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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Sitha, der den Pfeil hielt und anscheinend der Anführer war, sagte ein paar Worte in seiner Sprache zu den anderen und machte Simons Gefährten ein Zeichen, aus der Grube hinauszuklettern.
    »Nicht Dämonen sind sie«, erwiderte Binabik, während er und Simon sich mit den Beinen gegen den Boden stemmten, um den anderen beim Aufstieg zu helfen, im tiefen, rutschigen Schnee ein mühsames Unterfangen. »Sithi sind sie, und sie werden uns nichts Böses tun. Es ihr eigener Weißer Pfeil, der sie davon überzeugen dürfte, uns in Ruhe zu lassen.«
    Der Sithiführer warf dem Troll einen unfreundlichen Blick zu, sagte jedoch nichts. Grimmric zog sich keuchend auf ebenen Boden hinauf. »Si … Sithi?«, fragte er, nach Atem ringend. »Jetzt stecken wir mitten in den uralten Sagen, so viel steht fest. Sithivolk! Möge Usires Ädon uns alle schützen.« Er schlug das Zeichen des Baumes und streckte dann die Hand aus, um dem taumelnden Sludig zu helfen.
    »Was ist denn eigentlich passiert?«, fragte Simon. »Wie seid ihr … was wurde aus …?«
    »Die Reiter, die hinter uns her waren, sind tot«, erklärte Sludig und sackte gegen einen Baumstamm. Seine Brünne war an mehrerenStellen durchlöchert, und sein Helm, der ihm vom Handgelenk baumelte, voller Kratzer und Beulen wie ein alter Topf. »Ein paar haben wir selbst erledigt. Der Rest«, er machte eine schlaffe Handbewegung zu den Sithiwachen hinüber, »fiel, von Pfeilen gespickt.«
    »Sie hätten uns bestimmt auch erschossen, wenn der Troll nicht ihre Sprache gesprochen hätte«, ergänzte Haestan. Er zeigte Binabik ein schwaches Lächeln. »Wir haben nicht schlecht von dir gedacht, als du wegranntest. Haben sogar für dich gebetet.«
    »Ich ging Simon suchen. Er ist mein Schützling«, erwiderte Binabik einfach.
    »Aber …« Simon blickte sich um, hoffte wider besseres Wissen, sah keinen weiteren Gefangenen. »Dann … dann war es Ethelbearn, der gefallen ist? Bevor wir den ersten Berg erreichten?«
    Haestan nickte langsam. »Ja.«
    »Die Pest über ihre Seelen!«, fluchte Grimmric. »Rimmersmänner waren es, diese mörderischen Bastarde!«
    »Skalis Leute«, ergänzte Sludig. Seine Augen waren hart. Die Sithi forderten jetzt durch Gesten ihre Gefangenen auf, sich zu erheben. »Zwei von ihnen trugen den Raben von Kaldskryke«, fuhr Sludig fort und stand auf. »Oh, wie ich darum bete, Skali zu erwischen, wenn einmal nur noch unsere Äxte zwischen uns stehen.«
    »Darauf hoffen noch ganze Heerscharen von anderen Leuten«, meinte Binabik.
    »Wartet!«, begann Simon, der sich innerlich ganz ausgehöhlt fühlte. Es war einfach alles nicht richtig. Er wandte sich an den Führer des Sithitrupps. »Du hast meinen Pfeil gesehen und weißt, dass meine Geschichte wahr ist. Du kannst uns nirgendwohin bringen oder etwas mit uns tun, bevor wir nicht festgestellt haben, was aus unserem Gefährten geworden ist.«
    Der Sitha musterte ihn prüfend. »Ich weiß nicht, ob deine Geschichte wahr ist, Menschenkind, aber wir werden es bald herausfinden. Schneller, als dir vielleicht lieb ist. Was das Übrige betrifft …« Er betrachtete einen Augenblick lang Simons zerlumpte Schar. »Also gut. Wir erlauben euch, nach eurem Mann zu sehen.« Er sprach mit seinen Kameraden, und sie folgten Simon und den anderen den Berg hinunter.
    Die schweigenden Männer kamen an den von Pfeilfedern starrenden Leichen zweier ihrer Angreifer vorbei. Ihre Augen waren aufgerissen, die Münder standen weit offen. Schon legte sich neuer Schnee über die stillen Gestalten und deckte die purpurroten Flecken zu.
    Sie fanden Ethelbearn hundert Ellen von der Seestraße entfernt. Der abgebrochene Schaft eines Eschenholzpfeiles ragte ihm unter dem Bart seitlich aus dem Hals, und die verdrehte Stellung der gespreizten Glieder deutete darauf hin, dass sich sein Pferd im Todeskampf über ihn gewälzt hatte.
    »Hat nicht lang gebraucht zum Sterben«, sagte Haestan, in dessen Augen Tränen standen. »Ädon sei gelobt, ein schneller Tod.«
    Sie hoben, so gut sie konnten, eine Grube für ihn aus. Mit Schwertern und Äxten hackten sie auf den harten Boden ein; gleichgültig wie Gänse standen die Sithi daneben. Die Gefährten wickelten Ethelbearn in seinen dicken Mantel und legten ihn in das flache Grab. Als er zugedeckt war, rammte Simon das Schwert des Toten als Grabzeichen in die Erde.
    »Nimm seinen Helm«, forderte Haestan Sludig auf, und Grimmric nickte. »Er würde nicht wollen, dass er dort nutzlos liegt«, meinte

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