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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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dadurch dienen, dass wir zuerst die Belagerung in Hernystir durchbrechen. Wenn wir Skali Scharfnase mit unseren zweitausend Mann in den Rücken fielen, hätten Lluths Truppen – oder das, was von ihnen übrig ist – wieder Spielraum, und Elias’ eigener Rücken wäre ungeschützt, wenn er Naglimund belagert.«
    Er erwog seinen Plan und fand ihn gut. Er schien ihm so zu sein, wie sein Bruder Camaris es geliebt hätte: schnell, energisch, ein Hieb wie ein Peitschenknall. Camaris, der wie eine klare Waffe gewesen war, hatte Feldzüge immer auf diese Art geführt – geradeheraus und ohne Zögern wie ein blitzender Hammer.
    Benigaris schüttelte den Kopf; in seinem Gesicht zeigte sich etwas wie wirkliche Beunruhigung. »Nur das nicht, Herr! Wenn wir so vorgingen, brauchte Skali nur im Circoille zu verschwinden oderebenfalls in die Grianspogberge zu klettern. Dann wären wir es, die festgenagelt wären wie eine aufgespannte Haut und warten müssten, bis die Rimmersmänner aus ihren Löchern kämen. Inzwischen könnte Elias Naglimund vernichten und dann über uns herfallen. Zwischen dem Hochkönig und dem Raben Skali würden wir zertreten werden wie eine Haselnuss.« Er schüttelte heftig den Kopf, als bereite der Gedanke ihm Angst.
    Leobardis wandte sich von der blendenden Sonne ab. »Wahrscheinlich hast du recht, Benigaris, obwohl ich mich zu erinnern glaube, dass du noch vor kurzem ganz anders geredet hast.«
    »Das war, bevor Ihr Euch entschlossen habt, das Heer in Marsch zu setzen, Herr.« Benigaris nahm den Helm ab und spielte einen Augenblick damit, bevor er ihn an seinen Sattelknopf hängte. »Jetzt, nachdem wir uns festgelegt haben, werde ich kämpfen wie ein Löwe aus Nascadu.«
    Leobardis holte tief Atem. Die Luft roch nach Krieg, und der Geruch erfüllte ihn mit Unbehagen und Bedauern. Immerhin schien der Zerfall von Osten Ard nach den langen Jahren von Johans Frieden – dem Hochkönigsfrieden – wenigstens seinen starrköpfigen Sohn wieder zu ihm zurückgeführt zu haben. Das war etwas, wofür man dankbar sein musste, so unbedeutend es auch, verglichen mit den größeren Ereignissen, scheinen mochte. Der Herzog von Nabban richtete ein stilles Dankgebet an seinen verwirrenden, am Ende aber doch wohlwollenden Gott.

    »Gelobt sei Usires Ädon, der dich uns zurückgegeben hat!«, sagte Isgrimnur und merkte, dass ihm von neuem die Tränen in die Augen traten. Er beugte sich über das Bett und versetzte Isorns Schulter einen rauhen, begeisterten Stoß, der ihm einen scharfen Blick von Gutrun einbrachte. Sie war, seitdem er in der vorigen Nacht zu ihnen gekommen war, nicht von der Seite ihres erwachsenen Sohnes gewichen.
    Isorn, dem die Strenge seiner Mutter nichts Neues war, grinste matt zu Isgrimnur hinauf. Er hatte die blauen Augen und das breiteGesicht seines Vaters, aber seitdem der Herzog ihn zum letzten Mal gesehen hatte, schien der Ausdruck blühender Jugend daraus verschwunden zu sein; er sah abgehärmt und finster aus. So stämmig und breitschultrig er auch war, irgendetwas war ihm abhandengekommen.
    Es sind nur seine schlimmen Erlebnisse und die Sorgen, die ihn so verändert haben, entschied der Herzog. Er ist doch ein kräftiger Kerl. Man sieht ja, wie er mit dem Getue seiner Mutter fertigwird. Er wird ein guter Mann werden – nein, er ist schon längst ein guter Mann geworden. Und er wird es zeigen, wenn er nach mir Herzog wird … wenn wir erst Skali brüllend zur Hölle hinabgeschickt haben …
    »Isorn!« Eine neue Stimme verscheuchte die schweifenden Gedanken. »Es ist ein Wunder, dich wieder bei uns zu haben.« Prinz Josua bückte sich und ergriff Isorns Hand mit seiner Linken. Gutrun nickte zustimmend. Sie stand nicht auf, um vor dem Prinzen zu knicksen; anscheinend waren ihr die Mutterpflichten im Augenblick wichtiger als gute Manieren. Prinz Josua schien es nichts auszumachen.
    »Teufel noch mal, natürlich ist es ein Wunder«, bemerkte Isgrimnur und runzelte die Stirn, damit ihn sein Gefühlsausbruch nicht in Verlegenheit brachte. »Mit seinem Verstand und seinem Mut hat er seine Leute dort herausgebracht, und das ist bei Gott die Wahrheit.«
    »Isgrimnur …«, warnte Gutrun. Josua lachte.
    »Natürlich. Dann lass mich sagen, Isorn, dass dein Mut und dein Verstand das wahre Wunder waren.«
    Isorn setzte sich im Bett höher auf und änderte die Lage seines verbundenen Beines, das auf der Decke aufgebahrt lag wie eine Heiligenreliquie. »Ihr übertreibt, Hoheit. Wenn nicht einige von

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