Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
Finger an. In den Gemächern des Prinzen war es kalt, das Feuer nicht entzündet. »Da wäre noch die … Bezahlung?«
    »Ich dachte, Ihr tätet es, um mich zu ehren?«, rief Vara aus dem dahinterliegenden Raum.
    »Gewiss, Herrin, aber ich bin nur ein armer Mann. Was Ihrverlangt, erfordert Mittel.« Wieder blies er auf seine Finger und versteckte dann die Hände tief in seiner Kutte.
    Sie kam mit einer Börse aus schimmerndem Stoff zurück. »Das weiß ich. Hier. Es ist Gold, wie versprochen – die Hälfte jetzt, die andere Hälfte, sobald mir der Beweis vorliegt, dass Ihr Eure Aufgabe erfüllt habt.« Sie reichte ihm die Börse und trat zurück. »Pfui, Ihr stinkt nach Wein. Seid Ihr diese Sorte Mann – Ihr, dem man eine so schwerwiegende Aufgabe anvertraut hat?«
    »Es ist nur der Abendmahlswein, Herrin. Manchmal ist er auf meinem schweren Weg das Einzige, was ich zu trinken habe. Das müsst Ihr verstehen.« Er schenkte ihr ein schüchternes Lächeln und schlug das Zeichen des Baumes über dem Gold, bevor er es in der Tasche seiner Kutte verstaute. »Wir alle tun, was wir müssen, um Gottes Willen zu dienen.«
    Vara nickte langsam. »Das ist einzusehen. Lasst mich nicht im Stich! Ihr dient einem großen Ziel, und nicht allein um meinetwillen.«
    »Ich verstehe, Herrin.« Er verbeugte sich, drehte sich dann um und ging. Vara stand da und starrte auf die über den Tisch des Prinzen verstreuten Pergamente. Sie atmete tief aus. Es war getan.

    Die Dämmerung des folgenden Tages fand Simon in Prinz Josuas Gemächern. Er war im Begriff, sich zu verabschieden. In einer Art Benommenheit, als sei er gerade eben erst aufgewacht, stand er da und lauschte den letzten Worten des Prinzen an Binabik. Der Junge und der Troll hatten den ganzen Tag damit zugebracht, sich um die Ausrüstung zu kümmern. Für Simon waren ein neuer, pelzgefütterter Mantel und ein Helm besorgt worden, dazu ein leichtes Kettenhemd, das er unter den Oberkleidern tragen sollte. Die Schicht aus dünnen kleinen Ringen, hatte ihm Haestan erklärt, würde ihn zwar nicht vor einem gezielten Schwerthieb oder einem Pfeil ins Herz schützen, ihm aber bei weniger tödlichen Angriffen trefflich zustattenkommen.
    Simon fand ihr Gewicht beruhigend, aber Haestan warnte ihn,dass er am Ende einer langen Tagesreise vielleicht nicht mehr so begeistert davon sein würde.
    »Ein Soldat schleppt viele Lasten, Junge«, sagte der große Mann zu ihm, »und manchmal ist die schwerste davon, am Leben zu bleiben.«
    Haestan war einer der Erkynländer gewesen, die vortraten, als die Hauptleute Freiwillige aufriefen. Wie seine beiden Kameraden, Ethelbearn, ein narbiger Veteran mit buschigem Schnurrbart, der beinahe ebenso groß wie Haestan war, und Grimmric, ein schlanker Falke von einem Mann mit schlechten Zähnen und wachsamem Blick, hatte er sich nun schon so lange für eine Belagerung gerüstet, dass er jede Form von Betätigung begrüßte, selbst wenn es etwas so Gefährliches und Geheimnisvolles war, wie es dieses Unternehmen zu sein schien. Als Haestan hörte, dass Simon auch mitkommen sollte, wurde sein Wunsch, dabei zu sein, noch dringlicher.
    »Jungen wie den loszuschicken ist Wahnsinn«, knurrte er, »vor allem, wenn er doch noch gar nicht gelernt hat, sein Schwert zu schwingen oder den Pfeil zu schießen. Geh ich lieber mit und zeig ihm noch was.«
    Auch Herzog Isgrimnurs Gefolgsmann Sludig hatte sich eingefunden, ein junger Rimmersmann, wie die Erkynländer mit Pelzen und Kegelhelm ausgestattet. Statt der Langschwerter, die die beiden anderen trugen, hatte sich der blondbärtige Sludig zwei Handbeile mit gekerbten Klingen in den Gürtel gesteckt. Er grinste Simon, dem er die Frage an den Augen ablas, vergnügt an.
    »Manchmal bleibt eins im Schädel oder Brustkorb stecken«, erläuterte er. Der Rimmersmann sprach die Westerlingsprache geläufig und mit fast ebenso geringem Akzent wie sein Herzog. »Es ist schön, wenn man dann noch ein anderes Beil zur Hand hat, bis man das erste herausgezogen hat.«
    Simon nickte und versuchte zurückzulächeln.
    »Schön, dich wiederzusehen, Simon.« Sludig streckte ihm die schwielige Hand entgegen.
    »Wieder?«
    »Wir sind uns schon einmal begegnet, in Hoderunds Abtei.« Sludig lachte. »Allerdings hast du damals die Reise quer überEinskaldirs Sattel gemacht, mit dem Arsch nach oben. Ich hoffe, dass du auch anders reiten kannst.«
    Simon errötete, schüttelte dem Nordmann die Hand und wandte sich ab.
    »Wir haben nur wenig

Weitere Kostenlose Bücher