Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
zu erwarten haben, nachdem Lluths Krieg im Norden so übel ausgegangen ist. Wo, sagtest du, steckt Benigaris?«
    Varellan errötete. »Ich habe gar nichts gesagt, Herr – es tut mir leid. Er ist mit seinem Freund, Graf Aspitis Preves, in die Stadt hinaufgeritten.«
    Leobardis achtete nicht auf die Verlegenheit seines Sohnes. »Beim Baum , ich hätte es nicht für zu viel verlangt gehalten, wenn mein Sohn und Erbe mich hier erwartet hätte. Also gut, gehen wir nachsehen, wie es mit den anderen Führern steht.« Er schnalzte mit den Fingern, und der Knappe brachte das Ross des Herzogs. Am Geschirr klingelten die Glöckchen.
    Sie fanden Mylin-sá-Ingadaris unter dem weißroten Albatrosbanner seines Hauses. Der alte Mann, seit vielen Jahren Leobardis aufrichtig zugetan, begrüßte den Herzog freudig. Leobardis und Varellan saßen da und schauten zu, wie Mylin den Abschluss der Entladearbeiten an seinen beiden Karacken beaufsichtigte, und leerten dannin seinem gestreiften Zelt einen Humpen süßen ingadarinischen Weines mit dem alten Grafen.
    Nachdem sie über Marschkarrees und Schlachtreihen gesprochen und Varellans wenig erfolgreiche Versuche, dabei ein Wort mitzureden, ertragen hatten, dankte Leobardis Graf Mylin für seine Gastfreundschaft und ging, seinen Jüngsten im Kielwasser. Sie nahmen von ihren Knappen wieder die Zügel entgegen und ritten weiter durch das geschäftige Feldlager, um den Lagerplätzen verschiedener anderer Edelleute kurze Höflichkeitsbesuche abzustatten.
    Die beiden hatten gerade kehrtgemacht, um am Strand zurückzureiten, als dem Herzog eine vertraute Gestalt auf einem mächtigen, breitbrüstigen Rotschimmel ins Auge fiel, die, einen zweiten Ritter zur Seite, gemächlich die Straße von der Stadt heruntergeritten kam.
    Benigaris’ silberne Rüstung, sein kostbarster Besitz, war so dicht mit Gravuren und kostspieligen Mustern aus den Händen ilenitischer Künstler übersät, dass das Licht vergaß, sich darin zu spiegeln, und sie dadurch fast grau wirkte. Eingezwängt in seine Brünne, die die übermäßige Fülle seines Körpers korrigierte, sah Benigaris in der Tat von Kopf bis Fuß nach einem Ritter ohne Furcht und Tadel aus. Der junge Aspitis daneben trug ebenfalls eine wundervoll gearbeitete Rüstung; das Fischadlerwappen seiner Familie war in Perlmutt in seine Brünne eingelegt. Auf einen Überrock, der die Rüstung verdeckte, hatte er verzichtet und ritt genau wie Benigaris ganz im Harnisch, rundum gepanzert wie ein glänzender Krebs.
    Benigaris sagte etwas zu seinem Begleiter. Aspitis Preves lachte und ritt davon. Benigaris verließ die Straße und knirschte über den Kiesstrand auf seinen Vater und jüngeren Bruder zu.
    »Das war Graf Aspitis, nicht wahr?«, empfing ihn Leobardis und versuchte den bitteren Geschmack, der ihm tief im Hals saß, nicht in seine Stimme dringen zu lassen. »Ist das prevanische Haus seit neuestem unser Feind, dass der Graf nicht herkommen und seinem Herzog den Gruß entbieten kann?«
    Benigaris lehnte sich im Sattel nach vorn und klopfte seinem Pferd den Hals. Leobardis konnte nicht sehen, ob er ihn unter den dichten schwarzen Brauen anblickte. »Ich habe Aspitis gesagt, dass wir einpersönliches Gespräch miteinander zu führen hätten. Er wollte kommen, aber ich habe ihn fortgeschickt. Er ging aus Respekt vor Euch.« Er wandte sich Varellan zu, der in seiner glänzenden Rüstung ganz verloren aussah, und begrüßte den Bruder mit knappem Kopfnicken.
    Ein wenig aus der Bahn geworfen, wechselte der Herzog das Thema. »Was hat dich in die Stadt geführt, mein Sohn?«
    »Neuigkeiten, Herr. Ich dachte, Aspitis, der schon früher hier gewesen ist, könnte mir helfen, nützliche Dinge in Erfahrung zu bringen.«
    »Du warst lange fort, Benigaris.« Leobardis konnte nicht die Kraft aufbringen, wütend zu sein. »Was hast du herausgefunden – wenn überhaupt etwas?«
    »Nichts, das wir nicht schon von den Bootsleuten aus Abaingeat gehört hätten. Lluth ist verwundet und hat sich ins Gebirge zurückgezogen. Skali kontrolliert Hernystir, hat jedoch zu wenig Männer, um das Land zu sichern, bevor nicht die Hernystiri im Grianspog endgültig unterworfen sind. Darum ist die Küste noch frei, ebenso alles Land diesseits von Agh Samrath – Nad Mullach, Cuimnhe, das ganze Flussgebiet bis hinauf zum Inniscrich.«
    Leobardis rieb sich den Kopf und schielte auf den grellen Streifen, den die Sonne auf das Meerwasser malte. »Vielleicht könnten wir Prinz Josua am besten

Weitere Kostenlose Bücher