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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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getrieben, dass sie zur grausamen Strafe geworden sind, und das, obwohl das Volk in Erkynland und Hernystir unter einer schrecklichen Dürre gelitten hat und der Norden von furchtbaren Stürmen heimgesucht worden ist. Und während der Hochhorst die Finger nach mehr ausstreckt, als er unter König Johans Herrschaft je gefordert hat, zieht Elias die Truppen ab, die einst die Straßen offen hielten und die menschenleeren Weiten der Frostmark und des Weldhelms sicherten.«
    »Nur zu wahr!«, rief laut Baron Ordmaer und knallte seinen Humpen auf den Tisch. »Gott segne Euch, das ist wahr gesprochen, Prinz Josua!« Er drehte sich um und drohte, damit es auch die anderen sahen, mit der Faust. Ein Chor der Zustimmung ertönte. Aber es gab auch andere, unter ihnen Bischof Anodis, die über solch unüberlegte Worte gleich zu Beginn die Köpfe schüttelten.
    »Und so«, fuhr Josua mit lauter Stimme fort und brachte damit die Versammlung wieder zum Schweigen, »so stehen wir vor einem Problem. Was sollen wir tun? Darum habe ich Euch hierher gerufen und darum, nehme ich an, seid Ihr gekommen: Um zu entscheiden, welche Möglichkeiten wir haben. Um diese Ketten«, er hob den linken Arm und wies auf die Handschelle, die sein Gelenk noch immer umschloss, »in die der König uns schlagen möchte, von uns fernzuhalten.«
    Ein paar beifällige Rufe. Auch das Summen geflüsterter Worte schwoll an. Josua gebot gerade mit einem Wink seines Arms Schweigen, als etwas Rotes in der Tür aufblitzte. Eine Frau rauschte herein, das lange Seidenkleid wie eine Fackelflamme. Es war dieselbe Frau, die Simon in Josuas Gemächern gesehen hatte, dunkeläugig und gebieterisch. Gleich darauf stand sie am Tisch des Prinzen; die Augender Männer folgten ihr mit unverhohlenem Interesse. Josua schien sich unbehaglich zu fühlen. Als sie ihm etwas ins Ohr flüsterte, hielt er den Blick starr auf seinen Weinbecher geheftet.
    »Wer ist diese Frau?«, zischte Simon und war, nach dem aufgeregten Geflüster ringsum zu urteilen, nicht der Einzige, der da fragte.
    »Ihr Name ist Vara. Tochter eines Stammeshäuptlings der Thrithinge ist sie und des Prinzen … nun … Frau nehme ich an. Sie sagen, dass sie von großer Schönheit ist.«
    »Das ist sie.« Simon starrte sie noch einen Augenblick an und drehte sich dann wieder zu dem Troll um. »›Sie sagen‹! Was meinst du damit, ›sie sagen‹? Sie ist doch hier, oder nicht?«
    »Das ist sie, aber mir fällt das Urteil schwer.« Binabik lächelte. »Das kommt, weil ich den Anblick hochgewachsener Frauen nicht liebe.«
    Anscheinend hatte die Herrin Vara gesagt, was sie zu sagen hatte. Sie lauschte auf Josuas Antwort und glitt gleich darauf rasch aus der Halle. Nur ein scharlachroter Schimmer blieb für einen Augenblick im Dunkel der Tür zurück.
    Der Prinz sah auf, und hinter seinen gelassenen Zügen glaubte Simon etwas zu entdecken, das aussah wie … Verlegenheit?
    »Also gut«, begann Josua wieder, »wir waren …? Ja, Baron Devasalles?«
    Der Stutzer aus Nabban erhob sich. »Ihr sagtet, Hoheit, dass wir Elias nur als König betrachten sollten. Aber das ist offensichtlich nicht wahr.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«, fragte der Herr von Naglimund unter dem missbilligenden Gemurmel seiner Lehnsmänner.
    »Vergebung, Prinz, aber was ich meine, ist dies: Wenn er nur König wäre, wären wir nicht hier, oder zumindest hätte Herzog Leobardis mich nicht zu Euch gesandt. Ihr seid Priester Johans einziger anderer Sohn. Warum sonst hätten wir die weite Reise gemacht? Wäre es anders, würden alle, die eine Beschwerde über den Hochhorst vorzubringen hätten, zur Sancellanischen Mahistrevis gehen, oder nach Hernysadharc zum Taig. Aber Ihr seid nun einmal sein Bruder, nicht wahr? Des Königs Bruder!«
    Ein eisiges Lächeln umspielte Josuas Lippen. »Ja, Baron, das bin ich. Und ich verstehe, was Ihr meint.«
    »Ich danke Euch, Hoheit.« Devasalles machte eine kleine Verbeugung. »Und nun bleibt die Frage: Was wollt Ihr, Prinz Josua? Rache? Den Thron? Oder nur ein Übereinkommen mit einem habgierigen König, damit er Euch hier in Naglimund unbehelligt lässt?«
    Jetzt ließ sich in der Tat ein lautes Grollen der anwesenden Erkynländer hören, und einige sprangen mit zornig zusammengezogenen Brauen und bebenden Schnurrbartspitzen von ihren Stühlen auf. Doch bevor einer von ihnen den Augenblick nutzen konnte, sprang der junge Gwythinn von Hernystir auf und beugte sich über den Tisch zu Baron Devasalles hinüber wie ein

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