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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Rüstung mit dem Kopf eines rasenden Hundes. Auf sein schwarzes Wams war weiß eine rohe Pyramidenform gestickt.
    »Da bist du ja, Junge«, sagte das Hundegesicht. Die tiefe Stimme hallte im Helm wider. »Ich habe dich gesucht.«
    Simon fuhr herum und hastete den verschneiten Hügel hinauf. Er stolperte und versank in kniehohen Schneewehen. Der Mann in Schwarz lachte vergnügt und folgte ihm.
    Simon raffte sich auf, schmeckte sein eigenes Blut, das aus der aufgerissenen Nase und Lippe floss, blieb endlich stehen und suchte hinter einer schiefen Fichte Schutz. Dort griff er rasch nach einem Pfeil, ließ den Köcher fallen, legte den Pfeil auf die Sehne und spannte den Bogen. Der Schwarzgekleidete, immer noch ein halbes Dutzend Ellen unter ihm, blieb stehen und hielt den behelmten Kopf schräg, als ahmte er den Hund nach, dessen Aussehen er trug.
    »Jetzt töte mich, Knabe, wenn du kannst«, höhnte er. »Schieß!« Er trieb sein Pferd bergan, auf Simon zu, der zitternd dastand.
    Ein Zischen – ein scharfer, fleischiger Aufprall. Jäh warf das Grauross den mähnenumflatterten Kopf zurück und bäumte sich auf. In seiner Brust bebte ein Pfeil. Der hundsgesichtige Reiter wurde hart in den Schnee geschleudert. Wie knochenlos lag er da, selbst als sein zuckendes Pferd in die Knie brach und schwer über ihm zusammensank. Simon starrte wie gebannt. Aber gleich darauf blickte er mit noch größerer Überraschung auf den Bogen, den er noch immer am ausgestreckten Arm hielt. Der Pfeil hatte die Sehne nicht verlassen.
    »H-Haestan?«, fragte er und schaute den Hang hinauf. In einer Lücke zwischen den Bäumen standen drei Gestalten. Keiner von ihnen war Haestan.
    Und bestimmt war auch keiner von ihnen ein richtiger Mensch. Sie hatten helle, glühende Katzenaugen und einen sehr harten Zug um den Mund.
    Der Sitha, der den Pfeil abgeschossen hatte, legte einen neuen auf und senkte ihn, bis die sanft bebende Spitze genau zwischen Simons Augen zielte.
    »T’si im t’si, Sudhoda«, sagte er, und sein schmales Lächeln war so kalt wie Marmor. »Blut … wie ihr sagt … um Blut.«

37
Jirikis Jagd

    imon starrte hilflos auf die schwarze Pfeilspitze und die drei schmalen Gesichter. Sein Kinn zitterte. »Ske’i! Ske’i!« , schrie eine Stimme. »Halt!« Zwei von den Sithi wandten sich um und schauten nach rechts, den Berg hinauf. Derjenige, der den Bogen hielt, schwankte keine Sekunde.
    »Ske’i, ras-Zida’ya!« , rief die kleine Gestalt laut, machte einen Sprung und fiel hin. Binabik rollte durch den Schnee und kam erst ein paar Schritte von Simon entfernt in einem glitzernden Puderwirbel zum Halt.
    Er richtete sich langsam auf, mit Schnee bestäubt, als hätte ihn ein Bäcker in Mehl gewälzt.
    »W-was?« Simon zwang seine tauben Lippen, Worte zu formen, aber der Troll deutete ihm mit einer hastig flatternden Bewegung der kurzen Finger zu schweigen.
    »Sch! Langsam senke den Bogen in deiner Hand – langsam!« Als der Junge dieser Anweisung folgte, sprudelte Binabik einen neuen Schwall von Worten in der fremden Sprache hervor und rang flehend die Hände vor den Sithi, die nicht einmal blinzelten.
    »Was … wo sind die anderen?«, flüsterte Simon, aber Binabik gebot noch einmal Schweigen, diesmal mit kurzem, aber heftigem Kopfschütteln.
    »Keine Zeit haben wir, keine Zeit … um dein Leben kämpfen wir.« Der Troll hob die Hände, und Simon, der den Bogen fallen gelassen hatte, folgte seinem Beispiel, die Handflächen nach außen gekehrt. »Du hast, hoffe ich, den Weißen Pfeil nicht verloren?«
    »Ich … weiß nicht.«
    »Tochter der Berge, ich will es nicht hoffen. Wirf langsamdeinen Köcher hin! So.« Er schnatterte noch ein paar Worte in der Sithisprache und versetzte dem Köcher dann einen Tritt, dass die Pfeile über den zertretenen Schnee sprangen wie dunkle Mikadostäbe … alle bis auf einen, bei dem sich nur die dreieckige Spitze, perlblau wie ein Stück Himmel, vom Weiß seiner Umgebung abhob.
    »Oh, gepriesen seien die Stätten der Höhe«, seufzte Binabik. »Staj’a Ame ine!« , rief er den Sithi zu, die ihn beobachteten wie Katzen, deren geflügelte Beute sich plötzlich umdreht und zu singen anfängt, anstatt fortzufliegen.
    »Der Weiße Pfeil! Ihr müsst davon wissen! Im sheyis tsi-keo’su d’a Yana o Lingit!«
    »Das ist … etwas Seltenes«, sagte der Sitha mit dem Bogen und senkte ihn ein Stück. Seine Aussprache klang fremd, aber er beherrschte die Westsprache ausgezeichnet. Er blinzelte. »Von einem

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