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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Begleitet mich.«
    »Gewiss, guter Herzog, gewiss.« Velligis machte eine leichte Wendung zur Seite, um durch die schmale Tür schlüpfen zu können. »Aber Ihr werdet mir verzeihen, wenn ich nicht sofort mit Euch an Land gehe. Seit einiger Zeit fühle ich mich ein wenig unsicher auf den Beinen. Ich fürchte, ich werde alt.«
    »Nun, Eure Rhetorik hat an Kraft nichts verloren«, bemerkte Leobardis, während sie langsam über das Deck schritten. Eine schmale Gestalt in dunkler Robe kreuzte ihren Weg, blieb kurz stehen und nickte ihnen mit über der Brust gefalteten Händen zu. Der Escritor zog die Stirn in Falten, aber Herzog Leobardis erwiderte das Nicken lächelnd.
    »Nin Reisu fährt schon viele Jahre auf der Juwel von Emettin «, erklärte er, »und sie ist die beste aller Seewächterinnen. Ich schenke ihr die Formalitäten – die Niskies sind ohnehin ein seltsames Volk, Velligis, wie Ihr wüsstet, wenn Ihr ein Seefahrer wärt. Kommt, dort drüben liegt mein Boot.«
    Der Hafenwind verwandelte Leobardis’ Mantel in ein Segel, das sich blau vor dem unbeständigen Himmel blähte.Als er landete, sah Leobardis seinen jüngsten Sohn Varellan, der ihn erwartete. Er sah aus, als sei er noch zu klein, um seine glänzende Rüstung richtig auszufüllen. Das schmale Gesicht lugte besorgt aus der Höhlung des Helmes hervor, während er zusah, wie sich die Streitkräfte der Nabbanai sammelten – so als könne sein Vater ihn für eine vielleicht nachlässige Aufstellung der sich wimmelnd formierenden Soldaten verantwortlich machen. Eine Gruppe von Männern drängte sich so achtlos an ihm vorbei, als wäre er der Trommeljunge, und fluchte fröhlich auf ein Pferdegespann, das, scheu geworden durch die allgemeine Verwirrung, von der Gangplanke ins seichte Wasser gestürzt war und den Wagenlenker mitgenommen hatte. Varellan wich vor dem spritzenden, wiehernden Chaos zurück, die Stirn in Falten gezogen, die auch dann nicht verschwanden, als er den Herzog von dem auf Grund gelaufenen Boot herunterspringen und die letzten paar Schritte den felsigen Strand der Südküste von Hernystir hinaufwaten sah.
    »Herr«, sagte er und hielt inne. Leobardis dachte bei sich, nun überlege er wohl, ob er vom Pferd steigen und vor ihm das Knie beugen solle. Der Herzog musste einen tadelnden Blick unterdrücken. Er machte Nessalanta das scheue Wesen des Jungen zum Vorwurf, weil sie sich an ihn geklammert hatte wie ein Säufer an seinen Krug, um sich nicht eingestehen zu müssen, dass auch das letzte ihrer Kinder erwachsen wurde. Natürlich war er auch nicht ohne Schuld. Nie hätte er sich über das aufkeimende Interesse des Jungen für die Priesterschaft lustig machen dürfen. Aber das war nun Jahre her, und der Lebensweg des Jungen ließ sich nicht mehr ändern; er würde Soldat bleiben, auch wenn er dabei sein Leben verlor.
    »Nun, Varellan«, begrüßte ihn der Herzog und warf einen Blick in die Runde. »Gut, mein Sohn – es sieht ja aus, als wäre alles in Ordnung.«
    Obwohl ihm der eigene Augenschein bestätigte, dass sein Vater entweder nicht bei Verstand war oder es allzu freundlich mit ihm meinte, schenkte ihm der junge Mann ein rasches, dankbares Lächeln. »Wir werden, denke ich, in zwei Stunden alle ausgeschifft haben. Wird heute Nacht noch weitermarschiert?«
    »Nach einer Woche auf See? Die Männer würden uns alle beide erschlagen und sich eine neue herzogliche Familie suchen. Obwohl sie dann vermutlich auch Benigaris erledigen müssten, um wirklich die ganze Linie auszurotten. Aber da wir gerade von deinem Bruder sprechen – warum ist er nicht hier?«
    Er sagte es leichthin, obgleich er die Abwesenheit seines Ältesten ärgerlich fand. Nach wochenlangem bitterem Streit darüber, ob Nabban neutral bleiben sollte, und stürmischen Reaktionen auf die Entscheidung des Herzogs, Prinz Josua zu unterstützen, hatte Benigaris vor kurzem seine Meinung überraschend geändert und den Wunsch geäußert, sich seinem Vater und den Truppen anzuschließen. Der Herzog war überzeugt, Benigaris brächte es einfach nicht fertig, auf die Gelegenheit zu verzichten, die Legionen des Eisvogels in die Schlacht zu führen, selbst wenn das den Verzicht auf die Möglichkeit bedeutete, wenigstens für eine Weile seine Beine auf dem Thron der Sancellanischen Mahistrevis auszustrecken.
    Er merkte, dass seine Gedanken abschweiften. »Nein, nein, Varellan, wir werden den Leuten eine Nacht in Crannhyr gönnen, obwohl Sie dort wahrscheinlich wenig Vergnügungen

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