binabik.«
    Der Troll drehte sich um und sah ihn an. Ein nachlässiges Lächeln spielte um seine Mundwinkel. »Es ist freudig gegeben. Und nachdem du nun gesehen hast, was die südlichen Blasdorne ausrichten können, möchtest du vielleicht auch lernen, wie man mit ihnen umgeht?«
    »Ganz bestimmt!«
    »Vorzüglich. Dann werde ich es dir morgen zeigen – und vielleicht kannst du dann unser Abendessen jagen, hmmm?«
    »Wie lange …« Simon fand einen Zweig und rührte damit in der Glut herum, »… wie lange werden wir zusammen reisen?«
    Der Troll schloss die Augen und lehnte sich zurück. Durch das dichte, schwarze Haar kratzte er sich am Kopf. »Oh, zumindest noch eine Weile, denke ich. Du willst nach Naglimund, nicht wahr? Nun, ich bin voller Sicherheit, dass auch ich wenigstens den größeren Teil des Weges dorthin zurücklegen werde. Ist dir das recht?«
    »Ja! Äh … ja.« Simon ging es schon viel besser. Er lehnte sich ebenfalls zurück und bewegte seine nackten Füße vor der Kohlenglut.
    »Jedoch«, sagte Binabik neben ihm, »ich verstehe noch immer nicht, warum du dorthin zu gehen wünschst. Ich hörte Berichte, dass man die Festung Naglimund für einen Krieg bemannt. Ich hörte Gerüchte, dass Josua der Prinz – dessen Verschwinden sich selbst an den entlegensten Orten, die ich bereiste, herumgesprochen hat – sich vielleicht dort versteckt, um gegen seinen Bruder, den König, Krieg zu führen. Weißt du nichts von diesen Reden? Warum, wenn ich mir die Frage erlauben darf, möchtest du dorthin?«
    Simons unbekümmerte Stimmung verflog. Er ist nur klein , schalt er sich selbst, aber keineswegs dumm! Er zwang sich, mehrere Male tief Luft zu holen, bevor er antwortete: »Ich weiß nicht viel von diesen Dingen, Binabik. Meine Eltern sind tot, und ich habe einen Freund in Naglimund … einen Harfner.« Alles mehr oder weniger wahr – aber auch überzeugend?
    »Hmmm.« Binabik hielt die Augen geschlossen. »Vielleicht gibtes bessere Reiseziele als eine Festung, die sich für eine Belagerung rüstet. Immerhin zeigst du viel Tapferkeit, dass du dich so allein auf den Weg machst, auch wenn, wie wir sagen, ›Tapfer und Töricht oft in derselben Höhle wohnen‹. Wenn dir dein Ziel nicht gefällt, könntest du vielleicht mit mir kommen und bei uns Qanuc leben. So ein großer, überragender Troll würdest du werden!« Binabik lachte, ein hohes, albernes Kichern wie ein schimpfendes Eichhörnchen. Und obwohl Simons Nerven noch immer einigermaßen wund waren, konnte er nicht anders, er musste mitlachen.
    Das Feuer war zu einem matten Glühen heruntergebrannt und der Wald ringsum ein unbestimmter, formloser Block aus Schwärze. Simon hatte sich eng in seinen Mantel gewickelt. Binabik strich gedankenverloren mit den Fingern über die Löcher der Flöte und starrte hinauf in den samtenen Fleck Himmel, der durch eine Lücke in den Bäumen sichtbar war.
    »Schau!«, sagte er und streckte sein Instrument aus, um in

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